Aktualisiert: 28. Februar 2023

Konsumentenrente: So einfach erklärt sie Gewinn und Verlust der Nachfrager

Lesezeit:  Minuten

Die Konsumentenrente misst den Nutzen der Konsumenten aus der Marktteilnahme. In diesem Artikel zeigen wir euch, wie man die Konsumentenrente misst. Und welche Auswirkungen eine Preissenkung auf sie hat.

Definition

Konsumentenrente: Der Nutzen, den Konsumenten erzielen, wenn sie etwas für einen Preis kaufen können, der unter dem maximalen Preis liegt, den sie zu zahlen bereit sind.

Anders formuliert: Die Konsumentenrente ist definiert als die Differenz aus der Zahlungsbereitschaft eines Konsumenten und dem tatsächlich bezahlten Preis. Die Zahlungsbereitschaft des Konsumenten wird durch die Nachfragekurve angegeben.


Wichtige Begriffe

Um die Konsumentenrente herleiten zu können ist es wichtig, drei Begriffe zu verstehen:


Zahlungsbereitschaft: Der maximale Preis, zu dem ein Käufer bereit ist, ein Gut zu erwerben.

Die Zahlungsbereitschaft ist die preisliche Obergrenze eines Konsumenten für ein Gut. Die Zahlungsbereitschaft drückt damit aus, wie hoch ein Käufer das Gut wertschätzt. Je höher er das Gut wertschätzt, desto höher ist seine Zahlungsbereitschaft. Also der maximale Preis, den er bereit ist, zu zahlen.

Damit gelangen wir direkt zur zweiten wichtigen Definition:

Individuelle Konsumentenrente: Zahlungsbereitschaft des Käufers abzüglich des tatsächlichen gezahlten Preises.

Umgangssprachlich ausgedrückt drückt die individuelle Konsumentenrente die Höhe des „Schnäppchen“ aus, das ein Konsument bei einem Kauf macht. Bin ich bereit für eine Gitarre 800 € zahlen, bezahle aber nur 500 € beträgt meine individuelle Konsumentenrente 300 €. (Zahlungsbereitschaft (800 €) – tatsächlicher Preis (500 €).

Anders formuliert: Die individuelle Konsumentenrente ist der Nettovorteil, der einem einzelnen Käufer durch den Kauf eines Gutes entsteht.

Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene lautet die Definition der Konsumentenrente folgendermaßen:

Gesamte Konsumentenrente: Summe der individuellen Konsumentenrenten aller Käufer eines bestimmten Gutes.

ACHTUNG!

In der Regel verwendet man den Begriff sowohl für die individuelle als auch für die gesamte Konsumentenrente. D.h. die Definition „Zahlungsbereitschaft minus tatsächlicher Preis“ gilt unabhängig von der Betrachtungsebene.

Berechnung der Konsumentenrente

Die beiden folgenden Grafiken zeigen beispielhaft, wie sich die individuelle Konsumentenrente ergibt. Und wie man dann zur gesamtwirtschaftlichen Konsumentenrente gelangt.

messung konsumentenrente

Wir greifen hier wieder auf das Gitarrenbeispiel zurück. Die Tabelle zeigt die relevanten Daten. Die obige Abbildung stellt die sich daraus ergebenden individuellen Konsumentenrenten dar.

Wir haben in dem Beispiel fünf Konsumenten mit je einer bestimmten Zahlungsbereitschaft für eine Gitarre. John ist z.B. bereit 1000 € für die Gitarre zu bezahlen, während James nur 500 € bezahlen will.

Der Preis für die Gitarre beträgt 500 €. Die Tabelle gibt für jeden Konsumenten die individuelle Rente an (Spalte 3). Die Berechnung ist in Spalte 2 gezeigt.  So beträgt die individuelle Rente von James 500 €. Aber, und das ist wichtig: Die Rente von James ist gleich 0! Denn seine Zahlungsbereitschaft beträgt wie der Preis 500 €. D.h. er kauft zwar die Gitarre, hat aber kein Schnäppchen gemacht. Addiert man nun die individuellen Konsumentenrenten aus den fünf verkauften Gitarren auf, erhält man die gesamte Konsumentenrente. Sie beträgt 1100 €. (Keine Veränderung zwischen Ringo und James in der Höhe der Rente).

In der obigen Grafik sind nun die individuellen Renten anhand eines Preis-Mengen-Diagramms dargestellt. Zieht man die Trendlinie über die „Treppenstufen“ erhält man die Kurve für die gesamte Konsumentenrente.

konsumentenrente

Ob nun für ein Gut, einen Sektor oder die gesamte Wirtschaft zusammengefasst, so sieht normalerweise die aggregierte Kurve für die Konsumentenrente aus. Anhand dieses Diagramms wird die Effizienz von Märkten analysiert. Oder generell gesamtwirtschaftliche Auswirkungen, die sich durch Preis- oder Mengenänderungen ergeben.


Preisänderungen und Konsumentenrente

Nachdem wir nun die Konsumentenrente hergeleitet haben, zeigen wir an einem Beispiel, wie sich Preisänderungen auf die Höhe der Konsumentenrente auswirken. Wir gehen in unserem Beispiel von einer Preissenkung aus. Wenn ihr die Auswirkungen einer Preiserhöhung untersuchen wollt, müsst ihr die Argumentation einfach umdrehen.


Beispiel: Preissenkung

preis und konsumentenrente

Als erstes betrachten wir nur die linke Grafik. Sie zeigt unsere Ausgangssituation.  Die Konsumenten kaufen zu einem Preis von P1 eine Anzahl von Q1 Gütern. D.h. P1 ist der Preis für das Gut. Die (gesamtwirtschaftliche) Zahlungsbereitschaft für das Gut wird nun über die Nachfragekurve dargestellt.

Die (gesamtwirtschaftliche) Konsumentenrente beträgt damit die Fläche ABC.

Sie ergibt sich als Differenz zwischen der Nachfragekurve und dem Preis. (Auf unser Gitarrenbeispiel bezogen, wäre der Preis P1 = 500 und der Punkt C die Zahlungsbereitschaft von James mit 500 €. Mit einer niedrigeren Zahlungsbereitschaft ist man nicht mehr bereit die Gitarre zu kaufen. Man bewegt sich in diesem Fall auf der Kurve nach rechts unten.)

Nun verringert sich aber der Preis P1 auf den Preis P2. Die Auswirkungen dieser Preissenkung sehen wir in der rechten Abbildung:

Die bisherige Konsumentenrente (ABC) bleibt nicht nur erhalten. Sie vergrößert sich noch um die Fläche BCDE.


Warum?

Das erzielte „Schnäppchen“ hat sich für die bisherigen Käufer durch die Preissenkung vergrößert. John wollte maximal 1000 € bezahlen. Hatte aufgrund des ursprünglichen Preises von 500 €, eine individuelle Rente von 500 €. Jetzt hat sich der Preis auf 300 € reduziert. Damit erhöht sich seine Rente um 200 €. Diese 200 € werden gesamtwirtschaftlich durch die Fläche BCDE abgebildet. Die ursprüngliche Konsumentenrente hat sich damit durch den Preiseffekt erhöht.

Nun tritt aber durch die Preissenkung noch ein zweiter Effekt auf, der sogenannte Mengeneffekt:

Für den niedrigeren Preis von 300 € sind nun mehr Leute bereit, eine Gitarre zu können. D.h. jetzt kaufen auch Konsumenten mit einer Zahlungsbereitschaft von 300 € eine Gitarre.

Der Mengeneffekt wird durch die neue verkaufte Menge Q2 in der Grafik dargestellt. Die zusätzliche Konsumentenrente, die durch die zusätzlich verkauften Güter entsteht, wird in der Grafik durch die Fläche CEF abgebildet.


Zusammengefasst:

Preisänderungen wirken immer über zwei Effekte auf die Höhe der Konsumentenrente:

  • Direkter Preiseffekt („veränderte Höhe des Schnäppchens“)
  • Indirekter Mengeneffekt („mehr/weniger Zahlungsbereitschaft relevant“)


Anwendungsgebiete

Analog zur hier dargestellten Konsumentenrente gibt es noch die Produzentenrente. Auf die gehen wir in einem gesonderten Artikel näher ein. Hat man beide Renten, ergibt sich folgendes gesamtwirtschaftliches Preis-Mengen-Diagramm:

konsumenten- und produzentenrente

Im Prinzip handelt es sich hier lediglich um ein einfaches Angebot-Nachfrage-Diagramm. Der Schnittpunkt der Angebot- und Nachfragekurve kennzeichnet das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht.

Versteht man nun, was die Konsumenten- und Produzentenrente in der Grafik bedeuten, wird diese Abbildung wesentlich interessanter. Man kann damit recht detailliert verschiedenste Maßnahmen und Ereignisse analysieren. Und wie sich diese Änderungen auf die beiden Marktseiten auswirken.

Man spricht hierbei von der Analyse der Markteffizienz und der Analyse der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt. Denn das Marktgleichgewicht von Angebot und Nachfrage maximiert die Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente. Es ist damit der geeignete Start- bzw. Referenzpunkt für Analysen.

Die relevantesten Anwendungsgebiete, die einem im VWL-Studium begegnen sind:

  • Messung von Handelseffekten und Vorteilen. Und Analyse von Handelshemmnissen
  • Gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt: Ökonomische Effizienz und Verschwendung. Analyse von Marktversagen und Pareto-Effizienz
  • Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen von Steuern
  • Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit

Zusammenfassung

  • Die individuelle Konsumentenrente ist der Nettovorteil, den ein einzelner Konsument aus dem Kauf eines Gutes erhält.
  • Die gesamte Konsumentenrente entspricht der Fläche unterhalb der Nachfragekurve, aber oberhalb des Preises.
  • Die Nachfragekurve für ein Gut wird durch die Zahlungsbereitschaft der einzelnen potenziellen Konsumenten bestimmt.
  • Konsumentenrente: Zahlungsbereitschaft minus tatsächlicher Preis
  • Preisveränderungen wirken über zwei Kanäle: 1. Direkter Preiseffekt, 2. indirekter Preiseffekt auf die Menge

Über die Autorin: 

Nadine Behncke

Promovierte Volkswirtin und überzeugte Europäerin. Ihre Schwerpunkte sind die Entwicklung und Herausforderungen der EU mit ihren Auswirkungen und Folgen auf Deutschland und seine Bevölkerung. Sie schreibt auf Think About zu Politik, Wirtschaft & Geschichte in Europa, um Wissen zu vermehren und zur Diskussion beizutragen.


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