Konjunkturindikatoren sind Messgrößen, mit denen man Aussagen zur Konjunkturlage einer Volkswirtschaft tätigen kann. Zum Teil ist die Vorhersage der Konjunkturentwicklung sehr subjektiv. Aber generell können verschiedene Daten der volkswirtschaftlichen Entwicklung als Konjunkturindikatoren dienen. Wir stellen die verschiedenen Indikatoren in diesem Artikel vor.
Definition Konjunkturindikatoren einfach erklärt
Konjunkturindikatoren: Messgrößen, mit denen man Aussagen zur Konjunkturlage einer Volkswirtschaft tätigen kann. Man unterscheidet sie zum einen nach der Zeit. Zum anderen nach Veränderungen von Preis oder Menge. Zum Teil ist die Vorhersage der Konjunkturentwicklung sehr subjektiv. Aber generell können verschiedene Daten der volkswirtschaftlichen Entwicklung als Konjunkturindikatoren dienen.
Hintergrund Konjunkturindikatoren
Da das Wirtschaftsgeschehen äußerst komplex ist, benötigen die Wirtschaftsteilnehmer Messgrößen, um konjunkturelle Entwicklungen angemessen beurteilen zu können. Diese Konjunkturindikatoren werden in der Regel vom Statistischen Bundesamt und verschiedenen Wirtschaftsforschungsinstituten berechnet und veröffentlicht. Nicht nur Analysten, Unternehmen oder die Medien nutzen diese Konjunkturindikatoren. Auch die Zentralbanken, (Wirtschafts-)Verbände oder Regierungen bzw. Politiker nutzen sie.
Denn ein großer Vorteil der Indikatoren ist, dass man sich mit ihnen schnell einen guten Überblick über die Wirtschaftsentwicklung verschaffen kann.
Um als Indikator anerkannt zu werden, sollte dieser die folgenden Eigenschaften besitzen:
- theoretisch plausibel
- statistisch angemessen in der Berechnung
- Repräsentativität
- Hohe Aussagekraft
Da die Konjunkturindikatoren auch aktuell sein müssen, sollten die notwendigen Wirtschaftsdaten quartalsweise oder monatlich bereitstehen. Zudem müssen sie bereits über einen langen Zeitraum hinweg erhoben worden sein. Denn nur so ist ein langfristiger Vergleich der konjunkturellen Entwicklung über die Zeit hinweg möglich. In diesem Zusammenhang müssen aus den Wirtschaftsdaten auch immer saisonale Effekte herausgerechnet werden, da sonst ein verzerrtes Bild der Konjunkturentwicklung entsteht.
Insbesondere das Statistische Bundesamt liefert die für die Konjunkturindikatoren notwendigen Wirtschaftsdaten. Bereits seit 1950 hat es das Ziel, ein statistisches Gesamtbild der Wirtschaftsstruktur und ihres Ablaufs zu zeigen. Seit 1972 veröffentlicht es in diesem Zusammenhang die „Indikatoren zu Wirtschaftsentwicklung – Zeitreihen mit Saisonbereinigung“. Wir zeigen in diesem Artikel einige Konjunkturindikatoren, deren Daten aus dieser Veröffentlichung stammen.
Konjunkturindikatoren
Aus der Einleitung wird bereits ersichtlich, dass es eine Vielzahl an Konjunkturindikatoren gibt. Manche von ihnen sind wichtiger bzw. aussagekräftiger als andere.
Zu den wichtigsten Konjunkturindikatoren zählen diejenigen Indikatoren, die einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Wirtschaftsgeschehens haben. Oder dies zumindest von den Marktteilnehmern vermutet wird.
Je „wichtiger“ ein Konjunkturindikator ist, desto schneller reagieren die nationalen oder internationalen Aktienmärkte nach seiner Veröffentlichung, wenn die Ergebnisse von ihren Erwartungen abweichen. Die Erwartungen der Wirtschaftsteilnehmer sind nichts anderes als ein Stimmungsbild der Wirtschaft. Ein Blick in den Wirtschaftsteil großer Tageszeitungen reicht meist, um es richtig erfassen zu können.
Konjunkturindikatoren kann man nach verschiedenen Faktoren unterscheiden. Die gängigste ist nach der Zeit. Hierüber erfüllen sie auch verschiedene Aufgaben. Weiter unterscheidet man zwischen den sogenannten „harten“ Konjunkturindikatoren, die auf Wirtschaftsdaten basieren. Und zwischen „weichen“ Stimmungsindikatoren, die zumeist Befragungsergebnisse sind. Schließlich differenziert man noch bei den Wirtschaftsdaten zwischen sogenannten Mengen- und Preisindikatoren. Außerdem kann man noch nach Einzelindikatoren oder Gesamtindikatoren unterscheiden. Ein Einzelindikator beruht lediglich auf einer einzigen Zeitreihe, z.B. die Arbeitslosenzahl. Er ist anfällig für die oben genannten Sondereinflüsse und muss dafür bereinigt werden. Gesamtindikatoren bestehen dagegen aus einer Zusammenfassung mehrerer Zeitreihen, wie etwa ein Stimmungsbarometer.
Wir stellen im folgenden diese Konjunkturindikatoren mit einigen Beispielen vor. Es handelt sich hierbei um keine abschließende Liste.
Unterscheidung nach der Zeit
Je nachdem, ob ein Indikator die Wendepunkte im Konjunkturzyklus früher, gleichzeitig oder später als der Vergleichswert erreicht, unterscheidet man zwischen Frühindikatoren, Präsenzindikatoren und Spätindikatoren.
Frühindikatoren
„Sie eilen dem Zyklus voraus.“
Sie geben Hinweise, wie sich die Wirtschaftslage in Zukunft entwickeln kann. Deshalb bilden sie auch die Grundlage für Konjunkturprognosen. Sie sind für die Konjunkturforschung sehr wichtig, da sie der Konjunkturpolitik Anhaltspunkte geben, geeignete Maßnahmen frühzeitig zu ergreifen. Viele Frühindikatoren sind weiche Stimmungskonjunkturindikatoren. Dies liegt bereits in ihrer Definition begründet. Denn bei Frühindikatoren handelt es sich um in die Zukunft gerichtete Meinungen und Einschätzungen. Hier fehlt deshalb eine exakte mathematische Beschreibung.
Auftragseingänge
Auftragseingänge im Verarbeitenden und Baugewerbe sind mit die wichtigsten Frühindikatoren. Das Statistische Bundesamt erhebt sie monatlich. Sie werden monatlich vom Statistischen Bundesamt erhoben. Vereinfacht formuliert: Volle Auftragsbücher führen in absehbarer Zeit zu höherer Produktion, was dann auch zu einem Anstieg der Löhne führt.
Baugenehmigungen
Das Baugewerbe liefert in der Regel verlässliche Hinweise auf die Konjunkturentwicklung. Denn das Baugewerbe ist stark abhängig von der konjunkturellen Entwicklung. Steigt die Zahl der Genehmigungen, ist dies in der Regel ein wichtiger Hinweis auf eine Aufwärtsbewegung.
Ifo-Geschäftsklimaindex
Der Geschäftsklimaindex des Münchner ifo Instituts ist der wohl bekannteste Stimmungsindikator.
Jeden Monat befragt das Institut 7000 deutsche Unternehmen, wie sie ihre aktuelle Lage und die Erwartungen für die kommenden Monate einschätzen. Die
Unternehmen beurteilen dabei in den Kategorien „gut", „befriedigend" oder „schlecht", ihre aktuelle Lage und ihre Aussichten in „besser", „gleich" und „schlechter".
ZEW-Index
Jeden Monat befragt das Mannheimer-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) rund 400 Analysten und institutionelle Anleger zu ihren Konjunkturerwartungen für die kommenden sechs Monate. Der Indikator gibt die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung in Deutschland wieder.
Einkaufsmanagerindex (EMI)
Die britische Forschungsgruppe NTS führt jeden Monat eine Umfrage unter den Einkaufsleitern von rund 350 Unternehmen der verarbeitenden Industrie in Deutschland durch. Aus den Ergebnissen berechnet sich der EMI. Als Frühindikator spiegelt der EMI deshalb sehr aktuell die wirtschaftliche Lage in der Industrie wider.
Präsensindikatoren
„Sie fallen mit dem Zyklus zusammen.“
Ihre Aufgabe ist eine Beschreibung und damit einhergehende Analyse der Konjunktur und des Wirtschaftsgeschehens.
Bruttoinlandsprodukt
Das Bruttoinlandsprodukt ist der klassische Präsensindikator. Das BIP gibt die Gesamtleistung einer Volkswirtschaft an und misst dafür den Wert aller im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen. Im Gegensatz zum Bruttosozialeinkommen (BSP) bzw. Bruttonationaleinkommen spielt es bei der Berechnung des BIP keine Rolle, ob eine Leistung von Inländern oder Ausländern erbracht wurde. Beim BIP ist die Landesgrenze entscheidend. Schwankungen und Trends des Bruttoinlandsproduktes geben deshalb gute Hinweise auf den Konjunkturverlauf.
Produktionsindex
Die Entwicklung der Produktion kann Hinweise auf den Konjunkturverlauf geben.
Der Gesamt-Index zum Produzierenden Gewerbe speist sich aus den Einzelindizes Industrieproduktion, Bauhauptgewerbe und Energie. Die Daten werden jeden Monat von den Statistischen Landesämtern bundesweit bei rund 15.000 Unternehmen des Produzierenden Gewerbes mit in der Regel 20 und mehr Beschäftigten erhoben. Er wird vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht.
Spätindikatoren
„Sie hinken dem Zyklus hinterher.“
Ihre Aufgabe liegt in der Reflektion der Konjunkturentwicklung.
Zahl der Arbeitslosen
Der Arbeitsmarkt ist ein wichtiger Indikator für die nachträgliche Beurteilung der Konjunktur. Denn dort schlagen sich konjunkturelle Aufwärts- oder Abwärtsbewegungen mit deutlicher Verzögerung nieder. Hierzu ein Beispiel: Während zum Beispiel ein Präsensindikator, wie das monatliche Bruttoinlandsprodukt, bereits Aufwärtsbewegungen zeigt, ist hiervon am Arbeitsmarkt noch nichts zu sehen. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt hinkt in der Regel der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung um einige Monate hinterher.
Insolvenzen
Das Ausscheiden von Unternehmen aus dem Markt gibt ebenfalls Hinweise auf die Konjunkturentwicklung. Melden in einem bestimmten Zeitraum relativ viele Unternehmen Insolvenz an, wird sich dies notwendigerweise auf die konjunkturelle Entwicklung auswirken (z.B. geringere Produktion etc.)
Unterscheidung Menge vs. Preis
Mengenindikatoren
„Sie geben die Veränderung von Mengen an.“
Konjunkturindikatoren, wie die Arbeitslosigkeit oder auch die Umsatzentwicklung sind Mengenindikatoren. Während die Arbeitslosigkeit aber ein Spätindikator ist, stellt die Umsatzentwicklung einen Präsensindikator dar.
Umsatz im (Einzel)Handel
Der mengenmäßig erfasste Umsatz ist ein Mengenindikator. Und real gemessen, geben Umsätze im Handel, unterschieden nach KFZ- oder Einzelhandel, gute Hinweise auf die Konjunkturentwicklung. Denn sie sind einerseits eng mit dem Investitionsverhalten der Unternehmen verbunden und andererseits mit dem Konsum der Wirtschaftssubjekte.
Preisindikatoren
„Sie geben die Veränderung von Preisen an.“
Konjunkturindikatoren, wie die Arbeitslosigkeit, sind Mengenindikatoren. Ein Beispiel für einen Preisindikator ist die Inflation.
Inflation
In so gut wie allen Volkswirtschaften existiert eine Kennzahl, wie hoch eine angemessene Inflation (d.h. durchschnittliche jährliche Preissteigerungsrate) sein sollte. In Deutschland, beginnend mit dem „magischen Viereck“ und später von der EZB übernommen liegt dieser Wert bei um die 2 %. Die Geldpolitik orientiert sich an diesem Zielwert. Steigt die Inflation über diesen Zielwert an, so kann dies ein Hinweis auf eine konjunkturelle Überhitzung sein oder auf eine rasante Geldentwertung. In beiden Fällen wäre der Konjunkturindikator dann „negativ“.
Fazit
Einzelne Faktoren können ein falsches Bild vermitteln, da sie sich ungewöhnlich verhalten können. Denn nicht nur die Konjunktur wirkt auf das Wirtschaftsgeschehen, sondern auch andere Faktoren. Um zu einem realistischen Ergebnis zu gelangen muss man deshalb immer mehrere Indikatoren verwenden.
Zusammenfassung
Literatur
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