Mit diesen 9 Eigenschaften wirst du Bundeskanzlerkandidat


Ein guter Bundeskanzlerkandidat besitzt 9 Eigenschaften. Wenn man sie besitzt, ist der Weg zum Bundeskanzler nicht mehr weit. Die Eigenschaften sind parteiunabhängig.

Der Bundeskanzlerkandidat und seine Eigenschaften

Offiziell gibt es das Amt des Bundeskanzlerkandidaten nicht. Im Grundgesetz ist dieses „Amt“ nicht aufgeführt. Es wurde von der SPD in den 60er Jahren eingeführt, als die Partei Willy Brandt offiziell als ihren Bundeskanzlerkandidaten präsentierte. Sie orientierte sich dabei an den US-amerikanischen Wahlkämpfen. Seitdem ziehen die beiden großen Volksparteien CDU und SPD immer mit einem Bundeskanzlerkandidaten in den Bundestagswahlkampf.

Denn nur sie können aufgrund der Wahlergebnisse praktisch den Bundeskanzler stellen. Die übrigen Parteien ziehen dagegen mit Spitzenkandidaten in den Wahlkampf. Die personalisierten Wahlkämpfe sind zwar vereinheitlicht, aber Bundeskanzlerkandidaten stellen nur die beiden Volksparteien. Eine einzige Ausnahme bildet hier die FDP mit Guido Westerwelle, der einmal als Bundeskanzlerkandidat antrat. Ohne Aussicht auf Erfolg.

Doch wie wird man Bundeskanzlerkandidat einer Volkspartei? Welche Eigenschaften muss man besitzen, um von seiner Partei nominiert zu werden?

Daniela Forkmann und Saskia Richter analysieren in ihrem Sammelband „Gescheiterte Kanzlerkandidaten von Kurt Schumacher bis Edmund Stoiber“. Aus den Biografien und Wahlkämpfen dieser Politiker identifizieren sie 9 persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten, die man besitzen muss, um Bundeskanzlerkandidat werden zu können.

Wir stellen sie hier vor:

1. Sei authentisch und autonom

Authentizität ist unabdingbar, um von der Bevölkerung als Persönlichkeit wahrgenommen zu werden. Bevor Willy Brandt schließlich Kanzler wurde, war er bereits zweimal für die SPD als Kanzlerkandidat angetragen. 1961 und 1965 kritisierte man ihn für fehlende Authentizität. Es hieß, er wolle John F. Kennedy imitieren und sei für sein junges Alter viel zu ehrgeizig. Seine eigenen Ideen und Persönlichkeit drangen nicht bis zur Bevölkerung durch. Erst nach zwei Wahlkampfniederlagen hatte er seine politische Vision gefunden und wirkte souverän und charismatisch. So dass die Bevölkerung ihm dies glaubte.

2. Hab eine Vision

Um eine Botschaft überzeugend präsentieren zu können, muss ein Bundeskanzlerkandidat zuerst eine Vision haben. So wie es bei Willy Brandt 1972 der Fall war. Eine Vision reißt Menschen mit. Eine Vision ist wie eine Idee. Sie ist nicht konkret und faktisch, sondern emotional und spricht die Zukunft an. Momentan sieht man auch bei Martin Schulz, was eine Vision bewirken kann. Sein Thema, seine Vision ist soziale Gerechtigkeit. Die Ideen dahinter sind bislang nicht besonders konkretisiert. Aber mit der sozialen Gerechtigkeit spricht er die Mitglieder seiner Partei an sowie Teile der Bevölkerung. Und reißt sie mit. Genau das ist die Aufgabe einer Vision. Eine Vision ist für einen Kandidaten umso wirkungsvoller, je „verwaltungstechnischer“ der Gegner ist. Visionen und Emotionen haben die Menschen immer stärker angesprochen als Fakten, Daten und Taktiken.

3. Moralische Integrität

Moralische Integrität ist eine notwendige und selbstverständliche Eigenschaft, wenn man Bundeskanzlerkandidat werden möchte. Und selbst wenn man sie nicht besitzt –der Weg an die Spitze ist steinig und hart- so muss man zumindest in der Öffentlichkeit so wirken. Ist man in zu viele Affären verwickelt, bleibt immer etwas davon an der eigenen Person hängen. Selbst, wenn man nichts damit zu tun hat. Ein Restzweifel bleibt immer bestehen. Als Negativ-Beispiel kann für fehlende moralische Integrität der ehemalige CSU-Vorsitzende Franz-Josef Strauß angeführt werden. Der bayrische Ministerpräsident trat einmal als Bundeskanzlerkandidat der Union an. Er unterlag 1980 nicht zuletzt deshalb, weil ihm die Bevölkerung diese Eigenschaft abgesprochen hat. Er war bis zu dem Zeitpunkt in seiner politischen Laufbahn in zu vielen Affären verstrickt gewesen. Und damit nicht mehr überzeugend.

4. Selbstvertrauen

Ein gesundes Selbstvertrauen gehört zu den Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Bundeskanzlerkandidatur. Zum einen benötigt man es, um seine politischen Botschaften überzeugend unter die Leute zu bringen. Nicht nur Freunde, sondern auch Gegner müssen überzeugt werden. Ohne Selbstvertrauen ist dies nur schwer möglich. Aber Selbstvertrauen ist auch essenziell, um mit Niederlagen fertig zu werden. Mehrere Kanzlerkandidaten traten für ihre Partei mehrmals an. Willy Brandt scheiterte zum Beispiel zweimal, bevor er schließlich Kanzler wurde. Und auch Helmut Kohl verlor mehrere Wahlkämpfe als Kanzlerkandidat für die Union. Besonders die Niederlage 1976 war sehr knapp und damit umso bitterer gewesen. Aus diesen Niederlagen zu lernen, sie als Chance zu begreifen und einen neuen Versuch zu unternehmen. Dafür ist Selbstvertrauen unabdingbar.

5. Ein gesunder Machtinstinkt ist notwendig

Zusätzlich zum Selbstvertrauen ist ein gesunder Machtinstinkt eine Basisvoraussetzung, um ein erfolgreicher Kandidat zu sein. Zu einem Machtinstinkt gehören auch Führungskraft und Führungsintuition. Gemeint ist damit, dass man ein „Macher“ ist. Und kein Verwalter. Gerhard Schröder z.B. konnte bei der Bevölkerung trotz aller Kritik immer wieder punkten, weil er als spontan und Macher galt. Geschah eine Katastrophe, wie ein Hochwasser, war er sofort vor Ort, verschaffte sich einen Überblick und versprach unkompliziert Hilfe. Das war spontan, aktiv und geschah sofort. Und überzeugte dadurch. Außerdem hatte Schröder den Machtinstinkt genau dies in dieser Situation zu tun. Nämlich, das, was die Bevölkerung von einer Führungspersönlichkeit erwartet: Zu handeln.

6. Politische Erfahrung

Eine Führungspersönlichkeit zu sein, überzeugt die Bevölkerung und damit die Wählerinnen und Wähler. Allerdings muss man auch Gelegenheit haben, diese Eigenschaften zu beweisen. Dies fällt in der Regel denjenigen Personen leichter, die politische Erfahrung und insbesondere ein politisches Amt besitzen. Wie im Berufsleben stellt man lieber diejenigen Personen ein, die für die ausgeschriebene Stelle bereits Berufserfahrung besitzen. Denn sie konnten bereits beweisen, dass sie nicht nur theoretisch für die Stelle geeignet sind, sondern auch praktische Erfolge vorlegen können.

Genauso ist es in der Politik. Als Außenseiter oder Quereinsteiger hat man als Bundeskanzlerkandidat keine Chance bzw. dürfte niemals dazu ernannt werden. Ein Bundeskanzlerkandidat muss bundesweit bekannt sein, über politische Erfahrung verfügen und gezeigt haben, dass er im innerparteilichen Wettbewerb bestehen kann. Rhetorische Brillanz und Intellekt reicht hierfür nicht.

7. Kooperation und Integration

Bevor ein Kanzlerkandidat die Wählerinnen und Wähler überzeugen kann, muss er sich erst einmal innerparteilich durchsetzen. Volksparteien bilden ein breites Spektrum von Interessen und Meinungen ab. Und nur, wenn die verschiedenen Flügel einer Partei geeint sind und vollständig für ihren Kandidaten im Wahlkampf einsetzen, besteht Aussicht auf Erfolg. Damit dieser Fall eintritt, muss ein Kandidat dazu in der Lage sein, innerhalb seiner Partei integrierend zu wirken.

Er muss die verschiedenen Interessensgruppen und Arbeitsgruppen koordinieren können. Damit die Partei geschlossen im Wahlkampf auftritt. Dies kann durch die Einrichtung eines Schattenkabinetts passieren oder die Einbindung von starken Flügelmännern. So hatte etwa Rudolf Scharping 1994 mit Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder eine sogenannte Troika gebildet, um die SPD geschlossen im Wahlkampf auftreten zu lassen. Ist es einem Kanzlerkandidaten dagegen nicht möglich, durch innerparteiliche Bündnisse geschlossen auftreten zu lassen, schmälert das die Chancen eines Wahlsieges erheblich.

8. Gehe Bündnisse ein

Neben der Fähigkeit im Inneren zu integrieren und zu kooperieren, muss ein erfolgreicher Bundeskanzlerkandidat auch nach außen bündnisfähig sein. Diese Eigenschaft gilt im doppelten Sinn: Erstens muss der Kanzlerkandidat auch gegenüber Wählerschaften vermittelbar sein, die bislang nicht zu Stammwählerschaft der Partei gehört haben. Er muss Wechsel- und unentschlossene Wähler von seinem Programm und seiner Person überzeugen können. Zweitens muss er mit anderen Parteien koalieren können. Dass eine Volkspartei bei einer Bundestagswahl die absolute Mehrheit erringt, ist eine absolute Ausnahme.

Ist der Bundeskanzlerkandidat daher nicht einem potenziellen Koalitionspartner vermittelbar, ist eine Wahl zum Bundeskanzler trotz Wahlsieg nicht möglich. Die SPD stellte z.B. auch erst deshalb erst mit Willy Brandt ihren ersten Bundeskanzler, weil frühere Kandidaten, wie besonders Erich Ollenhauer 1953 und 1957, keine fremden Wähler ansprachen und Koalitionspartner fanden.

9. Du brauchst Medienkompetenz

Als letzte Eigenschaft für einen erfolgreichen Bundeskanzlerkandidaten gilt die Medienkompetenz. Scheinbar banal ist sie in unserer heutigen Medienwelt unabdingbar und vom unschätzbaren Wert. Ein Kanzlerkandidat muss dazu fähig sein, mit den verschiedenen Medien umzugehen und sie für sich zu gewinnen. Allerdings muss man bei diesem „Spiel“ vorsichtig sein. Eine zu große Abhängigkeit von den Medien kann auch gefährlich sein. Denn die Medien können einen Kandidaten nicht nur „hochschreiben“, sondern auch politisch vernichtet. Dies leuchtet sofort ein, wenn man sich die Rolle der Medien in der „Affäre Wulff“ ins Gedächtnis ruft.

Deshalb: Erfolgreiche Bundeskanzlerkandidaten sollten sich mediengerecht inszenieren können, aber auch die Weitsicht besitzen, nicht von ihrem Wohlwollen abhängig zu werden.


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