Aktualisiert: 5. November 2023

Keynesianismus: Definition & Überblick

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Der Keynesianismus ist eine makroökonomische Theorie und Politik, die zur Erklärung von Konjunkturschwankungen auf der Nachfrageseite ansetzt. In diesem Artikel erklären wir euch Annahmen, Bedeutung und Entwicklung des Keynesianismus. Wir stellen bekannte Vertreter vor und gehen auf Vorteile und Kritikpunkte dieser Lehre ein.

Definition Keynesianismus einfach erklärt

Keynesianismus: Makroökonomische Theorie der kurzen Frist und über Anwendung makroökonomische Politik, die auf zwei Grundsätzen beruht: 1. Änderungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage führen zu Änderungen des gesamtwirtschaftlichen Produktionsniveaus, des Beschäftigungsniveaus und des Preisniveaus. 2. Änderungen des Geschäftsvertrauens verursachen konjunkturelle Schwankungen. Aufgrund der starken Konzentration auf die Fiskalpolitik bezeichnet man die keynesianische Lehre auch als Fiskalismus.

Der Keynesianismus ist eine makroökonomische Theorie, die auf dem Werk des britischen Ökonomen John Maynard Keynes basiert. Der Kern der Theorie besagt, dass in Zeiten einer wirtschaftlichen Rezession oder Depression der Staat durch öffentliche Investitionen und Ausgaben die Nachfrage ankurbeln und die Wirtschaft stimulieren sollte.

Die Theorie geht davon aus, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt und dass eine ausreichende Nachfrage notwendig ist, um die Produktion und die Beschäftigung in der Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Der Keynesianismus hatte insbesondere nach der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren großen Einfluss auf die wirtschaftspolitischen Entscheidungen vieler Regierungen weltweit. 

Anwendung des Keynesianismus: Keynesianische Theorie und Keynesianische Politik

Die keynesianische Theorie ist eine makroökonomische Theorie, die besagt, dass die Nachfrage die Produktion und Beschäftigung in einer Volkswirtschaft bestimmt. Sie geht davon aus, dass der Staat in Zeiten einer wirtschaftlichen Krise durch öffentliche Investitionen und Ausgaben die Nachfrage erhöhen und somit die Wirtschaft stimulieren sollte.

Die keynesianische Politik bezieht sich auf die wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die auf Basis der keynesianischen Theorie umgesetzt werden. Sie beinhaltet in der Regel eine expansive Fiskalpolitik, das heißt, eine Erhöhung der staatlichen Ausgaben und/oder eine Senkung der Steuern, um die Nachfrage in der Wirtschaft zu erhöhen. Die keynesianische Politik zielt darauf ab, eine wirtschaftliche Stabilisierung zu erreichen und eine Rezession zu verhindern oder zu überwinden.

Die keynesianische Politik wurde vor allem in den 1930er und 1940er Jahren angewandt, als viele Länder weltweit mit der Weltwirtschaftskrise und dem Zweiten Weltkrieg konfrontiert waren. Sie hatte damals großen Erfolg bei der Stabilisierung der Wirtschaft und der Verringerung der Arbeitslosigkeit.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die keynesianische Politik jedoch zunehmend kritisiert und durch andere wirtschaftspolitische Ansätze ergänzt oder ersetzt, wie zum Beispiel den Monetarismus oder die neoliberale Wirtschaftspolitik. Dennoch bleibt die keynesianische Theorie bis heute ein wichtiger Beitrag zur Wirtschaftswissenschaft und hat in vielen Ländern noch immer Einfluss auf die wirtschaftspolitischen Entscheidungen. 

Hintergrund: Internationale Erfahrungen mit dem Keynesianismus in der Wirtschaftspolitik

Es gibt zahlreiche Erfahrungen mit dem Keynesianismus in der Wirtschaftspolitik, insbesondere in den USA und Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.

In den USA wurde der Keynesianismus unter Präsident Franklin D. Roosevelt während der Great Depression der 1930er Jahre angewendet. Die Regierung erhöhte die Staatsausgaben und investierte in öffentliche Projekte wie Straßen und Brücken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Diese Politik trug dazu bei, die Arbeitslosigkeit zu senken und das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln.

In den 1960er und 1970er Jahren wurde der Keynesianismus auch in Europa angewendet, hauptsächlich in Ländern wie Großbritannien und Schweden. Die Regierungen erhöhten die Staatsausgaben, um die Wirtschaft zu stimulieren, und investierten in öffentliche Projekte wie Bildung und Gesundheit. Diese Politik führte zu einem Anstieg der Beschäftigung und des Wohlstands in diesen Ländern.

Allerdings gab es auch Kritik am Keynesianismus und seinen Auswirkungen auf die Wirtschaft. In den 1970er Jahren traten Inflation und hohe Arbeitslosigkeit auf, was einige Kritiker dem Keynesianismus zuschrieben. Dies führte dazu, dass die Wirtschaftspolitik in den USA und Europa eine Wende hin zu monetaristischen und neoliberalen Ansätzen nahm, die eine stärkere Rolle des Marktes und eine Begrenzung der staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft vorsahen.

In den letzten Jahren haben jedoch einige Regierungen den Keynesianismus erneut angewendet, insbesondere in Reaktion auf die Finanzkrise von 2008. So erhöhte beispielsweise die Obama-Regierung in den USA die Staatsausgaben und investierte in Infrastruktur und grüne Technologien, um die Wirtschaft zu stimulieren. Ähnliche Maßnahmen wurden auch von einigen europäischen Regierungen ergriffen, um die Auswirkungen der Krise abzufedern.

Theorie und zentrale Aussagen des Keynesianismus

Die zentralen Aussagen des Keynesianismus sind:

  1. 1
    Die Gesamtnachfrage in einer Volkswirtschaft bestimmt die Höhe der Produktion und Beschäftigung.
  2. 2
    In Zeiten einer wirtschaftlichen Rezession oder Depression kann es zu einem Rückgang der Gesamtnachfrage kommen, was zu einer Verringerung der Produktion und Beschäftigung führt.
  3. 3
    Der Staat kann durch öffentliche Investitionen und Ausgaben die Nachfrage erhöhen und somit die Produktion und Beschäftigung in der Wirtschaft stimulieren.
  4. 4
    Inflation kann entstehen, wenn die Wirtschaftsleistung die Kapazitätsgrenzen überschreitet. In diesem Fall kann die Regierung die Nachfrage durch eine Erhöhung der Steuern oder durch eine Reduzierung der Ausgaben senken.
  5. 5
    Arbeitslosigkeit kann auch durch Lohnsenkungen nicht immer reduziert werden, da dies zu einem Rückgang der Nachfrage führen kann. Stattdessen können staatliche Maßnahmen, wie z. B. öffentliche Investitionen, dazu beitragen, die Beschäftigung zu erhöhen.
  6. 6
    In der langfristigen Perspektive kann die Regierung die Wirtschaftsleistung durch Investitionen in Bildung, Forschung und Infrastruktur verbessern.

Keynesianismus und Makroökonomie: Grundelemente der keynesianischen Theorie

Die Grundelemente der keynesianischen Theorie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Nachfrageorientierung: Nach keynesianischer Auffassung kann die Gesamtnachfrage in einer Volkswirtschaft zu gering sein, um eine Vollbeschäftigung zu gewährleisten. Der Staat kann in diesem Fall durch staatliche Ausgaben oder Steuersenkungen die Nachfrage ankurbeln und so die Beschäftigung fördern.
  • Multiplikatoreffekt: Nach keynesianischer Auffassung kann eine staatliche Investition nicht nur die unmittelbaren Empfänger der Investition begünstigen, sondern auch andere Wirtschaftsbereiche ankurbeln. Dies wird als Multiplikatoreffekt bezeichnet.
  • Lohn-Preis-Spirale: Nach keynesianischer Auffassung können höhere Löhne zu höheren Preisen führen, was wiederum höhere Lohnforderungen auslösen kann. Dies kann zu einer Abwärtsspirale führen, wenn die Preise schneller steigen als die Löhne.
  • Rolle des Staates: Nach keynesianischer Auffassung kann der Staat eine aktive Rolle bei der Stabilisierung der Wirtschaft spielen, insbesondere durch eine antizyklische Fiskal- und Geldpolitik. Der Staat kann in Phasen der konjunkturellen Schwäche durch erhöhte staatliche Ausgaben oder Steuersenkungen die Nachfrage ankurbeln und so die Beschäftigung fördern.
  • Grenzen des Marktes: Nach keynesianischer Auffassung kann der Markt nicht immer für eine effiziente Ressourcenallokation sorgen, vorwiegend in Phasen der konjunkturellen Schwäche. Der Staat kann daher eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Wirtschaft spielen, indem er Eingriffe in den Markt vornimmt, um eine effektive Nachfrage zu fördern und die Beschäftigung zu erhöhen.

Wichtige Vertreter des Keynesianismus

Die grundlegenden Ideen des Keynesianismus wurden von verschiedenen Ökonomen weiterentwickelt. Außerdem trugen sie zur Verbreitung der Lehre bei, indem sie „Werkzeuge“ entwickelten, um die Ideen modellieren und die Auswirkungen analysieren zu können. Die aus den Einführungsveranstaltungen zur Makroökonomie bekannten Lehrinhalte wie z.b. das Keynesianische Kreuz oder das IS-LM-Modell entwickelten u.a. diese Ökonomen. Etliche erhielten den Nobelpreis. (Der Nobelpreis ist in der Klammer angegeben).

  • John Hicks (1972): Hicks hat die sogenannte IS-LM-Analyse entwickelt, die eine grundlegende Darstellung der keynesianischen Makroökonomie darstellt.
  • Joan Robinson: Sie hat die keynesianische Theorie weiterentwickelt und betont, dass die Regierung die Fiskalpolitik nutzen sollte, um die Nachfrage zu stabilisieren und das Wirtschaftswachstum zu fördern.
  • Hyman Minsky: Er hat die Rolle der Finanzmärkte in der keynesianischen Theorie betont und die Idee entwickelt, dass Instabilität und Finanzkrisen ein inhärentes Merkmal des kapitalistischen Systems sind.
  • Paul Samuelson (1970): Samuelson hat bedeutende Beiträge zur Entwicklung der keynesianischen Wirtschaftstheorie geleistet und gilt als einer der einflussreichsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Er hat die Theorie von Keynes in den USA populär gemacht und seine Vorstellungen in seinem einflussreichen Lehrbuch "Economics: An Introductory Analysis" aus dem Jahr 1948 zusammengefasst.
  • James Tobin (1981): Tobin hat bedeutende Beiträge zur Entwicklung der keynesianischen Geldtheorie geleistet und war ein Verfechter keynesianischer Wirtschaftspolitik. Er hat das Konzept der keynesianischen Stabilisierungspolitik erweitert und die Theorie der Investitionsnachfrage entwickelt.
  • Joseph Stiglitz (2001): Stiglitz hat die keynesianische Wirtschaftstheorie in seinen Forschungen zur Informationseffizienz von Märkten und zu globalen Ungleichgewichten angewandt.
  • Edmund Phelps (2006): Phelps hat bedeutende Beiträge zur Theorie der Arbeitslosigkeit und zur Rolle von Lohn- und Preisstarrheit in der keynesianischen Makroökonomie geleistet.

Einige aktuelle bedeutende oder bekannte Vertreter des Keynesianismus sind z.B.

  • Paul Krugman: Krugman ist ein US-amerikanischer Ökonom und Kolumnist für die New York Times. Er ist bekannt für seine Befürwortung von keynesianischer Wirtschaftspolitik und hat sich für staatliche Interventionen zur Bekämpfung von Rezessionen und Arbeitslosigkeit ausgesprochen.
  • Robert Reich: Reich ist ein US-amerikanischer Ökonom und ehemaliger Arbeitsminister der Vereinigten Staaten. Er hat sich für eine stärkere Regulierung der Wirtschaft und für eine keynesianisch geprägte Wirtschaftspolitik ausgesprochen, die sich auf eine höhere öffentliche Investitionskraft und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands konzentriert.
  • Heiner Flassbeck: Flassbeck ist ein deutscher Ökonom und ehemaliger Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen. Er setzt sich für eine keynesianische Wirtschaftspolitik ein und kritisiert die Sparpolitik und die Austeritätspolitik der EU.
  • Gustav Horn: Horn ist ein deutscher Ökonom und Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Er hat bedeutende Beiträge zur keynesianischen Wirtschaftstheorie geleistet und setzt sich für eine stärkere Rolle des Staates in der Wirtschaft ein.

Liest man die Namen und die damit verbundenen Ansätze (mehr Eingriffe des Staates) könnte man leicht die Ideen des Keynesianismus mit linker Ökonomik bzw. sozialistischer Wirtschaftspolitik gleichsetzen. Die politische Praxis zeigt aber, dass es wie immer in der VWL etwas komplizierter ist.

Keynes selber war kein Sozialist! Zu dem Zeitpunkt der Weltwirtschaftskrise wurde laut der Ruf nach Verstaatlichung der Industrie gerufen. Keynes trat dagegen für technokratische Verbesserungen ein, was eher als konservativ angesehen werden kann. Wie so oft dürfte es auf die genaue Umsetzung der Ideen und Lehre ankommen. Staatseingriffe sind nicht per se schlecht. Ob allerdings der Extremfall einer Verstaatlichung zu einer höheren Wohlfahrt führt, ist mehr als fraglich. 

Keynesianische Nachfragesteuerung: Politikansätze zur Umsetzung der Theorie

Die keynesianische Nachfragesteuerung zielt darauf ab, die Gesamtnachfrage in einer Volkswirtschaft zu erhöhen, um eine Vollbeschäftigung zu erreichen und eine stabile Wirtschaftsentwicklung zu fördern. Die Ansatzpunkte und Maßnahmen, die im Rahmen der keynesianischen Nachfragesteuerung ergriffen werden können, lassen sich wie folgt beschreiben:

  • Fiskalpolitik: Der Staat kann durch eine Erhöhung der Staatsausgaben oder eine Senkung der Steuern die Nachfrage ankurbeln und somit die Wirtschaft ankurbeln. Durch staatliche Investitionen, zum Beispiel in die Infrastruktur, können zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden, was die Einkommen und damit die Nachfrage steigert.
  • Geldpolitik: Durch eine expansive Geldpolitik kann der Staat die Zinsen senken und damit die Kreditaufnahme erleichtern, was wiederum die Investitionen und Konsumausgaben erhöht. Eine Erhöhung der Geldmenge kann ebenfalls die Nachfrage ankurbeln.
  • Lohnpolitik: Eine Erhöhung der Löhne kann die Kaufkraft der Arbeitnehmer erhöhen und damit die Nachfrage stimulieren. Auch die Erhöhung von Sozialleistungen kann die Kaufkraft der Haushalte steigern und die Nachfrage ankurbeln.
  • Internationale Wirtschaftspolitik: Eine Erhöhung der Exporte kann ebenfalls die Nachfrage ankurbeln. Der Staat kann hierbei durch gezielte Förderung der Exporte oder durch eine Abwertung der Währung die Exporteure unterstützen.

Ziel all dieser Maßnahmen ist es, die Gesamtnachfrage zu erhöhen, um so die Wirtschaft in Schwung zu bringen und eine Vollbeschäftigung zu erreichen.

Welche Vorteile bietet der Keynesianismus?

Einige der Argumente, die für den Keynesianismus sprechen, sind:
  • Stabilisierung der Wirtschaft: Der Keynesianismus hat gezeigt, dass er in der Lage ist, die Wirtschaft in Zeiten der Krise zu stabilisieren und eine Rezession zu verhindern oder abzumildern. Durch öffentliche Ausgaben und Investitionen kann die Nachfrage in der Wirtschaft angekurbelt werden, was zu einem Anstieg der Produktion und Beschäftigung führt.
  • Soziale Gerechtigkeit: Ein weiteres Argument für den Keynesianismus ist, dass er sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt. Durch öffentliche Investitionen in Bereiche wie Bildung, Gesundheit und Infrastruktur können Chancengleichheit und soziale Mobilität gefördert werden.
  • Unterstützung der Mittelschicht: Der Keynesianismus kann auch dazu beitragen, die Mittelschicht zu unterstützen, indem er die Kaufkraft der Menschen erhöht. Eine starke Mittelschicht ist eine wichtige Voraussetzung für eine stabile und prosperierende Wirtschaft.
  • Förderung des Wirtschaftswachstums: Durch öffentliche Investitionen in Bereiche wie Forschung und Entwicklung oder grüne Technologien kann der Keynesianismus das langfristige Wirtschaftswachstum fördern. Die Förderung von Innovation und Produktivität kann dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft zu erhöhen.
  • Gegenwirkung zur Sparpolitik: In Zeiten der Krise setzen viele Regierungen auf Sparpolitik, um ihre Haushalte zu konsolidieren. Der Keynesianismus kann als Gegengewicht zu dieser Politik dienen, indem er staatliche Ausgaben und Investitionen erhöht, um die Nachfrage in der Wirtschaft zu stimulieren.

Wie lauten die wichtigsten Kritikpunkte am Keynesianismus?

Es gibt mehrere Kritikpunkte am Keynesianismus, die im Laufe der Zeit von verschiedenen Wirtschaftstheoretikern vorgebracht wurden. Einige der wichtigsten Kritikpunkte sind:

Kritikpunkte am Keynesianismus
  • Inflation: Ein zentraler Kritikpunkt am Keynesianismus ist, dass eine zu starke Nachfragestimulierung durch staatliche Ausgaben zu Inflation führen kann. Das bedeutet, dass die Preise für Güter und Dienstleistungen steigen, was die Kaufkraft der Menschen verringert und somit negative Auswirkungen auf die Wirtschaft hat.
  • Staatsverschuldung: Eine expansive Fiskalpolitik, die darauf abzielt, die Wirtschaft durch höhere Staatsausgaben zu stimulieren, führt oft zu einer höheren Staatsverschuldung. Einige Kritiker des Keynesianismus argumentieren, dass eine hohe Staatsverschuldung langfristig negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben kann.
  • Verzerrung des Marktes: Ein weiterer Kritikpunkt am Keynesianismus ist, dass staatliche Eingriffe in die Wirtschaft zu einer Verzerrung des Marktes führen können. Durch staatliche Ausgaben und Investitionen können bestimmte Branchen oder Unternehmen begünstigt werden, was zu einer Verzerrung des Wettbewerbs führen kann.
  • Ineffizienz der staatlichen Maßnahmen: Einige Kritiker des Keynesianismus argumentieren, dass staatliche Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft oft ineffizient sind. Sie argumentieren, dass staatliche Institutionen oft nicht die nötige Expertise und Flexibilität besitzen, um schnell und effektiv auf wirtschaftliche Veränderungen zu reagieren.
  • Langfristige Perspektive: Ein weiterer Kritikpunkt am Keynesianismus ist, dass er sich vorrangig auf kurzfristige Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft konzentriert. Einige Kritiker argumentieren, dass eine langfristige Perspektive und eine Förderung von Innovation und Produktivität ebenso wichtig sind wie kurzfristige Maßnahmen zur Steigerung der Nachfrage.

Warum scheiterte der Keynesianismus in den 1970er Jahren?

Es gibt verschiedene Faktoren, die zum Scheitern des klassischen Keynesianismus beigetragen haben:

  • Inflation: In den 1970er Jahren kam es zu einer hohen Inflation in vielen Ländern, einschließlich der USA und Großbritanniens. Dies führte dazu, dass sich die Regierungen auf die Bekämpfung der Inflation konzentrierten und weniger auf die Förderung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung.
  • Ölkrise: Die Ölkrise in den 1970er Jahren führte zu einem Anstieg der Energiepreise und einer Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität in vielen Ländern. Die damit einhergehende hohe Inflation verschärfte die Schwierigkeiten, mit denen die keynesianische Wirtschaftspolitik konfrontiert war.
  • Stagflation: Die Kombination aus einer hohen Inflation und einer stagnierenden Wirtschaft führte zu einer Krise des keynesianischen Modells. Die keynesianische Theorie hatte keine Lösungen für die gleichzeitige Bekämpfung von Inflation und Arbeitslosigkeit.
  • Kritik: Der Keynesianismus wurde von vielen Ökonomen und politischen Entscheidungsträgern kritisiert. Einige argumentierten, dass die keynesianische Wirtschaftspolitik zu hoher Inflation, Haushaltsdefiziten und einer übermäßigen Regulierung führte.
  • Neue wirtschaftliche Herausforderungen: In den 1980er Jahren entstanden neue wirtschaftliche Herausforderungen wie Globalisierung, technologischer Wandel und die Liberalisierung der Finanzmärkte, die das keynesianische Modell in Frage stellten und alternative wirtschaftliche Theorien und Politikansätze hervorbrachten.

Obwohl der klassische Keynesianismus in den 1970er Jahren gescheitert ist, hat er dennoch einen bleibenden Einfluss auf die moderne Makroökonomie und Wirtschaftspolitik. Einige der Ideen von Keynes werden heute immer noch von vielen Ökonomen und politischen Entscheidungsträgern verwendet, um Wirtschaftskrisen zu bewältigen und das Wirtschaftswachstum zu fördern.

Antwort auf den Keynesianismus: Milton Friedman und der Monetarismus

Als Antwort auf die Probleme des Keynesianismus, die wirtschaftlichen Probleme in den 1970er Jahren zu erklären und zu lösen, entwickelte sich sozusagen als Gegenentwicklung der Monetarismus. Er wurde maßgeblich von Milton Friedman geprägt. Einfach zusammengefasst stellt der Monetarismus eine weiterentwickelte Rückkehr zur Lehre der Klassik dar. Also „back to the roots“.

Der Monetarismus verfolgt den entgegengesetzten Ansatz zum Keynesianismus. Während er auf der Nachfrageseite und der Fiskalpolitik sowie einer kurzfristigen Betrachtung ansetzt, ist, sind beim Monetarismus die Zentralbank und die Geldpolitik sowie die lange Frist das Maß aller Dinge.

"Spoiler": Letztlich hat sich in der makroökonomischen Forschung als Antwort auf die Kritik sowohl am Keynesianismus als auch am Monetarismus die Neue Klassische Makroökonomik entwickelt. Beiden Denkschulen fehlte nämlich die ausreichende mikroökonomische Fundierung der makroökonomischen Ebene.


Im Folgenden fassen wir kurz die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Keynesianismus dem Monetarismus zusammen:
  • Fokus auf die Rolle der Nachfrage: Der Keynesianismus betont die Bedeutung der Nachfrage für die Wirtschaftsentwicklung und die Rolle der Regierung bei der Förderung der Nachfrage durch die Anwendung von Fiskalpolitik. Der Monetarismus hingegen betont die Rolle der Geldmenge und der Geldpolitik bei der Steuerung der Wirtschaftsentwicklung.
  • Rolle der Regierung: Der Keynesianismus glaubt an eine aktive Rolle der Regierung bei der Stabilisierung der Wirtschaft durch die Anwendung von Fiskalpolitik. Der Monetarismus hingegen bevorzugt eine begrenzte Rolle der Regierung und glaubt, dass die Geldpolitik allein ausreicht, um die Wirtschaft zu stabilisieren.
  • Inflation: Der Keynesianismus glaubt, dass ein gewisses Maß an Inflation akzeptabel ist, um die Wirtschaftsentwicklung anzukurbeln. Der Monetarismus hingegen betont die Notwendigkeit, Inflation zu vermeiden und hält eine stabile Preisentwicklung für eine Voraussetzung für eine langfristige wirtschaftliche Stabilität.
  • Arbeitslosigkeit: Der Keynesianismus betrachtet Arbeitslosigkeit als ein vorrangiges Problem, das durch staatliche Eingriffe in Form von Fiskalpolitik bekämpft werden sollte. Der Monetarismus hingegen sieht die Arbeitslosigkeit als ein kurzfristiges Problem, das durch eine ausreichende Geldversorgung gelöst werden kann.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Keynesianismus und der Monetarismus verschiedene Ansätze zur Wirtschaftspolitik verfolgen. Während der Keynesianismus auf eine aktive Rolle der Regierung und eine Fokussierung auf die Förderung der Nachfrage durch Fiskalpolitik setzt, betont der Monetarismus die Rolle der Geldpolitik und die Notwendigkeit einer begrenzten staatlichen Intervention.

Welche Bedeutung hat(te) der Keynesianismus in Deutschland?

Der Keynesianismus hat in Deutschland in der Nachkriegszeit eine wichtige Rolle gespielt, insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren. Die deutsche Wirtschaft war stark von den Folgen des Zweiten Weltkriegs betroffen, und die Regierung unter Bundeskanzler Konrad Adenauer griff auf keynesianische Instrumente zurück, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die soziale Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.

In den 1950er Jahren wurden große öffentliche Investitionen in den Aufbau der Infrastruktur und des Sozialstaats getätigt. Dies umfasste den Ausbau von Straßen, Schienen, Häfen und Flughäfen, die Modernisierung der Landwirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen im öffentlichen Sektor. Die Regierung setzte auch auf eine expansive Geldpolitik, um das Wachstum zu unterstützen.

In den 1960er Jahren war Deutschland eines der am schnellsten wachsenden Länder in Europa, und der Keynesianismus spielte eine wichtige Rolle bei diesem Wachstum. Die Regierung erhöhte die Staatsausgaben und investierte in Bereiche wie Bildung, Gesundheit und Sozialleistungen. Die Beschäftigung stieg stark an, und die Lebensbedingungen der Menschen verbesserten sich erheblich.

In den 1970er Jahren setzte jedoch eine Krise ein, die sich in der Stagflation, einer Kombination aus stagnierendem Wirtschaftswachstum und hoher Inflation, zeigte. Dies führte zu einer Kritik am Keynesianismus, und die deutsche Regierung nahm eine wirtschaftspolitische Wende hin zu einer restriktiven Geld- und Fiskalpolitik vor.

Seitdem hat der Keynesianismus in Deutschland an Bedeutung verloren, aber seine Ideen und Prinzipien haben dennoch Einfluss auf die deutsche Wirtschaftspolitik und den sozialen Zusammenhalt. So ist die soziale Marktwirtschaft, die in der Nachkriegszeit entwickelt wurde und auf einer Kombination aus freiem Markt und sozialer Gerechtigkeit basiert, immer noch eine zentrale Säule der deutschen Wirtschaftspolitik.

Das magische Viereck: Gesetzliche Verankerung des Keynesianismus in der deutschen Wirtschaftspolitik

Das magische Viereck ist ein Konzept der deutschen Wirtschaftspolitik, das sich auf vier Ziele bezieht, die in Einklang miteinander stehen sollen: stabile Preise, hoher Beschäftigungsstand, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und angemessenes Wirtschaftswachstum.

„Magisches Viereck“ ist die umgangssprachliche Bezeichnung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft von 1967. Die Bezeichnung weist darauf hin, dass es nahezu unmöglich ist, alle vier Ziele gleichzeitig zu erreichen.

Der Keynesianismus empfiehlt bestimmte Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen.

Im Keynesianismus wird betont, dass in einer Wirtschaftskrise, wie einer Rezession oder Depression, eine aktive Fiskalpolitik notwendig ist, um das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung zu fördern. Die Regierung sollte die Staatsausgaben erhöhen, um die Nachfrage anzukurbeln, und gegebenenfalls auch Steuern senken. Ziel ist es, eine höhere gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu schaffen, die wiederum zu einem höheren Beschäftigungsstand und einem höheren Wirtschaftswachstum führen soll.

Durch diese Maßnahmen können auch die Ziele des magischen Vierecks beeinflusst werden. Ein höherer Beschäftigungsstand führt zu einem höheren Einkommen und einem höheren Konsum, was wiederum das Wirtschaftswachstum ankurbelt. Ein höheres Wirtschaftswachstum kann dazu beitragen, das außenwirtschaftliche Gleichgewicht zu verbessern, indem es zu einem höheren Exportvolumen führt.

Die Preisstabilität kann im Keynesianismus durch eine Kombination aus expansiver Fiskalpolitik und restriktiver Geldpolitik erreicht werden. Wenn die Regierung die Staatsausgaben erhöht, kann dies zu einem Anstieg der Inflation führen, aber durch eine restriktive Geldpolitik, beispielsweise durch höhere Zinsen, kann die Inflation kontrolliert werden.

Insgesamt kann man sagen, dass der Keynesianismus über das Stabilitäts- und Wirtschaftsgesetz eng mit dem grundsätzlichen Ordnungsrahmen der deutschen Wirtschaft verbunden ist!

Keynesianische Maßnahmen können dazu beitragen, die Ziele des magischen Vierecks zu erreichen, indem sie das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung ankurbeln und gleichzeitig auf stabile Preise und ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht achten. 

Zusammenfassung

  • Der Keynesianismus ist eine nachfrageseitige Theorie zur Erklärung von Konjunkturschwankungen. Ihre Annahmen beruhen auf einer kurzfristigen Perspektive.
  • Aufgrund des nachfrageorientierten Ansatzes bezeichnet man die keynesianische Lehre auch als Fiskalismus. Zum Ausgleich der Konjunkturschwankungen wird eine antizyklische Konjunkturpolitik bzw. Fiskalpolitik gefordert: Im Aufschwung wird gespart (kontraktive Politik) und in einer Rezession eine expansive Fiskalpolitik betrieben.
  • Der Keynesianismus wurde zur Erklärung der Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren entwickelt und fortan weiterentwickelt. Die Lehren stießen in den USA und in vielen europäischen Ländern auf große Resonanz. In Deutschland findet sich der Keynesianismus im Wirtschafts- und Stabilitätsgesetz von 1967.
  • An die Grenzen ihrer Erklärungskraft geriet die Keynesianische Lehre in den 1970er Jahren mit der Ölpreiskrise und Stagflation. Der Monetarismus folgte. Ein „Revival“ erlebt die keynesianische Lehre immer, wenn Wirtschaftskrisen auftauchen, etwa 2008. 
  • Mittlerweile hat sich die neue klassische Makroökonomie als mikroökonomisch fundierte Synthese der Lehren von Keynesianismus und Monetarismus entwickelt. 

Literatur


  • Conrad, C. Angewandte Makroökonomie. Eine praxisbezogene Einführung, SpringerGabler, 2017.
  • Krugman, P. und R. Wells: Volkswirtschaftslehre, Schäffer-Poeschel, 2017. 
  • Söllner, F. Die Geschichte des ökonomischen Denkens, 3. Auflage, SpringerGabler, 2012.

Teste dein Wissen: Quiz zur Wirtschaftspolitik

Über die Autorin: 

Nadine Behncke

Promovierte Volkswirtin und überzeugte Europäerin. Ihre Schwerpunkte sind die Entwicklung und Herausforderungen der EU mit ihren Auswirkungen und Folgen auf Deutschland und seine Bevölkerung. Sie schreibt auf Think About zu Politik, Wirtschaft & Geschichte in Europa, um Wissen zu vermehren und zur Diskussion beizutragen.


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