Aktualisiert: 27. August 2023

Angebotselastizität: Definition, Formel, Berechnung und Beispiele

Lesezeit:  Minuten

Die Angebotselastizität misst, wie stark das Angebot eines Gutes auf eine Preisänderung reagiert. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie man diese Elastizität berechnet und wie man die Werte interpretiert. Außerdem stellen wir euch die Anwendungsgebiete vor, sowie die Abgrenzung zur Nachfrageelastizität.

Definition Angebotselastizität einfach erklärt

Angebotselastizität (auch Preiselastizität des Angebots): Maß, wie stark die Angebotsmenge eines Gutes auf eine Änderung des Preises reagiert. Man misst sie als Quotienten der prozentualen Änderung der Angebotsmenge und der prozentualen Änderung des Preises.

Die Angebotselastizität ist ein ökonomisches Konzept, das die Reaktion der Angebotsmenge auf eine Veränderung des Preises misst. Sie gibt an, wie stark sich die Menge des angebotenen Gutes oder der angebotenen Dienstleistung ändert, wenn sich der Preis ändert. Die Angebotselastizität wird oft als prozentuale Veränderung der Angebotsmenge im Verhältnis zur prozentualen Veränderung des Preises ausgedrückt.

Die Formel zur Berechnung der Angebotselastizität lautet:

Angebotselastizität = (Prozentuale Veränderung der Angebotsmenge) / (Prozentuale Veränderung des Preises)

Ein positiver Wert der Angebotselastizität bedeutet, dass die Angebotsmenge auf Preiserhöhungen reagiert, indem sie sich erhöht, während ein negativer Wert darauf hinweist, dass die Angebotsmenge auf Preissenkungen reagiert, indem sie sich verringert.

Die Angebotselastizität kann unterschiedlich sein und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren, der Flexibilität der Produktionstechnologie, der Zeit, die für die Anpassung der Produktion benötigt wird, und der Existenz von Substitutionsmöglichkeiten.

Die Kenntnis der Angebotselastizität ist für Unternehmen, Regierungen und Wirtschaftspolitiker wichtig, um die Auswirkungen von Preisschwankungen auf den Markt und die Gewinnspannen zu verstehen. Sie ermöglicht es, Vorhersagen über das Verhalten von Produzenten zu treffen und die Effektivität von Steuerpolitiken, Subventionen oder anderen Preisregulierungsmaßnahmen zu bewerten.

Angebot und Nachfrage: Bedeutung der Angebotselastizität und Nachfrageelastizität

Angebot und Nachfrage

Die Analyse von Angebot- und Nachfragekurven sowie der dazugehörigen Elastizitäten ermöglicht es, den Einfluss von Preisen, Einkommen, Präferenzen und anderen Faktoren auf den Markt zu untersuchen. Sie hilft dabei, Preisbildung, Marktgleichgewicht und die Effekte von Veränderungen der Angebots- und Nachfragesituation zu verstehen. Darüber hinaus können Elastizitäten bei der Beurteilung der Effektivität von steuerlichen oder regulativen Maßnahmen, Preissetzungsstrategien und anderen wirtschaftlichen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen.

1. Die Angebotselastizität spielt eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Steigung der Angebotskurve. Die Steigung der Angebotskurve gibt an, wie stark sich die angebotene Menge eines Gutes ändert, wenn sich der Preis ändert. Die Angebotselastizität misst genau diese Veränderung und bestimmt somit die Steigung der Angebotskurve.

Wenn die Angebotselastizität größer als eins ist (elastisches Angebot), bedeutet dies, dass die Menge des angebotenen Gutes empfindlich auf Preisänderungen reagiert. In diesem Fall ist die Steigung der Angebotskurve steiler. Ein kleiner Prozentsatzänderung des Preises führt zu einer proportional größeren Veränderung der Angebotsmenge.

Wenn die Angebotselastizität kleiner als eins ist (unelastisches Angebot), reagiert die Menge des angebotenen Gutes weniger stark auf Preisänderungen. In diesem Fall ist die Steigung der Angebotskurve flacher. Ein kleiner Prozentsatzänderung des Preises führt zu einer proportional geringeren Veränderung der Angebotsmenge.

2. Die Nachfragekurve zeigt die Menge eines Gutes, die Konsumenten kaufen möchten, abhängig vom Preis. Ähnlich wie die Angebotselastizität gibt es auch die Nachfrageelastizität, die die Reaktion der nachgefragten Menge auf Preisänderungen misst.

Die Nachfrageelastizität gibt an, wie empfindlich die nachgefragte Menge eines Gutes auf Preisänderungen reagiert. Eine elastische Nachfrage bedeutet, dass die nachgefragte Menge stark auf Preisänderungen reagiert, während eine unelastische Nachfrage eine schwächere Reaktion auf Preisänderungen zeigt. Die Nachfrageelastizität hat ebenfalls Auswirkungen auf die Steigung der Nachfragekurve.

Formel und Berechnung der Angebotselastizität

Die Angebotselastizität kann sowohl mithilfe der Punktelastizität als auch der Bogenelastizität berechnet werden. Beide Methoden ermöglichen die Messung der Reaktion der Angebotsmenge auf eine Preisänderung, jedoch auf unterschiedliche Weise.

Die Wahl zwischen Punktelastizität und Bogenelastizität hängt von den Zielen oder der Aufgabenstellung ab. Die Punktelastizität eignet sich besser, wenn es darum geht, die Reaktion des Angebots an einem bestimmten Punkt zu quantifizieren und die Elastizität für einen bestimmten Preis zu ermitteln. Die Bogenelastizität hingegen liefert eine durchschnittliche Elastizität über einen Bereich der Angebotskurve und ermöglicht eine umfassendere Analyse der Reaktion des Angebots auf eine größere Preisänderung.

1. Punktelastizität

Punktelastizität der Angebotsmenge: Die Punktelastizität berechnet die Angebotselastizität an einem bestimmten Punkt auf der Angebotskurve. Sie wird verwendet, wenn das Ziel darin besteht, die Reaktion des Angebots auf eine kleine Änderung des Preises zu quantifizieren.

Die Formel zur Berechnung der Punktelastizität lautet:

Punktelastizität = (Prozentuale Veränderung der Angebotsmenge) / (Prozentuale Veränderung des Preises)

Hierbei werden die prozentualen Änderungen der Angebotsmenge und des Preises an einem bestimmten Punkt berechnet.

2. Bogenelastizität

Bogenelastizität der Angebotskurve: Die Bogenelastizität berechnet die Angebotselastizität entlang eines Abschnitts der Angebotskurve. Sie wird verwendet, wenn das Ziel darin besteht, die durchschnittliche Reaktion des Angebots auf eine größere Preisänderung zu messen.

Die Formel zur Berechnung der Bogenelastizität lautet:

Bogenelastizität = (Prozentuale Veränderung der Angebotsmenge) / (Prozentuale Veränderung des Preises) * (Durchschnittlicher Preis) / (Durchschnittliche Angebotsmenge)

Hierbei werden die prozentualen Änderungen der Angebotsmenge und des Preises über einen bestimmten Abschnitt der Angebotskurve berechnet. Die Durchschnittswerte des Preises und der Angebotsmenge werden in die Berechnung einbezogen.

Interpretation der Angebotselastizität

Angebotselastizität und Angebotskurve

Die Interpretation der Angebotselastizität hängt von ihrem numerischen Wert und ihrem Vorzeichen ab. Hier sind die grundlegenden Interpretationen:

  1. 1
    Elastisches Angebot (Angebotselastizität > 1): Eine elastische Angebotselastizität bedeutet, dass die Menge des angebotenen Gutes empfindlich auf Preisänderungen reagiert. Eine Preiserhöhung führt zu einer proportional größeren Erhöhung der Angebotsmenge, während eine Preissenkung zu einer proportional größeren Verringerung der Angebotsmenge führt. Dies deutet darauf hin, dass die Produzenten in der Lage sind, ihre Produktion relativ schnell und in großem Umfang anzupassen. Eine elastische Angebotselastizität wird oft mit einer flacheren Angebotskurve in Verbindung gebracht.
  2. 2
    Unelastisches Angebot (Angebotselastizität < 1): Eine unelastische Angebotselastizität bedeutet, dass die Menge des angebotenen Gutes weniger empfindlich auf Preisänderungen reagiert. Eine Preiserhöhung führt zu einer proportional geringeren Erhöhung der Angebotsmenge, während eine Preissenkung zu einer proportional geringeren Verringerung der Angebotsmenge führt. Dies deutet darauf hin, dass die Produzenten Schwierigkeiten haben, ihre Produktion schnell anzupassen. Eine unelastische Angebotselastizität wird oft mit einer steileren Angebotskurve in Verbindung gebracht.
  3. 3
    Einheitlich elastisches Angebot (Angebotselastizität = 1): Eine Angebotselastizität von 1 bedeutet, dass die prozentuale Veränderung des Preises genau der prozentualen Veränderung der Angebotsmenge entspricht. Eine Preiserhöhung um 1% führt zu einer proportionalen Erhöhung der Angebotsmenge um 1%. Das Angebot reagiert also proportional zum Preis, und die Produzenten passen ihre Produktion entsprechend an. Eine Angebotselastizität von 1 wird oft mit einer Angebotskurve in mittlerer Steigung in Verbindung gebracht.

Die Interpretation der Angebotselastizität ermöglicht es, die Sensibilität des Angebots auf Preisänderungen zu verstehen und ihre Auswirkungen auf den Markt zu analysieren. Eine höhere Elastizität bedeutet, dass das Angebot flexibler ist und sich leichter an veränderte Marktbedingungen anpassen kann. Eine niedrigere Elastizität hingegen deutet auf eine begrenztere Reaktionsfähigkeit des Angebots hin. Die Interpretation der Angebotselastizität ist wichtig für Unternehmen, Regierungen und Wirtschaftspolitiker, um die Auswirkungen von Preisänderungen, Steuerpolitik und anderen wirtschaftlichen Entscheidungen zu verstehen und angemessene Maßnahmen zu ergreifen.

Sonderfälle der Preiselastizität des Angebots

1. Völlig unelastisches Angebot

vollkommen unelastisches Angebot und Angebotselastizität

Vollkommen unelastisches Angebot (Angebotselastizität = 0): Ein vollkommen unelastisches Angebot liegt vor, wenn die Angebotselastizität den Wert null hat. I

n diesem Fall reagiert die Angebotsmenge überhaupt nicht auf Preisänderungen. Egal wie sich der Preis ändert, die Angebotsmenge bleibt konstant. Eine vollkommen unelastische Angebotskurve ist vertikal und zeigt an, dass Produzenten ihre Angebotsmenge nicht anpassen können, unabhängig von Preisveränderungen. Ein solcher Sonderfall tritt auf, wenn die Produktion eines Gutes eine feste Obergrenze hat oder wenn es keine Alternativen gibt, die anstelle des Gutes produziert werden können.

2. Vollkommen elastisches Angebot

vollkommen elastisches Angebot und Angebotselastizität

Vollkommen elastisches Angebot (Angebotselastizität = Unendlich): Ein vollkommen elastisches Angebot liegt vor, wenn die Angebotselastizität den Wert unendlich hat.

In diesem Fall reagiert die Angebotsmenge unendlich empfindlich auf Preisänderungen. Das bedeutet, dass Produzenten bereit sind, jede Menge des Gutes zu einem bestimmten Preis anzubieten. Eine vollkommen elastische Angebotskurve ist horizontal und zeigt an, dass Produzenten ihre Angebotsmenge in beliebiger Höhe erhöhen können, ohne dass sich der Preis ändert. Dieser Sonderfall ist in der Realität selten anzutreffen, da die meisten Güter oder Dienstleistungen gewisse Produktionsbeschränkungen aufweisen.

Interpretationsfazit: Preiselastizität des Angebots, Angebotskurve und Unternehmenserlös

Die Interpretation der Angebotselastizität in Bezug auf die Preiselastizität des Angebots, den Gesamterlös der Unternehmen und den Verlauf der Angebotskurve verdeutlicht, wie das Angebot auf Preisänderungen reagiert und welche Auswirkungen dies auf die Einnahmen der Unternehmen hat. Die verschiedenen Werte der Angebotselastizität zeigen

1. unterschiedliche Grade der Empfindlichkeit des Angebots und

2. spiegeln sich in den charakteristischen Merkmalen der Preiselastizität des Angebots,

3. des Gesamterlöses und

4. der Steigung der Angebotskurve wider.

Die fünf grundsätzlichen Werte der Angebotselastizität

  1. elastisches Angebot (elastisch)
  2. unelastisches Angebot (unelastisch),
  3. vollkommen elastisches Angebot,
  4. vollkommen unelastisches Angebot und
  5. einheitlich elastisches Angebot

haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Preiselastizität des Angebots, den Gesamterlös der Unternehmen und den Verlauf bzw. die Steigung der Angebotskurve. 

Hier ist eine Erläuterung für jeden Fall:

1. Elastisches Angebot (Angebotselastizität > 1):

  • Preiselastizität des Angebots: In diesem Fall ist die Preiselastizität des Angebots größer als eins. Das bedeutet, dass eine prozentuale Preiserhöhung zu einer überproportionalen prozentualen Erhöhung der Angebotsmenge führt.
  • Gesamterlös der Unternehmen: Da das Angebot elastisch ist, können Unternehmen ihre Produktion relativ schnell und in großem Umfang anpassen. Eine Preiserhöhung führt zu einer Steigerung der Gesamterlöse, da die Menge stark zunimmt und die Preissenkung zu einer Verringerung der Gesamterlöse führt.
  • Verlauf der Angebotskurve: Die Angebotskurve ist in diesem Fall relativ flach, da eine kleine Preiserhöhung zu einer proportional großen Erhöhung der Angebotsmenge führt.

2. Unelastisches Angebot (Angebotselastizität < 1):

  • Preiselastizität des Angebots: Die Preiselastizität des Angebots ist in diesem Fall kleiner als eins. Das bedeutet, dass eine prozentuale Preiserhöhung zu einer proportional geringeren prozentualen Erhöhung der Angebotsmenge führt.
  • Gesamterlös der Unternehmen: Da das Angebot unelastisch ist, haben Unternehmen Schwierigkeiten, ihre Produktion schnell anzupassen. Eine Preiserhöhung führt zu einer begrenzten Erhöhung der Gesamterlöse, da die Menge nur geringfügig zunimmt, während eine Preissenkung zu einer begrenzten Verringerung der Gesamterlöse führt.
  • Verlauf der Angebotskurve: Die Angebotskurve ist in diesem Fall relativ steil, da eine kleine Preiserhöhung nur zu einer proportional kleinen Erhöhung der Angebotsmenge führt.

3. Vollkommen elastisches Angebot (Angebotselastizität = Unendlich):

  • Preiselastizität des Angebots: Die Preiselastizität des Angebots ist unendlich hoch, da eine beliebige Preiserhöhung zu einer unendlich großen Erhöhung der Angebotsmenge führen würde.
  • Gesamterlös der Unternehmen: In diesem Fall können Unternehmen jede gewünschte Menge des Gutes zu einem bestimmten Preis anbieten. Daher hängt der Gesamterlös von der Nachfrageseite des Marktes ab, da das Angebot uneingeschränkt ist.
  • Verlauf der Angebotskurve: Die Angebotskurve ist horizontal, da die Menge des Angebots beliebig erhöht werden kann, ohne dass sich der Preis ändert.

4. Vollkommen unelastisches Angebot (Angebotselastizität = 0):

  • Preiselastizität des Angebots: Die Preiselastizität des Angebots beträgt null, da eine Preisänderung keinerlei Auswirkungen auf die Angebotsmenge hat.
  • Gesamterlös der Unternehmen: Da das Angebot unelastisch ist, bleiben die Gesamterlöse unverändert, unabhängig von Preisänderungen.
  • Verlauf der Angebotskurve: Die Angebotskurve ist vertikal, da die Menge des Angebots konstant bleibt, unabhängig von Preisveränderungen.

5. Einheitlich elastisches Angebot (Angebotselastizität = 1):

  • Preiselastizität des Angebots: Die Preiselastizität des Angebots beträgt genau eins, was bedeutet, dass eine prozentuale Preiserhöhung zu einer proportionalen prozentualen Erhöhung der Angebotsmenge führt.
  • Gesamterlös der Unternehmen: In diesem Fall bleibt der Gesamterlös konstant, da die Erhöhung der Angebotsmenge durch die Preiserhöhung ausgeglichen wird.
  • Verlauf der Angebotskurve: Die Angebotskurve hat eine moderate Steigung, da die prozentuale Änderung des Preises genau der prozentualen Änderung der Angebotsmenge entspricht.
Vertiefende EUNOMICS-Erklärungen

Eigenschaften und Einflussgrößen der Angebotselastizität

Die Angebotselastizität wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Hier sind einige wichtige Einflussgrößen der Angebotselastizität:

  • Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren: Die Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren wie Arbeit, Kapital, Rohstoffe und Technologie beeinflusst die Reaktionsfähigkeit der Produzenten auf Preisänderungen. Wenn ausreichend Ressourcen vorhanden sind, um die Produktion zu steigern, ist die Angebotselastizität höher.
  • Flexibilität der Produktionskapazität: Die Flexibilität der Produktionskapazität beeinflusst die Geschwindigkeit, mit der die Produzenten auf Preisänderungen reagieren können. Wenn die Produktionskapazität leicht erweiterbar ist, kann die Angebotselastizität höher sein.
  • Zeitlicher Horizont: Die Angebotselastizität kann sich über die Zeit hinweg ändern. Kurzfristig können die Produzenten möglicherweise nicht so schnell auf Preisschwankungen reagieren, da sie bestehende Produktionspläne, Verträge oder Lagerbestände berücksichtigen müssen. Auf lange Sicht können sie jedoch ihre Produktion anpassen und die Angebotselastizität erhöhen.
  • Verfügbarkeit von Substitutionsgütern: Wenn es alternative Güter oder Dienstleistungen gibt, die leicht anstelle des betreffenden Gutes hergestellt werden können, ist die Angebotselastizität in der Regel höher. Produzenten können dann leichter zwischen verschiedenen Produkten wechseln, um auf Preisänderungen zu reagieren.
  • Marktkonzentration: In Märkten, in denen nur wenige Unternehmen den Großteil des Angebots kontrollieren, kann die Angebotselastizität geringer sein. Unternehmen mit hoher Marktmacht können möglicherweise Preiserhöhungen durchsetzen, ohne ihre Angebotsmenge wesentlich zu erhöhen.
  • Regulatorische und rechtliche Beschränkungen: Bestimmte regulatorische und rechtliche Beschränkungen können die Möglichkeiten der Produzenten zur Anpassung ihrer Produktion und damit ihre Angebotselastizität beeinflussen. Zum Beispiel können Umweltauflagen oder Arbeitsschutzbestimmungen die Flexibilität der Produzenten einschränken.

Diese Einflussgrößen können je nach Markt und Branchen variieren. Es ist wichtig zu beachten, dass die Angebotselastizität eine empirische Kennzahl ist und durch statistische Analysen und Untersuchungen ermittelt werden kann, um die spezifischen Auswirkungen dieser Faktoren auf den Markt zu quantifizieren.

Beispiele zur Berechnung der Angebotselastizität

Beispiel 1: Elastisches Angebot mit Punktelastizität

Der Preis eines Gutes steigt von 10 Euro auf 12 Euro, und die Angebotsmenge erhöht sich von 100 Stück auf 140 Stück.

Berechnung der Punktelastizität:

Punktelastizität = (Veränderung der Angebotsmenge / Durchschnittliche Angebotsmenge) / (Veränderung des Preises / Durchschnittlicher Preis)

1. Punktelastizität = ((140 - 100) / ((100 + 140) / 2)) / ((12 - 10) / ((10 + 12) / 2))

2. Punktelastizität = (40 / 120) / (2 / 11)

3. Punktelastizität ≈ 0,917

Interpretation: Die Punktelastizität von 0,917 zeigt, dass das Angebot elastisch ist. Eine 1%ige Preiserhöhung führt zu einer etwa 0,917%igen Erhöhung der Angebotsmenge.

Beispiel 2: Unelastisches Angebot mit Bogenelastizität 

Der Preis eines Gutes steigt von 10 Euro auf 12 Euro, und die Angebotsmenge erhöht sich von 100 Stück auf 105 Stück.

Berechnung der Bogenelastizität:

Bogenelastizität = (Veränderung der Angebotsmenge / Durchschnittliche Angebotsmenge) / (Veränderung des Preises / Durchschnittlicher Preis)

1. Bogenelastizität = ((105 - 100) / ((100 + 105) / 2)) / ((12 - 10) / ((10 + 12) / 2)) 

2. Bogenelastizität = (5 / 102.5) / (2 / 11) 

3. Bogenelastizität ≈ 0,264

Interpretation: Die Bogenelastizität von 0,264 zeigt, dass das Angebot unelastisch ist. Eine 1%ige Preiserhöhung führt zu einer etwa 0,264%igen Erhöhung der Angebotsmenge.

Beispiel 3: Vollkommen elastisches Angebot mit Punktelastizität

Der Preis eines Gutes steigt von 10 Euro auf 10,50 Euro, und die Angebotsmenge erhöht sich von 100 Stück auf 150 Stück.

Berechnung der Punktelastizität

Punktelastizität = (Veränderung der Angebotsmenge / Durchschnittliche Angebotsmenge) / (Veränderung des Preises / Durchschnittlicher Preis)

1. Punktelastizität = ((150 - 100) / ((100 + 150) / 2)) / ((10,50 - 10) / ((10 + 10,50) / 2)) 

2. Punktelastizität = (50 / 125) / (0,50 / 10,25)

3. Punktelastizität ≈ 8

Interpretation: Die Punktelastizität von 8 zeigt, dass das Angebot vollkommen elastisch ist. Eine 1%ige Preiserhöhung führt zu einer etwa 8%igen Erhöhung der Angebotsmenge.

Beispiel 4: Vollkommen unelastisches Angebot mit Bogenelastizität

Der Preis eines Gutes steigt von 10 Euro auf 12 Euro, und die Angebotsmenge bleibt konstant bei 100 Stück.

Berechnung der Bogenelastizität

Bogenelastizität = (Veränderung der Angebotsmenge / Durchschnittliche Angebotsmenge) / (Veränderung des Preises / Durchschnittlicher Preis)

1. Bogenelastizität = ((100 - 100) / ((100 + 100) / 2)) / ((12 - 10) / ((10 + 12) / 2)) 

2. Bogenelastizität = (0 / 100) / (2 / 11)

3. Bogenelastizität = 0

Interpretation: Die Bogenelastizität von 0 zeigt, dass das Angebot vollkommen unelastisch ist. Preisänderungen haben keinen Einfluss auf die Angebotsmenge.

Beispiel 5: Angebotselastizität zwischen 0 und 1 mit Punktelastizität

Der Preis eines Gutes steigt von 10 Euro auf 12 Euro, und die Angebotsmenge erhöht sich von 100 Stück auf 105 Stück.

Berechnung der Punktelastizität 

Punktelastizität = (Veränderung der Angebotsmenge / Durchschnittliche Angebotsmenge) / (Veränderung des Preises / Durchschnittlicher Preis)

1. Punktelastizität = ((105 - 100) / ((100 + 105) / 2)) / ((12 - 10) / ((10 + 12) / 2)) 

2. Punktelastizität = (5 / 102.5) / (2 / 11)

3. Punktelastizität ≈ 0,264

Interpretation: Die Punktelastizität von 0,264 zeigt, dass das Angebot unelastisch ist. Eine 1%ige Preiserhöhung führt zu einer etwa 0,264%igen Erhöhung der Angebotsmenge.

Diese Beispiele illustrieren unterschiedliche Ergebnisse und Interpretationen der Angebotselastizität, je nachdem, ob das Angebot elastisch, unelastisch, vollkommen elastisch oder vollkommen unelastisch ist. Die Verwendung verschiedener Berechnungsmethoden wie der Punktelastizität oder der Bogenelastizität ermöglicht eine umfassendere Analyse der Angebotsreaktion auf Preisänderungen.

Anwendungsgebiete der Angebotselastizität

Die Angebotselastizität hat in verschiedenen Bereichen der Wirtschaftsanalyse und -politik Anwendungen. Hier sind einige Anwendungsgebiete der Angebotselastizität:

Preispolitik: Die Kenntnis der Angebotselastizität ermöglicht Unternehmen, die Auswirkungen von Preisschwankungen auf ihre Gewinnspannen und Absatzmengen zu verstehen. Es hilft ihnen, fundierte Entscheidungen über Preisanpassungen zu treffen und die optimale Preisstrategie zu bestimmen.

Marktanalyse: Die Angebotselastizität ermöglicht es, das Verhalten von Produzenten auf Preisänderungen zu analysieren und die Marktreaktionen vorherzusagen. Dies hilft dabei, Angebot und Nachfrage besser zu verstehen und die Marktbedingungen zu analysieren.

Wirtschaftspolitik: Regierungen und Wirtschaftspolitiker nutzen die Angebotselastizität, um die Auswirkungen von steuerlichen oder regulativen Maßnahmen auf den Markt zu bewerten. Sie können beispielsweise einschätzen, wie sich Steuererhöhungen oder Subventionen auf das Angebot und die Produzentenrente auswirken.

Handelspolitik: Die Angebotselastizität spielt auch eine Rolle bei der Analyse von Handelspolitik und -maßnahmen. Sie hilft dabei, die Auswirkungen von Handelsbeschränkungen wie Zöllen oder Exportsubventionen auf das Angebot von Import- und Exportgütern zu bewerten.

Investitionsentscheidungen: Die Angebotselastizität kann bei Investitionsentscheidungen eine Rolle spielen, insbesondere bei der Bewertung von Branchen oder Sektoren. Eine hohe Angebotselastizität kann auf eine größere Flexibilität und Reaktionsfähigkeit der Produzenten hindeuten, was das Investitionspotenzial beeinflussen kann.

Prognosen und Szenarioanalysen: Die Angebotselastizität ermöglicht es, Vorhersagen über zukünftige Marktbedingungen zu treffen und Szenarioanalysen durchzuführen. Sie hilft dabei, potenzielle Auswirkungen von Preisänderungen, Angebotsschocks oder anderen Faktoren auf den Markt zu quantifizieren.

Diese Anwendungsgebiete verdeutlichen die Bedeutung der Angebotselastizität bei der Analyse von Märkten, der Entscheidungsfindung von Unternehmen und der Gestaltung von Wirtschaftspolitik. Sie ermöglicht ein besseres Verständnis der Marktreaktionen auf Preisänderungen und andere Einflussfaktoren und unterstützt somit eine fundierte und effektive Wirtschaftsanalyse und -planung.

Theorie und Praxis: Beispiele für empirische Schätzungen der Angebotselastizität

Ein Beispiel für die Schätzung der Angebotselastizität bildet die folgende wichtige Veröffentlichung aus der Arbeitsmarktökonomie:

Card, D., & Krueger, A. B. (1994). Minimum Wages and Employment: A Case Study of the Fast-Food Industry in New Jersey and Pennsylvania. The American Economic Review, 84(4), 772-793. Link zur Studie

Diese Studie untersucht die Auswirkungen von Mindestlöhnen auf die Beschäftigung in der Fast-Food-Branche in den Bundesstaaten New Jersey und Pennsylvania. Die Autoren schätzen die Angebotselastizität der Arbeitnehmer durch die Analyse der Beschäftigungseffekte nach einer Erhöhung des Mindestlohns.

Die geschätzte Angebotselastizität liegt zwischen 0,1 und 0,3, was darauf hindeutet, dass das Angebot von Arbeit relativ unelastisch ist.

Das Beispiel veranschaulicht, wie empirische Schätzungen verwendet werden, um die Angebotselastizität in konkreten Branchen und Märkten zu quantifizieren. Es ist wichtig anzumerken, dass die geschätzten Werte der Angebotselastizität von verschiedenen Faktoren wie der untersuchten Branche, dem Marktsegment und dem analysierten Zeitraum abhängen können. Daher können die spezifischen Schätzungen in verschiedenen Studien variieren. Auch können unterschiedliche Schätzmethoden zu den verschiedenen Ergebnissen beitragen.

Eine Übersicht verschiedener Elastizitäten findet ihr in der folgenden Abbildung. Wir haben die Werte aus dem Mankiw (Standardlehrbuch für VWL) verwendet. Weitere Informationen zum Mankiw und zu den Quellen findet ihr in den Literaturangaben am Ende dieser Erklärung.

Beispielschätzungen Angebotselastizität

fAQ: Häufige Fragen zur Angebotselastizität

Was sagt die Angebotselastizität aus?

Die Angebotselastizität gibt an, wie empfindlich die Menge eines Gutes auf eine Veränderung des Preises reagiert. Ein hoher Wert (elastisches Angebot) bedeutet, dass das Angebot stark auf Preisänderungen reagiert, während ein niedriger Wert (unelastisches Angebot) auf eine geringere Reaktion des Angebots hinweist.

Wie berechnet man die Preiselastizität des Angebots?

Die Preiselastizität des Angebots wird berechnet, indem man die prozentuale Veränderung der Angebotsmenge durch die prozentuale Veränderung des Preises teilt. Die Formel lautet: Preiselastizität des Angebots = (Prozentuale Veränderung der Angebotsmenge) / (Prozentuale Veränderung des Preises). Ein positiver Wert zeigt eine normale (direkte) Elastizität an, während ein negativer Wert eine inverse Elastizität bedeutet.

Wann ist ein Angebot elastisch?

Ein Angebot ist elastisch, wenn die Angebotselastizität größer als eins ist. Dies bedeutet, dass die Menge des angebotenen Gutes empfindlich auf Preisänderungen reagiert. Eine Preiserhöhung führt zu einer überproportionalen Erhöhung der Angebotsmenge, während eine Preissenkung zu einer überproportionalen Verringerung der Angebotsmenge führt.

Zusammenfassung

  • Die Preiselastizität des Angebots ist das Verhältnis aus der prozentualen Änderung der Angebotsmenge eines Gutes zur prozentualen Änderung des Preises.
  • Je nach Wert der Elastizität spricht man von einem elastischen oder unelastischen Angebot.
  • Sonderfälle sind ein vollkommen unelastisches Angebot (Die Angebotskurve ist senkrecht), sowie ein vollkommen elastisches Angebot (Die Angebotskurve ist eine waagerechte Linie).
  • Einflussfaktoren sind u.a. der Zeitraum und die Verfügbarkeit der Ressourcen bzw. Produktionsfaktoren.
  • Die Angebotselastizität ist für Unternehmen von Bedeutung. Wichtige Anwendungsgebiete findet man aber auch in Themengebieten der VWL, wie Arbeitsmarktökonomik (Arbeitsangebot) oder auch Umwelt- bzw. Agrarökonomie.

Literatur


  • Krugman, P. und R. Wells: Volkswirtschaftslehre, Schäffer-Poeschel, 2017.
  • Mankiw, G. und M. Taylor: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Schäffer-Poeschel, 2021.
  • Pindyck, Robert S., und Daniel L. Rubinfeld. Microeconomics, Pearson Education Deutschland GmbH, 2018.

Über die Autorin: 

Nadine Behncke

Promovierte Volkswirtin und überzeugte Europäerin. Ihre Schwerpunkte sind die Entwicklung und Herausforderungen der EU mit ihren Auswirkungen und Folgen auf Deutschland und seine Bevölkerung. Sie schreibt auf Think About zu Politik, Wirtschaft & Geschichte in Europa, um Wissen zu vermehren und zur Diskussion beizutragen.


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