Die freie Marktwirtschaft ist eine Wirtschaftsform, in der die gesamte wirtschaftliche Aktivität dezentral mittels Preisen auf Märkten gesteuert wird. Der Staat greift nur minimal in das Wirtschaftsgeschehen ein, damit die Marktkräfte einwandfrei funktionieren.
Definition freie Marktwirtschaft einfach erklärt
Die freie Marktwirtschaft ist eine Wirtschaftsform, in der die gesamte wirtschaftliche Aktivität dezentral mittels Preisen auf Märkten gesteuert wird. Der Staat greift nur minimal in das Wirtschaftsgeschehen ein, damit die Marktkräfte einwandfrei funktionieren.
Man bezeichnet die Rolle des Staates hier auch als „Nachtwächterstaat“ und die Form der freien Marktwirtschaft als Laissez-faire-System.
Hintergrund: Adam Smith und die unsichtbare Hand
Das System der freien Marktwirtschaft baut auf der ordnungspolitischen Konzeption des (klassischen) Liberalismus auf. Das Konzept entwickelte sich in England ab der Mitte des 18. Jahrhunderts im Zuge der einsetzenden Industrialisierung. Hauptvertreter waren John Locke, David Hume, Adam Smith und Ludwig von Mises.
Man bringt heute, insbesondere Adam Smith und seine „unsichtbare Hand“ zur Erklärung des Marktgeschehens, mit der freien Marktwirtschaft in Verbindung.
In seinem berühmten Werk „Der Wohlstand der Nationen“ erklärt der geistige Vater der Marktwirtschaft 1776, dass der Leistungsgedanke und eben die unsichtbare Hand die Kernelemente des Wirtschaftslebens sind: Sie bringt das eigennützige Individuum dazu, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Bzw. erklärt es, warum eine Gesellschaft insgesamt davon profitiert, wenn der Einzelne seinen Vorteil realisiert.
Außerdem beschäftigt sich Smith mit der Rolle des Staates. Er erklärt, dass er eine Daseinsberechtigung hat. Allerdings nur mit minimalen Funktionen. Aufgabe des sogenannten Nachtwächterstaates ist die Aufrechterhaltung des freien Wettbewerbs, damit die „unsichtbare Hand“ sich voll entfalten kann.
Charakteristika des Liberalismus
- Leistungsprinzip
o Jeder ist für sich selbst verantwortlich
o Jeder kann frei entscheiden und handeln
Kennzeichen der freien Marktwirtschaft
Eine Wirtschaftsordnung besitzt drei Merkmale: die Eigentumsordnung, der Koordinationsmechanismus und die Ordnungsfunktion des Staates. Die freie Marktwirtschaft ist hinsichtlich dieser drei konstituierenden Merkmale folgendermaßen gekennzeichnet:
1. Eigentumsordnung:
In der freien Marktwirtschaft befindet sich das Eigentum an den Produktionsfaktoren (und Produktionstechnologien) in den Händen der Wirtschaftsteilnehmer. Es handelt sich um Privateigentum. Die Gesellschaft wird hier prinzipiell durch die Marktakteure verkörpert.
2. Koordinationsmechanismus:
Die Güter- und Dienstleistungsproduktion wird in der freien Marktwirtschaft dezentral über den Markt koordiniert.
Das Streben nach Gewinn bzw. nach Nutzen der Marktteilnehmer und der Wettbewerb beschreiben die Marktwirtschaft. Der Konsument entscheidet, welche Produkte er kaufen möchte. Und der Produzent entscheidet, was er produzieren möchte. Wobei er sich natürlich an der Nachfrage und der Zahlungsbereitschaft der Konsumenten orientiert.
Auf dem freien Markt treffen nun Anbot und Nachfrage in Form der Produzenten und Konsumenten aufeinander. Aus diesem Spiel bildet sich der Preis.
Der Preis besitzt drei Merkmale, die den funktionierenden Koordinationsmechanismus abbilden:
- Lenkungssystem: Sie steuern Angebot und Nachfrage
- Informationssystem: Sie informieren über den Wert der Güter
- Sanktionssystem: sind die Preise eines Unternehmens höher als die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten, verringert sich sein Umsatz
Mehr Informationen zu den Preisfunktionen eines freien Marktes: Artikel Preisfunktionen
3. Rolle des Staates
Stichwort: Nachtwächterstaat
Der Staat übt so wenig Einfluss wie möglich aus.
Seine Aufgaben bestehen u. a. darin:
- Gewährleistung der Eigentums- und Vertragsrechte
- Insgesamt funktionierendes Rechtssystem
- Funktionierende Zahlungsmittel
- Sicherheit
- Infrastruktur
Funktionen der freien Marktwirtschaft
Kriterium | Freie Marktwirtschaft |
---|---|
Koordination | Steuerung durch Markt und Wettbewerb |
Staatseinfluss | Verbote |
Eigentumsordnung | Privateigentum |
Politisches System (in der Regel) | Demokratie |
Systemprobleme | Vergeudung (manchmal) |
Vorteile der freien Marktwirtschaft
Vorteile
Der Hauptvorteil der freien Marktwirtschaft liegt in den Ergebnissen, die eine alleinige Stützung auf das Leistungsprinzip erzielt. Freie Entfaltung in der Persönlichkeit und im Wirtschaftsleben kombiniert mit Wettbewerb führen zu effizienter Produktion und hohem wirtschaftlichem Wohlstand (im Durchschnitt!).
Nachteile der freien Marktwirtschaft
Nachteile
Hauptkritik an der freien Marktwirtschaft
In der obigen Übersicht haben wir kurz die Vorteile und Nachteile der freien Marktwirtschaft aufgelistet. An dieser Stelle gehen wir detaillierter auf die Nachteile dieser Wirtschaftsform ein.
Noch einmal zur Erinnerung: Das Kernelement der freien Marktwirtschaft ist der freie Preis- und Marktmechanismus. Die Preise regeln als „unsichtbare Hand“ das Marktgeschehen. Die Hauptkritikpunkte an der freien Marktwirtschaft bilden deshalb die Hauptkritikpunkte an einem freien Preismechanismus.
1. Öffentliche Güter: Unternehmer produzieren nur diejenigen Güter, mit denen sie Gewinn machen können. Güter, die nicht so einfach am Markt verkauft werden können, werden deshalb nicht in optimaler Menge produziert. Hierzu zählen öffentliche Güter, wie Straßennutzung, Bildung oder Schutzimpfungen.
2. Wettbewerbsverzerrungen: In einer Marktwirtschaft besteht bei Unternehmen die Tendenz, über Unternehmenszusammenschlüsse den Wettbewerb einzuschränken. Zudem kann die (kurzfristige) Gewinnorientierung der Unternehmen in Konflikt mit sozialpolitischen Zielen stehen. Ein weiteres Problem stellen externe Effekte dar: Sie liegen z. B. vor, wenn ein Unternehmen Giftstoffe an die Umwelt abgibt, ohne für die Schäden zu bezahlen.
3. Instabilität: Die Wirtschaft schwankt. In Krisen kann es zu Deflation oder Arbeitslosigkeit kommen. Andererseits besteht die Gefahr von Inflation. Den Vorteilen des Wirtschaftssystems stehen dadurch existenzielle Risiken gegenüber. Insbesondere die Finanzmärkte sind instabil.
Mehr Informationen findet ihr hier: Artikel zu Konjunkturschwankungen und zur Inflation
4. Ungleichheit: Typisch ist in der freien Marktwirtschaft eine ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung. Sie ist die Folge des dominierenden Leistungsprinzips. Und der Wert einer Leistung ergibt sich aus dem Preis, den die Konsumenten zu zahlen bereit sind. In der Realität zeigt sich, dass diejenigen Gesellschaften, die sehr effizient wirtschaften, auch große soziale Unterschiede aufweisen.
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Welche Länder besitzen die freie Marktwirtschaft?
Die Wirtschaftsform der freien Marktwirtschaft ist eine idealtypische Vorstellung. Sie bildet das Gegenstück zur Planwirtschaft.
Und ist deshalb in der Realität nicht anzutreffen. Allerdings hat sich die grundsätzliche Form der Marktwirtschaft als Wirtschaftssystem durchgesetzt. Die meisten Länder besitzen inzwischen eine grundlegende Form der Marktwirtschaft mit unterschiedlich stark ausgeprägten Eingriffsrechten des Staates.
Am ehesten assoziiert man „kapitalistische“ Länder wie die USA, Hongkong oder auch Großbritannien mit der freien Marktwirtschaft.
Die Heritage Foundation misst seit 1995 mit ihrem „index of economic freedom“, inwieweit Länder dem Ideal der freien Marktwirtschaft ähneln. Der Index orientiert sich hierbei an den Vorstellungen von Adam Smith´s „wirtschaftlicher Freiheit“. Er misst den Grad wirtschaftlicher Freiheit in einem Staat anhand von Verfügungsrechten und dem Ausmaß staatlicher Regulierung des Marktes. Der Index berücksichtigt außerdem Faktoren wie staatliche Korruption, Handelshemmnisse, das Rechtsstaatsprinzip und die Einkommens- und Körperschaftssteuer.
Obgleich der Index (wie jeder statistische Index) Schwächen aufweist, zeigt er eine Diskussionsgrundlage auf, wie Länder die freie Marktwirtschaft realisieren.
Nach dem Index 2023 kommen diese neun Länder der freien Marktwirtschaft (im Sinne von wirtschaftlicher Freiheit) am nächsten:
Top 10 Länder freie Marktwirtschaft
Economic of Freedom Index 2023
Deutschland nimmt in dieser Liste Platz 14 ein.
Singapur
Schweiz
Irland
Taiwan
Neuseeland
Estland
Luxemburg
Niederlande
Dänemark
Mehr Informationen zum Index findet ihr hier (auf Englisch): http://www.heritage.org/index/about
Deutschland und die freie Marktwirtschaft
Deutschland besitzt die soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung. Sie orientiert sich damit an den Grundsätzen der freien Marktwirtschaft. Aber sie besitzt auch „soziale Elemente“, die die negativen Auswirkungen des Wettbewerbs abfedern.
Generell ist die Entscheidung von Deutschland für die Marktwirtschaft keine Frage der Verfassung. Das Grundgesetz spricht sich weder explizit für die Marktwirtschaft noch für die Planwirtschaft aus. Für beide Wirtschaftsordnungen sind wesentliche Grundbedingungen im Grundgesetz und anderen Gesetzen verankert.
Die folgenden Gesetze bilden das Grundgerüst für die Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung in Deutschland:
- die Freiheit des Einzelnen (Art. 2 GG)
- die Informationsfreiheit (Art. 5 GG)
- die freie Berufswahl (Art. 12 GG)
- das Recht auf Eigentum (Art. 14 GG)
- die Vertragsfreiheit (Art. 2 GG und BGB)
- die Gewerbefreiheit (Art. 2 GG und Gewerbeordnung)
fAQ: Häufige Fragen zur freien Marktwirtschaft
Eine freie Marktwirtschaft ist ein Wirtschaftssystem, in dem Angebot und Nachfrage den Preis für Güter und Dienstleistungen bestimmen. Die Produktion, Verteilung und Preise werden weitgehend von privaten Unternehmen und individuellen Entscheidungen gelenkt, mit begrenzter staatlicher Intervention.
Eine freie Marktwirtschaft fördert Wettbewerb, Innovation und Effizienz. Sie ermöglicht eine größere Vielfalt an Produkten, steigert das Wirtschaftswachstum und kann den Lebensstandard erhöhen. Die individuelle Wahlfreiheit und Eigentumsrechte werden in diesem System gestärkt.
Eine freie Marktwirtschaft kann zu sozialen Ungleichheiten führen, da nicht jeder gleichermaßen von den Wohlstandsgewinnen profitiert. Es besteht die Gefahr von Monopolen oder Marktversagen, wenn bestimmte Waren oder Dienstleistungen nicht ausreichend bereitgestellt werden.
Der Staat reguliert eine freie Marktwirtschaft, um fairen Wettbewerb und den Schutz der Verbraucher zu gewährleisten. Dies kann Gesetze und Vorschriften zur Sicherheit, Umweltschutz, Kartellbildung und Verbraucherschutz umfassen.
Eine vollständig reine freie Marktwirtschaft existiert in der Praxis nicht. Die meisten Länder haben Elemente von Marktwirtschaft und staatlicher Intervention, um bestimmte Herausforderungen zu bewältigen.
Konsumenten haben eine entscheidende Rolle in einer freien Marktwirtschaft, da sie durch ihre Nachfrage das Angebot und die Preise beeinflussen. Ihre Entscheidungen bestimmen, welche Produkte und Dienstleistungen erfolgreich sind und damit die Richtung des Marktes.
Zusammenfassung
Aktuelle Literatur-Tipps und weiterführende Literatur zum Thema
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