Der Bundespräsident: Über die bisherigen 11 Männer des Wortes


Bundespräsident 1949-2017

An der Spitze der Bundesrepublik Deutschland steht als Repräsentat der Bundespräsident. Zwischen 1949 und 2017 standen bislang 11 Männer an der Spitze des Staates. Ein Überblick über die Repräsentanten des Staates, die über die Macht des Wortes verfügen.

1. Der erste Bundespräsident: Theodor Heuss

Theodor Heuss

Quelle: Bundesarchiv

Der deutsche Journalist und Politikwissenschaftler Theodor Heuss war der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Er übte dieses Amt von 1949 bis 1959 aus. Er setzte sich im zweiten Wahlgang gegen Kurt Schumacher durch. Bei seiner Wiederwahl 1952 erhielt er 88,2% der Stimmen. Als erster Bundespräsident prägte er das Amt durch seine überparteiliche Arbeit. Er sah das Amt vor allem als Repräsentationsaufgabe. Und seine Aufgabe bestand vor allem darin, für die neue Bundesrepublik im In- und Ausland zu werben und Vertrauen aufzubauen. Dies war auch dringend nötig. Denn die Staatengemeinschaft hielt sich in den Jahren nach Kriegsende mit Einladungen an deutsche Politiker zurück. Die ersten Staatsbesuche, die Theodor Heuss durchführte, geschahen auf Einladung von Griechenland (1956) und der Türkei (1957).

Innenpolitisch versuchte er das Demokratieverständnis der Deutschen zu fördern. Er verstand den Bundespräsidenten nicht nur als Repräsentanten sondern auch als Hüter der Verfassung neben dem Bundesverfassungsgericht. So bestimmte er die Nationalhymne und begründete den Bundesverdienstorden sowie den „Ordens pour le mérite“ neu.

Als Journalist schrieb Theodor Heuss seine Reden selbst. Auch dies trug zu seiner Beliebtheit in der deutschen Bevölkerung bei. Er wirkte authentisch und wurde im Volksmund „Papa Heuss“ genannt. Er erschien den Deutschen gegen Ende seiner zweiten Amtszeit als Bundespräsident so ideal, dass man sogar eine Grundgesetzänderung erwog. Theodor Heuss lehnte dies aber ab.

„Professor Heuss war außergewöhnlich erfolgreich als Bundespräsident und verkörperte bis zur Perfektion das Konzept des gebildeten Ehrenmanns (‚Scholar and Gentleman‘) unter den extrem schwierigen Umständen, in denen sich Deutschland selbst fand, nachdem Hitlers Aggressionskrieg verloren war. Er tat als formelles Staatsoberhaupt, was er konnte, um das Image des Landes als eins der Dichter, Philosophen und Musiker wiederherzustellen.“

The Times, 7. April 1972, Seite 16. Aus dem Englischen übersetzt.

2. Heinrich Lübke

Bundespräsident Lübke

Quelle: wikicommons

Der „Forstwirt“ Heinrich Lübke wurde 1959 zum zweiten Bundespräsidenten gewählt. In seiner vorhergegangen politischen Laufbahn bekleidete er mehrmals das Amt des Ministers für Ernährung und Landwirtschaft, sowohl auf Landesebene als auch im Bunde. Dieses Themenfeld war ihm folgerichtig auch während seiner Präsidentschaft ein Anliegen. Er setzte sich in der Außenpolitik für die Entwicklungshilfe und die Bekämpfung des Hungers in der Welt ein. Innenpolitisch verfolgte er zwei Themen:

Erstens setzte er sich für die deutsche Wiedervereinigung ein. Zweitens warb er für eine große Koalition von CDU und SPD. Sie wurde unter dem Bundeskanzler Kiesinger dann auch zwischen 1966 und 1969 Wirklichkeit. Heinrich Lübke wurde daher auch mit den Stimmen von CDU und SPD für eine zweite Amtszeit als Bundespräsident wiedergewählt. Allerdings trat er bereits vor dem Ende der zweiten Amtszeit zurück. Dies hatte zwei Gründe: Zum einen startete die DDR eine Kampagne gegen ihn, die ihn wegen seiner Tätigkeit für das Architektenbüro Schlempp während des zweiten Weltkrieges als „KZ-Baumeister“ verunglimpfte.

Diese Kampagne schadete seinem Ruf erheblich. Der zweite und ausschlaggebende Grund war seine Gesundheit. Er hatte eine fortschreitende Zerebralsklerose. Seine berühmt-berüchtigten Versprecher und sein „Denglisch“, das auch oft und gerne im damaligen Satirefernsehen aufgegriffen wurde, lassen sich mit dieser Krankheit erklären.

Hervorzuheben bei Heinrich Lübke ist zudem, dass er nicht alle ihm vorgelegten Gesetze unterschrieb. Das sogenannte Gesetz gegen den Betriebs- und Belegschaftshandel unterzeichnete er nicht, da es seiner Ansicht nach gegen die im Grundgesetz garantierte Freiheit der Berufswahl und der Berufsausbildung verstieß.

3. Gustav Heinemann

Gustav Heinemann

Quelle: Bundesarchiv

Die Bundesversammlung wählte Gustav Heinemann 1969 im dritten Wahlgang zum dritten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Ausschlaggebend für seine Wahl waren die Stimmen der FDP gewesen. Dies war ein Signal, dass eine SPD-FDP Koalition auch im Bund möglich war. Unter Bundeskanzler Willy Brandt wurde sie dann auch im September 1969 Wirklichkeit. Gustav Heinemann wurde nämlich als Kandidat der SPD zum Bundespräsidenten gewählt. Ursprünglich war der promovierte Volkswirt und promovierte CDU-Mitglied gewesen und auch unter Adenauer Bundesinnenminister.

Er trat allerdings von diesem Amt zurück, weil Adenauer ohne Absprachen deutsche Truppen für eine europäische Armee Frankreich versprochen. Aus Protest gründete er deshalb eine eigene Partei, die sich aber schon nach kurzer Zeit wieder auflöste. Anschließend trat er in die SPD ein, für die er im Bundestag saß und als Bundespräsident gewählt wurde.

Gustav Heinemann verstand sich als „Bürgerpräsident“ und nicht als „Staatspräsident“. In diesem Zusammenhang führte er die Tradition ein, zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten „einfache“ Bürger einzuladen. Auch war es ihm ein Anliegen die „Mündigkeit des Bürgers“ und die Stärkung seines demokratischen Engagements zu fördern.

Seine Ansichten hierzu brachte er in seiner Antrittserklärung am 1. Juli 1969 zur Sprache:

„Wir stehen erst am Anfang der ersten wirklich freiheitlichen Periode unserer Geschichte […] Überall müssen sich Autorität und Tradition die Frage nach der Rechtfertigung gefallen lassen […] Nicht weniger, sondern mehr Demokratie – das ist die Forderung, das ist das große Ziel, dem wir uns alle und zumal die Jugend zu verschreiben haben. Es gibt schwierige Vaterländer. Eines davon ist Deutschland. Aber es ist unser Vaterland.“

Außenpolitisch setzte er sich für die europäische Integration ein. Und er befürwortete die Entspannungspolitik von Willy Brandt. Für eine zweite Amtszeit stand er wegen seines hohen Alters und seiner Gesundheit nicht mehr zur Verfügung.

4. Walter Scheel

Walter Scheel

Quelle: wikicommons

Die 6. Bundesversammlung wählte am 15. Mai 1974 den FDP-Politiker Walter Scheel zum vierten Bundespräsidenten. Walter Scheel setzte sich im ersten Wahlgang gegen den CDU-Kandidaten Richard von Weizsäcker durch. Scheel blickte zu dem Zeitpunkt bereits auf eine lange Politikerkarriere zurück. Unter Kanzler Ehrhardt war er Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Er trat aber mit seinen Kollegen nach einem Streit mit Ehrhardt von seinem Amt zurück. Auch in der Europapolitik hatte er Erfahrungen. Er war einige Jahre Mitglied der EKGS und von 1958 bis 1961 Abgeordneter des EU-Parlamentes gewesen.

Unter der sozialliberalen Koalition ab 1969 diente er als Bundesaußenminister. Hier war er verantwortlich für den „deutsch-deutschen“ Grundlagenvertrag und die umstrittene Ostpolitik. Die Bevölkerung kannte ihn aber vor allem deshalb, weil er 1973 für die Aktion Sorgenkrieg eine Schallplatte aufgenommen hatte. Sie wurde ein Hit und verkaufte sich damals über 300.000 Mal. Diese Bürgernähe vertrat er auch als Bundespräsident. Er war ein Mann klarer Wort. Aber vielmehr setzte er immer auf Ausgleich. Er setzte sich für mehr Mitwirkungsrechte der Bürger ein. Zudem wandte er sich in seinen Ansprachen insbesondere an die Jugend und ermutigte sie, sich politisch zu engagieren.

Er vertrat die Meinung, dass man aus den Fehlern der vorherigen Generation lernen und es besser machen sollte. Deshalb brach er auch in einer berühmt gewordenen Rede 1976 mit dem sogenannten deutschen „Wagner-Mythos“. Vor der Bayreuther-Festspielgesellschaft wies er darauf hin, dass die Deutschen inzwischen gelernt haben sollte sich „weder einem Mann, einem Werk oder einer Nation völlig zu unterwerfen“. In der Außenpolitik warb er immer für die Einigung Europas, um den Frieden und die Demokratie zu erhalten. Hierfür erhielt er später auch den Karlspreis. Für eine zweite Amtszeit stellte er sich nicht zur Wahl, da die damaligen Mehrheitsverhältnisse seine Wiederwahl aussichtslos gemacht hatten.

5. Karl Carstens

Karl Carstens

Quelle: Bundesarchiv

Die 7. Bundesversammlung wählte am 23. Mai 1979 den Bundestagspräsidenten Karl Carstens zum fünften Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Der CDU-Politiker erhielt bereits im ersten Wahlgang mit 51 % die absolute Mehrheit. Dabei war die Wahl Carstens als ehemaliges NSDAP-Mitglied durchaus umstritten. Als Rechtsreferendar trat er der NSDAP bei, war aber nur ein passives Mitglied. Nach dem zweiten Weltkrieg erwarb –gefördert über ein Stipendium- einen Master of Law an der Yale University.

Anschließend habilitierte er sich mit einer Schrift über die Amerikanische Verfassung. Seine Erfahrungen mit den USA drangen bis in sein Amt als Bundespräsident durch. Er räumte den transatlantischen Beziehungen immer eine Vorrangstellung an. Carstens war aber auch ein überzeugter Europäer. Nach seiner Habilitation arbeitete er als ständiger Vertreter Deutschlands beim Europarat. Seine Europaexpertise bildete auch den Auftakt für seine politische Karriere. Denn wegen seiner Europakenntnisse wurde er ins auswärtige Amt berufen. Der Eintritt in die CDU folgte kurz darauf.

Für sein europäisches Engagement wurde Carstens auch mit dem Karlspreis ausgezeichnet. Als Bundespräsident setzte er sich hauptsächlich für die Aussöhnung zwischen West und Ost ein. Zudem pflegte er ein entspanntes und bürgernahes Verhältnis zu den Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik. Der sognannte „Wanderpräsident“ kam auf seinen Wanderungen oft mit ihnen zusammen und tauschte sich bürgernah mit ihnen aus.

6. Richard von Weizsäcker

Richard von Weizsäcker

Quelle: Bundesarchiv

Die Bundesversammlung wählte den CDU-Politiker Richard von Weizsäcker am 23. Mai 1984 im ersten Wahlgang mit 80% der Stimmen zum sechsten Bundespräsidenten. Die einzige Gegenkandidatin wurde von den Grünen vorgeschlagen und erhielt 6,5 % der Stimmen. Die Wiederwahl von Richard von Weizäcker 1989 war noch erfolgreicher. Es war die bislang einzige Wahl eines Bundespräsidenten, bei der es nur einen einzigen Kandidaten gab. Auch ist Richard von Weizäcker nach Theodor Heuss der bislang einzige Bundespräsident, der zwei vollständige Amtszeiten leistete. Die übrigen Bundespräsidenten haben entweder eine Amtszeit gehabt oder waren vor dem Ende der zweiten Amtszeit zurückgetreten.

Der promovierte Jurist und frühere Bürgermeister von Berlin verstand sich als „politischer“ Bundespräsident. Außerdem sah er sich immer als Bundespräsident aller Deutschen. Er schloss auch die Bürger/Innen der DDR mit ein. Er warb während seiner Amtszeit immer wieder für die Wiedervereinigung, die dann auch Wirklichkeit wurde.

Zudem setzte er sich dafür ein, das Berlin die Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands wurde. Ein Anliegen war ihm Toleranz und Demokratieverständnis. Seine berühmteste Rede hielt er am 40. Jahrestag des Kriegsendes im Deutschen Bundestag. Er stellte fest, dass das Kriegsende ein Tag der Befreiung war, und thematisierte die zu Rolle und Verantwortung nachfolgender Generationen aufgrund der Erfahrungen des Dritten Reiches. In seiner zweiten Amtszeit setzte er sich für das Thema Zuwanderung und Integration ein. Der „Mann des Wortes“ konnte scharf argumentieren. Immer wieder hielt er auch den Parteien in seinen Reden den Spiegel vors Gesicht. Er nahm in seinen Reden immer deutlich Stellung und die Politiker fühlten sich von seinen Worten und Argumenten angesprochen. Nach dem Ende seiner Amtszeit blieb er seinem Ruf treu und arbeitete weiter als „politischer Altbundespräsident“.

7. Roman Herzog

Quelle: wikicommons

Die 10. Bundesversammlung wählte den ehemaligen Professor und Vorsitzenden des Bundesverfassungsgerichtes am 23. Mai 1994 zum achten Bundespräsidenten. Er setzte sich im dritten Wahlgang durch nachdem die FDP-Kandidatin Hildegard Hamm-Brücher nach dem zweiten Wahlgang ihre Kandidatur zurückzog. Bereits nach seiner Wahl kündigte Herzog an, dass er für eine zweite Amtszeit nicht zur Verfügung stünde.

Während seiner Amtszeit setzte sich Roman Herzog in der Außenpolitik dafür ein, dass das wiedervereinigte Deutschland nun auch international Verantwortung übernehme. In der Innenpolitik kritisierte er immer wieder gesellschaftliche Probleme und prangerte die Reformunfähigkeit in Deutschland an. Berühmt geworden ist seine Berliner Rede am 26. April 1997, in der er forderte, das durch Deutschland „ein Ruck“ gehen müsse.

„Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen, vor allen Dingen von den geistigen, von den Schubläden und Kästchen, in die wir gleich alles legen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen:

Auch von seinen Nachfolgern im Amt des Bundespräsidenten wird dieser „Ruck“ immer wieder aufgegriffen. Deshalb wurde die „Berliner Rede“ bis 2013 von seinen Nachfolgern jährlich gehalten.

Zudem bestimmte er 1996 den „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ zum Gedenktag, was zur Einführung einer Gedenkstunde für die Opfer führte. Außerdem setzte sich Herzog für die Bildung der nachfolgenden Generation ein. In seiner viel beachteten Bildungsrede vom 5. November 1997 forderte er mehr Wettbewerb und einen stärkeren Leistungsgedanken an deutschen Schulen.

Nach Ende seiner Amtszeit als Bundespräsident war Roman Herzog weiterhin engagiert. Er war Vorsitzender des Konventes, der die Grundrechtecharta der Europäischen Union ausarbeite. Und immer wieder sprach er sich für eine Erhöhung der 5 %-Klausel im Bundestag aus. Er hatte Sorge, dass es für Parteien zu einfach sei in den Bundestag zu gelangen, wodurch eine stabile Regierungsbildung erschwert werden würde.

8. Johannes Rau

Quelle: wikicommons

Am 23. Mai 1999 wählte die Bundesversammlung den Verlagsbuchhändler und ehemaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen Johannes Rau im zweiten Wahlgang zum achten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Johannes Rau ist damit der bislang einzige Bundespräsident, der weder studiert oder zusätzlich promoviert hatte. Das Motto seiner Amtszeit lautete: Versöhnen statt spalten. In diesem Zusammenhang sprach er als erster deutscher Politiker im Jahr 2000 vor der Knesset in Israel.

Er bat dort um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust. Einwanderung und Integration waren ihm ebenfalls ein wichtiges Thema. Auf seinen Staatsreisen in China prangerte er dort sehr deutlich die dortige Menschenrechtspolitik an. Und in Deutschland forderte er in seinen Berliner Reden zum einen eine verantwortungsvoll gestaltete Globalisierung. Zum anderen wies er auch auf die gestiegene Verantwortung Deutschlands in der Welt hin und forderte ein höheres Verantwortungsbewusstsein der Politiker.

Unvergessen ist seine Rüge über das Abstimmungsverhalten der Länder im Bundesrat zum umstrittenen Zuwanderungsgesetz von 2002. Er unterschrieb das Gesetz zwar, aber nur um damit eine Prüfung des Bundesverfassungsgerichtes zu ermöglichen. Denn bis dato hatte es einen solchen Abstimmungsfall noch nicht gegeben. Er sah sich damit in der Tradition seiner Vorgänger Roman Herzog und Karl Carstens, die ähnliche Entscheidungen zu treffen hatten.

9. Horst Köhler

Horst Köhler

Quelle: wikipedia

Die CDU, CSU und FDP nominierten den Wirtschaftswissenschaftler und geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds am 4. März 2004 für das Amt des Bundespräsidenten. Seine Kandidatur wurde kontrovers aufgenommen. Während die Wirtschaft seine Kandidatur begrüßte, lehnten ihn Kreise wie der DGB oder ATTAC ab. Die Bundesversammlung wählte ihn schließlich bereits im ersten Wahlgang zum Bundespräsidenten. Allerdings erhielt er nur eine Stimme mehr als hierfür notwendig war. Der in Polen geborene Horst Köhler ist der erste Bundespräsident, der nicht im deutschen Staatsgebiet geboren ist. Sein Studium der Wirtschaftswissenschaften finanzierte er selbst.

Nach seiner Promotion wechselte er ins Bundesministerium für Wirtschaft und nach einem Zwischenstopp in der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein, als Staatssekretär ins Finanzministerium. Horst Kohler wollte 2004 nach seiner Wahl ein Präsident mit Ecken und Kanten sein. Dies ist ihm auch gelungen. Ein Thema seiner Präsidentschaft war die Schaffung von Arbeitsplätzen. Und ein kreativerer Umgang mit dem demographischen Wandel. In der Außenpolitik machte sich seine Erfahrung vom IWF bemerkbar: Er setzte sich für eine humanere Globalisierung ein und forderte eine Verringerung der Armut in Afrika.

Horst Köhler wurde 2009 für eine zweite Amtszeit gewählt. Er trat allerdings ein knappes Jahr später von seinem Amt zurück, da er für seine Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr kritisiert wurde.

10. Christian Wulff

Christian Wulff

Quelle: wikipedia

Die 14. Bundesversammlung wählte den Juristen und ehemaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen Christian Wulff am 30. Juni 2010 zum zehnten Bundespräsidenten. Er setzte sich im dritten Wahlgang gegen Joachim Gauck durch, nachdem die anderen beiden Mitbewerber ihre Kandidatur zurückgezogen hatten. Christian Wulff und seine Frau Bettina Wulff waren das jüngste Präsidentenpaar in der Geschichte. Nach Ansicht der Kommentatoren vertraten sie das neue und glamouröse Bild Deutschlands. Allerdings ist Christian Wulff auch der am kürzesten amtierende Bundespräsident Deutschlands gewesen. Nach der Hälfte seiner Amtszeit trat er infolge der sogenannten „Wulff-Krise“ zurück, da ein Antrag zur Aufhebung seiner Immunität drohte.

Inhaltich nahm er aber zu den drängenden Themen während seiner Amtszeit Stellung. Ein wichtiges Thema war ihm Integration und Einwanderung. Berühmt geworden ist im Zuge seiner Kritik an Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ die Aussage, das der Islam zu Deutschland gehört.

„Zuallererst brauchen wir aber eine klare Haltung. Ein Verständnis von Deutschland, das Zugehörigkeit nicht auf einen Pass, eine Familiengeschichte oder einen Glauben verengt, sondern breiter angelegt ist. Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“

3. Oktober 2010, Bremen Rede zum Tag der deutschen Einheit.

Als erstes deutsches Staatsoberhaupt sprach er am 19. Oktober vor der türkischen Nationalversammlung.

„Ich ermutige alle in meiner Heimat, sich verantwortungsvoll einzubringen. Als ihr aller Präsident fordere ich, dass jeder Zugewanderte sich mit gutem Willen aktiv in unsere deutsche Gesellschaft einfügt.“

Später bekräftigte er diese Aussage. Nach seiner Aussage hatte damit die in Deutschland lebenden Türken zu einer stärkeren Integration auffordern wollen.

11. Joachim Gauck

Joachim Gauck

Joachim Gauck, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland., Quelle: Seite des Bundespräsidenten

Die Bundesversammlung wählte am 18. März den Bürgerrechtler Joachim Gauck im ersten Wahlgang zum Bundespräsidenten. Gauck war gemeinsamer Kandidat der CDU, CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen. Zum ersten Mal wählten die Parteien eine Person zum Bundespräsidenten die keiner Partei angehörte. Und die zudem keine „groß“ politische Karriere vorher gehabt hatte. Bis auf eine kurze Zeit im Bundestag hatte Gauck kein großes politisches Amt inne gehabt.

Stattdessen stand er über zehn Jahre der „Gauck-Behörde“ vor, die sich mit der Aufarbeitung der DDR Vergangenheit beschäftigt. Gauck betonte immer wieder die Verantwortung Deutschlands in der Welt. Gerade aufgrund seiner Vergangenheit sei es dazu verpflichtet, Menschen Schutz vor Verfolgung und Krieg zu bieten. Und seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern erklärte er, dass Deutschland seiner Meinung nach inzwischen „ein Land der Zuversicht“ geworden sei. Und das deshalb die Aufgabe und Pflicht der Bevölkerung sei, Probleme zu benennen, damit Deutschland dies bleiben kann.


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