Ein Allmendegut ist ein Gemeinschaftsgut, das durch Rivalität im Konsum und Nicht-Ausschließbarkeit charakterisiert ist. In diesem Artikel geben wir euch einen Überblick über Definition, das Übernutzungsproblem und die Tragik der Allmende. Außerdem stellen wir euch Lösungsansätze vor.
Definition
Allmendegut: Güter und Dienstleistungen, die nicht ausschließbar sind, aber eine rivalisierende Nutzung im Konsum aufweisen. Das heißt, man kann andere Konsumenten nicht daran hindern, das Gut zu konsumieren. Eine Erhöhung des Konsums bzw. der Nutzung des Gutes schränkt aber die Möglichkeit der anderen Personen ein, dieses Gut zu konsumieren. Allmendegüter sind auch als Gemeinschaftsgüter oder „common pool ressouces“ bzw. gesellschaftliche Ressourcen bekannt.
Ein Allmendegut ist ein Gemeinschaftsgut. Solche Güter sind für jeden potenziellen Nutzer frei zugänglich. Ein Ausschluss ist nicht möglich oder nur mit unverhältnismäßig hohen Kosten möglich. Allerdings mindert die Nutzung dieses Gutes dann die Nutzungsmöglichkeiten anderer potenzieller Nutzer.
Das klassische Beispiel, um dieses Gut und die damit verbundene Problematik zu erklären, sind Fischerei und Fischbestände. So konnte zumindest früher jede Person auf das Meer fahren und dort Fische fangen. Dies bedeutet, dass für das Gut „Fische im Meer“ die Nicht-Ausschließbarkeit galt. Gleichzeitig ist der Bestand an Fischen begrenzt. D. h. jeder gefangene Fisch kann nicht mehr von einer anderen Person gefangen werden. Es liegt damit Rivalität im Konsum vor. Hierdurch besteht bei einem Allmendegut das Problem der Übernutzung. Der Marktmechanismus kann nicht richtig greifen, da der Preis des Gutes nicht den tatsächlichen Wert des Allmendegutes reflektiert. Nämlich seinen Bestand.
Die hier auftretende Problematik ist sehr ähnlich zu derjenigen von (negativen) externen Effekten. Die individuellen Grenzkosten des Konsumenten für ein Allmendegut fallen niedriger aus als die gesamten (gesellschaftlichen) Grenzkosten. Häufig finden sich Beispiele für Allmendegüter im Bereich der Umwelt. Denn hier sind die Eigenschaften von Allmendegütern mit den damit verbundenen negativen Konsequenzen sehr einfach zu finden. Z. B. sauberes Wasser, und Biodiversität.
Eigenschaften eines Allmendegutes
Die obige Grafik stellt das gängige Güterarten-Schema dar, nach dem (wirtschaftliche) Güter anhand der zwei Eigenschaften „Ausschließbarkeit vom Konsum“ und Rivalität im Konsum klassifiziert werden.
Wie bereits in der Definition dargestellt, bezeichnet man Allmendegüter auch als Gemeinschaftsgüter. Diese Güter sind durch Nicht-Ausschließbarkeit und Rivalität im Konsum gekennzeichnet.
Wie bedeuten nun aber diese Eigenschaften konkret für die Erbringung und Nutzung eines Allmendegutes? Und was für (ökonomische) Folgen haben diese Eigenschaften in Abgrenzung zu den anderen Güterarten?
Zur Beantwortung dieser Fragen ist es sinnvoll, von einem Referenzpunkt auszugehen. Als Ausgangspunkt für Vergleiche bieten sich Private Güter an. Bei den meisten Gütern, die uns im Alltag und im Wirtschaftsleben begegnen, handelt es sich um private Güter.
Private und reine öffentliche Güter
Private Güter können auf dem Markt effizient bereitgestellt werden.
Man kann Personen vom Erwerb des Gutes ausschließen. Geht man beispielsweise beim Bäcker ein Brötchen kaufen und will oder kann die Ware nicht bezahlen, wird der Verkäufer uns die Ware nicht aushändigen. Außerdem liegt Rivalität im Konsum vor. Jedes Brötchen, das ein Konsum erwirbt, kann nicht mehr von einem anderen Konsumenten erworben werden.
Letztlich hängt es dann von der Zahlungsbereitschaft des Konsumenten ab, ob er das Brötchen erwirbt. Oder anders formuliert: Die beiden Eigenschaften bewirken, dass Angebot und Nachfrage auf dem Markt funktionieren und die Preise fehlerlos die Knappheit etc. des Gutes anzeigen und somit Angebot und Nachfrage steuern.
Allmendegut, Mischgüter und unreine öffentliche Güter
Interessant wird es dann, wenn eine der beiden Gütereigenschaften nicht mehr gegeben ist. In diesem Fall liegt dann eine Form von Marktversagen vor. Das extreme Gegenbeispiel sind öffentliche Güter. Hier sind beide Eigenschaften verletzt. (Reine) Öffentliche Güter sind weder durch Rivalität im Konsum noch durch Ausschließbarkeit gekennzeichnet. Sie können definitiv nicht über den Markt angeboten werden, sondern werden vom Staat bereitgestellt. Ist nur eine der beiden Eigenschaften des privaten Gutes verletzt, spricht man von unreinen öffentlichen Gütern bzw. von Mischgütern.
Bei einem Klubgut können Marktteilnehmer vom Erwerb bzw. Konsum des Gutes ausgeschlossen werden. Es wird ein Klub gebildet. Allerdings liegt keine Rivalität im Konsum vor. Die ökonomischen Folgen ähneln denjenigen eines (natürlichen) Monopols.
Bei einem Allmendegut ist nun keine Ausschließbarkeit des Konsums oder vom Marktgeschehen möglich. Dafür liegt aber Rivalität im Konsum vor. Die hierdurch verursachte Problematik ähnelt derjenigen von negativen externen Effekten. Die Preise reflektieren nicht mehr die tatsächliche Knappheit eines Gutes. Im Endeffekt kann es zu einer Übernutzung des Gutes kommen. Der Bestand des Gutes wird vollständig zu einem zu niedrigen Preis erworben. Anders formuliert: Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene reflektieren die Preise des Gutes nicht die damit verbundenen Kosten.
Zum Abschluss weisen wir noch darauf hin, dass die Grenzen zwischen den einzelnen Güterarten teilweise fließend sind und sich Güter auch wandeln können. Beispielweise können private Güter zu einem Allmendegut werden, wenn ihr Verwendungszweck geändert wird. So ist ein Auto ein privates Gut. Ein über eine Autovermietung vermietetes Auto ist dann aber ein Allmendegut. Denn durch die Vermietung wird das Auto vielen Nutzern zugänglich gemacht.
Die beiden Eigenschaften Rivalität im Konsum und Ausschließbarkeit sind damit unabhängig voneinander. Außerdem sind sie stets abhängig von den konkreten Umständen. Hieraus folgt, dass ein Gut niemals ohne weitere Gedanken klassifiziert werden sollte.
Hintergrund und die Tragik der Allmende
Tragik der Allmende: Parabel, die beschreibt, warum Allmendegüter („Common Pool Ressource“) aus gesellschaftlicher Sicht übernutzt werden.
Ursprünglich unterschied man in der VWL erstmals 1954 zwischen privaten und öffentlichen Gütern. Paul Samuelson führte damals das Merkmal der Ausschließbarkeit von Gütern ein. Richard Musgrave griff diese Unterscheidung 1957 auf und ergänzte das Merkmal der Rivalität im Konsum. Hierdurch unterschied er zwischen privaten, öffentlichen und meritorischen Gütern. Beide Eigenschaften zusammen genommen erlauben schließlich die oben dargestellte Vier-Quadranten-Matrix zur Charakterisierung von Güter-Arten. So dass nun auch Allmendegüter definiert und analysiert werden konnten.
Allmendegüter sind Gemeinschaftsgüter. Die Allmende bezeichnet eine gemeinschaftliche Bewirtschaftungsform. Spricht man jetzt von der Tragik der Allmende beschreibt man einem Modell in dem frei verfügbare, aber begrenzte Ressourcen nicht effizient genutzt werden, so dass der Bestand der Ressource durch Übernutzung bedroht ist. Letztlich bedroht dies auch das Überleben der Nutzer. Der Begriff und die „Geschichte“ der Tragik der Allmende wurde vom Ökologen Garret Hardin 1968 publik gemacht und konkret auf umweltpolitische Fragestellungen angewendet.
Lange hielt man das Problem der Tragik der Allmende für nicht lösbar. Einfache klassische Lösungsvorschläge waren auf viele konkrete Beispiele nicht anwendbar. Elionor Ostrom analysierte dieses Problem und entwickelte Lösungsvorschläge hierfür. Für ihre Forschungen erhielt sie 2009 als erste Frau den Nobelpreis für Wirtschaft. Ihr Vorschlag bestand kurz gesagt darin, dass es Gemeinschaftseigentum (für das Gemeinschaftsgut) und zugehörige Institutionen gibt. Innerhalb dieser Institutionen entwickeln die Eigentümer selbst Regeln zur Nutzung des Gutes und überwachen die Einhaltung. Im Zeitablauf ist dieses System im Wandel, so dass sich die Regeln etc. auch weiterentwickeln und anpassen können. Das System ist lernfähig.
Ökonomische Analyse zur Bereitstellung von einem Allmendegut
Die Tragik der Allmende, also das Übernutzungsproblem von Gemeinschafts- bzw. Allmendegütern kann man auf zwei Arten darstellen. Erstens über einen spieltheoretischen Ansatz, wobei das Model dem Gefangenen-Dilemma entspricht. Zweitens über einen mikroökonomischen Ansatz, mit Preis-Mengen- und Angebots-Nachfrage-Diagrammen. Diese Darstellung entspricht dem Verfahren zur Analyse der ineffizienten Bereitstellung von Allmendegütern. Zu beachten ist bei beiden Ansätzen, dass hier jeweils die Problematik der Übernutzung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird. Die Modelle selbst zeigen keine Lösungen auf.
Spieltheoretischer Ansatz
Der spieltheoretische Ansatz ist in der obigen Grafik dargestellt. Sie zeigt die Auszahlungsmatrix für zwei Fischer, die jeweils die Möglichkeit haben Fische zu fangen oder auf den Fischfang zu verzichten. Hintergrund dieser Matrix ist, dass beide Fischer im selben Gewässer fischen. Hierdurch verringern sich die Fischbestände natürlich, so dass es gesellschaftlich sinnvoll erscheint, eine Zeitlang auf die Fischerei zu verzichten, damit sich die Fischbestände wieder erholen können.
Dies hätte für beide Fischer A und B letztlich zur Folge, dass sie keine Fische mehr verkaufen können. Ihre Auszählung würde jeweils 0 betragen. Kommt es zu keiner Einigung und beide Fischer A und B gehen weiter im selben Umfang fischen, würden sie noch die letzten Fische fangen und diese verkaufen. Gleichzeitig wäre dann aber der Fischbestand aufgebraucht, und den beiden Fischern die (weitere) Lebensgrundlage entzogen. In der Matrix würden beide Fischer deshalb eine Auszahlung von – 5 erhalten.
Aus Sicht des einzelnen Fischers A oder B wäre ein sofortiger und vollständiger Verzicht auf den Fischfang ökonomisch gesehen noch schlechter, wenn der jeweils andere Fischer allein weiter fischt. In diesem Fall würde der fischende Fischer zumindest noch einmal hohe Erlöse durch den Fischfang erhalten, auch wenn danach die Lebensgrundlage zerstört ist (10). Der nicht fischende Fischer dagegen erzielt keine Erlöse mehr und die Lebensgrundlage ist noch zusätzlich vernichtet (-10).
Da anzunehmen ist, dass kein Fischer auf die Auszahlung verzichten möchte, wird sich das Gleichgewicht einstellen, in dem beide Fischer weiter fischen. Sie erhalten deshalb eine negative Auszahlung von – 5, was bedeutet, dass der Fischbestand aufgebraucht ist. Besser gestellt hätten sich beide Fischer allerdings, wenn sie beide auf den Fischfang verzichtet hätten. Dann würde ihre Auszahlung 0 betragen und der Fischbestand könnte sich erholen.
Mikroökonomischer Ansatz
Bei einem Allmendegut sind die gesellschaftlichen Grenzkosten der Nutzung höher als die privaten Grenzkosten. Also den Kosten, die dem einzelnen Nutzer durch den Erwerb einer zusätzlichen Einheit des Gutes entstehen.
Diesen Zusammenhang stellt die obige Grafik dar. Die Grafik zeigt ein Angebots- und Nachfragediagramm für Fisch. Die Nachfragekurve bildet dabei den Grenznutzen der von Fisch ab. Also den Nutzen, der den Konsumenten entsteht, wenn sie einen zusätzlichen Fisch konsumieren. Hierfür muss der Fisch vorher gefangen werden. Das Diagramm enthält auch die Angebotskurve für Fisch. Sie spiegelt die Grenzkosten der Produktion der Fischereiindustrie wider. Sie ergibt sich aus der Zusammenlegung der einzelnen Grenzkostenfunktionen der individuellen Fischer.
Die Fischer fangen und bieten auf dem Markt jetzt die Menge an Fisch an, bei der ihre Grenzkosten dem Preis entsprechen. Dies ist aus Industriesicht das optimale Gleichgewicht. In der Grafik ist dies der Schnittpunkt mit der Fischmenge XNOPT und dem Preis PNOPT.
Die gesellschaftliche optimale Fischmenge ist aber der Punkt XOPT. Diese Menge wird zum höheren Preis POPT angeboten.
In diesem Schnittpunkt liegt das gesellschaftliche Optimum. Hier entspricht der Grenznutzen den gesellschaftlichen Grenzkosten und nicht den (niedrigeren) Grenzkosten der Produktion der Fischer.
Das nicht-optimale Marktergebnis, welches nur die Grenzkosten der Produktion berücksichtigt, führt zu einer Übernutzung des Allmendegutes.
Wir haben hier dasselbe Ergebnis wie bei dem spieltheoretischen Ansatz.
Ergebnis: Übernutzungsproblem Allmendegut entspricht negativen externen Effekten
Die beiden Darstellungen der Bereitstellung von Allmendegütern am Beispiel des Fischfanges zeigen auf, warum es zu einer Übernutzung des Gutes kommt. Im Prinzip resultiert das Problem bei der Nutzung von Allmendegütern aus negativen externen Effekten. Treten bei einem Gut negative externe Effekte auf, so dann die gesellschaftlichen Grenzkosten der Produktion (also die gesamten Grenzkosten) höher als die privaten Grenzkosten der Produktion. Bei einem Allmendegut entsteht der Gesellschaft durch die Nutzung ein Schaden.
Auf das Beispiel bezogen, verursacht der Fischer durch den Fischfang der Gesellschaft einen Schaden, weil der Fischbestand abnimmt. Aus ökonomischer Perspektive ist dieser Schaden genauso zu betrachten, wie die externen Kosten, die beim Auftreten von negativen externen Effekten beobachtet werden.
Lösungsansätze für das Allmendegut
Da Allmendegüter ähnliche Probleme aufweisen wie negative externe Effekte, sind auch die Lösungsansätze ähnlich.
Stark zusammengefasst muss die Gesellschaft einen Weg finden, dass ein Allmendegut effizient genutzt wird. Die bisher nicht berücksichtigten Kosten, die bei der Nutzung entstehen, müssen internalisiert werden.
Hierfür existieren zusammengefasst drei Möglichkeiten:
- 1Die Nutzung von Allmendegütern zu besteuern oder auf andere Weise zu regulieren. Beispielsweise über die Pigou-Steuer.
- 2Für die Nutzung von Allmendegütern ein System handelbarer Rechte zu schaffen. Beispielsweise vergibt der Staat eine Anzahl an Lizenzen, die mit dem effizienten Nutzungsniveau des Gutes kompatibel sind.
- 3Für Allmendegüter Ausschließbarkeit herzustellen und die Eigentumsrechte bestimmten Personen zuzuweisen. Dies ist theoretisch der einfachste Lösungsvorschlag. Denn das Problem eines Allmendegutes besteht darin, dass das Gut niemandem gehört. Es kann jeder problemlos darauf zugreifen und es fühlt sich letztlich niemand für den Bestand des Gutes verantwortlich. Über die Zuweisung von Eigentumsrechten wird Ausschließbarkeit hergestellt. Die Nutzer sind nun Eigentümer, die einen Anreiz haben, den Wert ihres Gutes zu schützen. Und somit seinen Bestand zu sichern.
Was sich theoretisch einfach liest, ist in der Praxis mit zahlreichen Hindernissen verbunden. So stellt sich z. B. die Frage, wie stark und mit welchen Instrumenten genau der Staat eingreifen sollte. Wie über einen längeren Zeitraum die Regeln durchgesetzt werden. Oder beispielsweise, was passiert, wenn man internationale Allmendegüter betrachtet.
Wir verweisen an dieser Stelle deshalb noch einmal auf die Arbeiten von Elionor Ostrom und ganz allgemein Lehrbücher, die sich mit Umweltökonomie beschäftigen. Denn die gerade bei der Vielzahl und Durchsetzung von Lösungsmöglichkeiten für Allmendegüter zeigt sich die praktische Relevanz der VWL im Alltag. Und die enge Schnittstelle zu anderen Fächern, wie der Politik oder Verhandlungsforschung.
Klassisches Beispiel für ein Allmendegut: Schutz von Tierarten
Viele Tierarten muss man als Allmendegüter bezeichnen. Bereits die Beispiele zur Erklärung der Allmende-Problematik beziehen sich auf Tiere. Sei es die Vieh- und Weidenutzung. Oder der Fischfang. So haben Fische und Meerestiere einen hohen Handelswert. Und im Prinzip jeder kann sich als Fischer betätigen und Fische fangen. Für eine einzelne Person besteht aber kein Anreiz, darauf zu verzichten und so den Bestand der Fische zu bewahren. Problematisch ist an diesem Verhalten, dass so ganze Meerespopulationen zerstört werden können.
Während es vor allem in den hoch entwickelten Staaten Gesetze gibt, um Artenbestände zu schützen (Jagd und Fischerei), ist dieses Vorgehen für den Schutz von Meeresbewohnern weitaus schwieriger umzusetzen. Zum einen sind hierfür internationale Kooperationen notwendig, da in der Regel viele Länder Zugang zum Meer haben. Zum anderen sind Meere und Ozeane sehr groß, so dass es einfach schwieriger ist, getroffene Vereinbarungen auch durchzusetzen.