Aktualisiert: 27. Februar 2023

Opportunitätskosten: So berechnet man die Alternativkosten (+ Beispiele)

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Opportunitätskosten (auch Alternativkosten) bezeichnen die Kosten der nicht gewählten Alternative. Sie sind ein Konzept aus der Wirtschafts-wissenschaft, deren Grundlage der Umgang mit knappen Ressourcen ist. Sie finden Verwendung in der Volks- und Betriebswirtschaftslehre.

Definition

Opportunitätskosten sind ein wirtschaftliches Konzept, das sowohl in der Volkswirtschaft als auch in der Betriebswirtschaft verwendet wird. Die Grundlage des Ansatzes besteht im Vorhandensein von Beschränkungen.

Sie sind diejenigen Kosten, die man aufwenden muss, um zu bekommen, was man möchte.

Ihr theoretisch schwer verständlicher Aspekt besteht darin, dass sie nicht nur die direkten Kosten beinhalten, sondern auch die Kosten der nächstbesten Alternative.

In der Wirtschaft ist es so, dass man Wahlmöglichkeiten hat. Die gegebene Beschränkung (Zeit, Kosten etc.) bewirkt, dass man nicht alle Produkte produzieren/konsumieren kann. Die Opportunitätskosten messen deshalb nicht nur die Kosten des Produktes, das man erwirbt/produziert. Sondern auch die Kosten des Produktes, auf das man verzichtet.

Opportunitätskosten bezeichnet man deshalb auch oft als Alternativkosten oder Verzichtskosten.

Opportunitätskosten = Was aufgegeben werden muss, um etwas anderes zu erlangen

Das folgende Investitionsbeispiel verdeutlicht, was sie sind, indem wir sie von buchhalterischen Kosten unterscheiden:

Paula investiert ihre 300.000 € Erspartes in den Kauf eines Hauses. Wenn sie das Haus nicht kauft, kann sie das Geld auf ihrem Sparkonto lassen, auf dem sie 5 % Zinsen erhält. Sie erhält dann 15.000 € Zinseinkommen im Jahr.

Das Zinseinkommen von 15.000 € sind nun die Opportunitätskosten. Denn Paula verzichtet auf dieses Einkommen, wenn sie ihr Erspartes für den Hauskauf ausgibt.

Paula kostet das Haus damit nicht 300.000 €, sondern in Wirklichkeit 315.000 €!

Bei der Berechnung ist wichtig, dass sie nur den Wert der nächstbesten Alternative abbilden. Es spielt keine Rolle, ob Paula noch andere Alternativen für ihr Geld hatte. Die Opportunitätskosten sind nur der Wert der nächstbesten Alternative! Man zieht immer eine einfache Wahl zwischen zwei Alternativen einer komplizierten Wahl aus mehreren Möglichkeiten vor. Oder gelangt zu diesem Ergebnis in einem Auswahlprozess.

Arten von Opportunitätskosten

Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Opportunitätskosten. Obwohl die beiden folgenden Definitionen aus dem Bereich der Betriebswirtschaft stammen, gilt das Prinzip auch für die Volkswirtschaft. Insbesondere für die Unternehmenstheorie in der Mikroökonomie existieren hier Verwandtschaften. Denn unabhängig, ob man die Volks- oder Betriebswirtschaft betrachtet, in beiden Disziplinen werden Produktionsprozesse untersucht.

1. Inputbezogene Opportunitätskosten

Diese Art ergibt sich, indem der Deckungsbeitrag des produzierten Gutes auf den Inputfaktor relativiert wird. Bei dem Inputfaktor kann es sich um Arbeitskosten, Produktionszeit, Vorleistungsgüter etc. handeln. Man spricht in diesem Fall auch von dem relativen Deckungsbeitrag. Er ist ein Konstrukt aus der Kosten- und Leistungsrechnung. Dieser relative Deckungsbeitrag misst die Opportunitätskosten, für den Fall, dass man sich gegen die Produktion des Gutes entscheidet.

2. Outputbezogene Opportunitätskosten

Hierbei handelt es sich um Kosten einer Alternative, die auf den Output im Produktionsprozess bezogen werden.

Man unterscheidet hier zwischen:

Alternativkosten: Abweichung von der nächstbesten Alternative

Man verwendet diese Form, um in einem Unternehmen verschiedene Produktionsprogramme miteinander zu vergleichen.

Optimalkosten: Abweichung der gewählten Alternative von der optimalen Verwendung

Hier bewertet man die Alternative zum optimalen Produktionsprogramm. Problematisch ist hieran allerdings, dass die Alternativen nur dann erst bewertet werden können, wenn die Entscheidungen bereits getroffen wurden.

Opportunitätskosten in der VWL

1. Produktion (Transformationskurve)

Die Transformationskurve beschreibt unter Berücksichtigung der begrenzten Ressourcen die Güter-Kombinationen, die eine Volkswirtschaft optimal produzieren kann. Es werden immer zwei Güter abgebildet. Hierdurch ist man gleich bei den Opportunitätskosten angelangt: Die Steigung dieser Kurve wird durch die sogenannte Grenzrate der Substitution gemessen. Sie zeigt das Güterverhältnis an, das bei gegebenen Ressourcen optimal produziert werden kann. Wenn man nun auf 1 Einheit von Gut A verzichtet, wie viel mehr Einheiten von Gut B kann die Volkswirtschaft nun mehr produzieren? Bei diesem Verhältnis handelt es sich um die Opportunitätskosten.

2. Komparativer Kostenvorteil (Außenhandel)

Das Konzept des komparativen Kostenvorteils ist eine der bekanntesten Anwendungsformen für Opportunitätskosten. Allerdings auch eine der kompliziertesten. Es wird in der Außenhandelstheorie angewendet und erklärt, warum Freihandel zwischen zwei Ländern für beide Parteien vorteilhaft ist. Also für das Land, das Güter exportiert und für das Land, das Güter importiert.

Wenn eine Volkswirtschaft ein Gut preiswerter herstellen und anbieten kann als der Handelspartner, spricht man im Zuge dieser geringeren Kosten von Opportunitätskosten. Man spart dadurch Kosten ein, indem man das Produkt dort produzieren lässt, wo es die geringeren Gesamtkosten verursacht.

3. Entgangener Nutzen

Hier werden die Opportunitätskosten auf die Entscheidungskonflikte von Konsumenten in der Mikroökonomie angewendet. Isst man z.B. lieber Eis oder Kekse? Oder aus beiden Alternativen zieht der Konsument einen Nutzen. Entscheide ich mich für Eis bildet mein entgangener Nutzen aus den Keksen meine Opportunitätskosten.

4. Kapitalkosten (Summe aus expliziten Kosten und impliziten Kosten)

Explizite Kosten = absolute, tatsächliche Kosten (Buchhalterkosten)

Implizite Kosten = Theoretisch mögliche Kosten, die bei der Ausführung einer Alternative in der gleichen Zeit erwirtschaftet werden könnten (Alternativkosten).

Das eingangs dargelegte Beispiel für Paulas Investitionsentscheidung (Hauskauf vs. Zinseinnahmen) illustriert diesen Punkt.

Opportunitätskosten in der BWL

1. Hilft bei der Entscheidung über Zusatzaufträge

2. Ermittlung des optimalen Produktionsprogramms (siehe den Abschnitt über die Arten der Opportunitätskosten)

3. Preisgestaltung

4. Investitionsrechnung: Die Opportunitätskosten bilden denjenigen Zinssatz, der mit einer Alternativinvestition erreicht werden kann.

Beispiele

1. Investitionen

Investiert man sein Vermögen zum Beispiel in Immobilien, kann man das Kapital nicht anders verwenden und z.B. verzinsen. Man verzichtet in diesem Fall auf die Zinserträge, die man sonst erwirtschaftet hätte. Diese entgangenen Zinserträge stellen also die Opportunitätskosten in diesem Fall dar. (siehe auch oben das Beispiel mit Paula)

2. Studium vs. Beruf

Sollte man studieren oder sofort arbeiten? Ein Studium ist in der Regel ein Vollzeitstudium und damit zeitintensiv. Zudem entstehen während der mehrjährigen Studienzeit neben den Lebenshaltungskosten auch Kosten für das Studium, wie der Semesterbeitrag, Literatur etc. Dies sind die tatsächlichen Kosten. Die Opportunitätskosten bestehen in dem Lohn, den man in dieser Zeit verdient hätte, wenn man stattdessen seinen Beruf ausgeübt hätte. Nur wenn die in Zukunft erwarteten höheren Löhne aufgrund des Studiums höher ausfallen, als dies ohne Studium der Fall ist, entscheidet man sich für ein Studium.

3. Erwerbstätigkeit vs. Selbständigkeit

Soll man ein Unternehmen gründen oder in seinem alten Job bleiben? Angenommen ein Unternehmer erwirtschaftet mit seinem Unternehmen einen Gewinn von 1000 €. Zuvor hat er aber bei einer Computerfirma als Programmierer 5000 € verdient. Der aufgegebene Lohn als Computerfirma bildet die Opportunitätskosten, da der Unternehmer auf diese Einnahmen verzichtet hat. Unter Einbeziehung dieser Kosten macht der Unternehmen einen Verlust (1000 -5000 = -4000 €). Die Selbständigkeit ist unter diesen Bedingungen die falsche Entscheidung für ihn gewesen.

Zusammenfassung

  • Opportunitätskosten entstehen dadurch, dass eine Alternative nicht genutzt wird.
  • Man bezeichnet sie deshalb auch als Alternativkosten oder Verzichtskosten
  • Sie werden sowohl in der Volkswirtschaftslehre als auch in der Betriebswirtschaftslehre genutzt
  • Ihre Grundlage bildet das Vorhandensein von Knappheit. Hierdurch muss man sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden.
  • Die bekanntesten Beispiele aus der VWL sind das Prinzip des komparativen Kostenvorteils und die Grenzrate der Substitution (Abbildung Entscheidungskonflikte Haushalte und Unternehmen in der Mikroökonomie).

Artikel zum Download

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Über die Autorin: 

Nadine Behncke

Promovierte Volkswirtin und überzeugte Europäerin. Ihre Schwerpunkte sind die Entwicklung und Herausforderungen der EU mit ihren Auswirkungen und Folgen auf Deutschland und seine Bevölkerung. Sie schreibt auf Think About zu Politik, Wirtschaft & Geschichte in Europa, um Wissen zu vermehren und zur Diskussion beizutragen.


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