Die volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren bestehen aus Arbeit, Kapital, Boden und technischem Wissen/Fortschritt. Wir stellen euch die Faktoren in diesem Artikel näher vor. Außerdem gehen wir auf die unterschiedlichen Definitionen in der VWL und BWL ein.
Definition Produktionsfaktoren einfach erklärt
Produktionsfaktoren umfassen alle materiellen und immateriellen Mittel und Leistungen, die an der Produktion von Gütern beteiligt sind. Man bezeichnet sie auch als Input oder Inputfaktoren. Sie sind Mittel, die zur Erstellung von Gütern und Dienstleistungen miteinander kombiniert werden müssen. Je nach Perspektive unterscheidet man zwischen einer volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Bezeichnung: In der Volkswirtschaftslehre gibt es drei Arten von Produktionsfaktoren, mit denen andere Güter hergestellt werden: Boden/Umwelt, Arbeit und Kapital. Die Betriebswirtschaftslehre unterscheidet dagegen zwischen dispositiver und objektbezogener Arbeit, Betriebsmitteln und Werkstoffen.
Hintergrund
Die Einteilung der volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren geht auf die klassische Volkswirtschaftslehre zurück. Adam Smith und David Ricardo unterschieden hier zwischen den Faktoren Arbeit, Kapital und Boden.
1845 erweiterte Jean-Baptiste Say diese Einteilung um den Faktor „unternehmerische Tätigkeit“. Der Faktor Bildung ist erst in den letzten Jahren in die Theorie aufgenommen worden.
Produktionsfaktoren sind in der Regel begrenzt und damit knapp. Sie haben in der Volkswirtschaftslehre deshalb einen Preis. Der Faktorpreis für Arbeit ist der Lohn, der Preis für den Boden ist die Bodenrente. Der Preis für das Kapital heißt Zins.
Die Märkte, auf denen Angebot und Nachfrage für die Produktionsfaktoren zusammentreffen, bezeichnet man als Faktormärkte.
Die volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren
1. Boden
Boden: Alle natürlichen Ressourcen der Welt.
Der Produktionsfaktor Boden umfasst Felder, Bodenschätze, Wälder und Gewässer. Im Vergleich zu den anderen Produktionsfaktoren ist der Faktor Boden mit den Eigenschaften Unvermehrbarkeit, Unbeweglichkeit und Unzerstörbarkeit ausgestattet.
Unvermehrbarkeit des Bodens heißt, dass der Boden nicht beliebig "erzeugt" werden kann. Denn die Fläche an Boden ist vorgegeben.
Unbeweglichkeit des Bodens bezieht sich darauf, dass der Boden nicht von einem Gebiet in ein anderes gebracht werden kann. Wenn der Faktor Boden in einem Gebiet knapp ist, kann er nicht plötzlich vermehrt werden.
Unzerstörbarkeit des Bodens bedeutet, dass der Boden keinem "Werteverzehr" unterliegt.
Der Mensch nutzt den Boden in dreifacher Weise, nämlich zum Anbau, Abbau und als Standort für seine produktiven Tätigkeiten. Keine diese Nutzungsmöglichkeiten beinhaltet aber einen Werteverzehr.
- Anbauboden: Er ist die Grundlage für die Nahrungsmittelproduktion.
Problem: Der Boden lässt sich nicht unbegrenzt ausweiten. Durch die Unvermehrbarkeit beschränken sich die Wachstumschancen auf intensivere Bodennutzung. - Abbauboden: Er ist die Basis für den Abbau von Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas, Kohle etc.
Problem: Der Vorrat an diesen Rohstoffen ist begrenzt. - Standortboden: Er dient allen Wirtschaftssubjekten als Standort für ihre Tätigkeiten
Problem: Der Boden ist nicht vermehrbar und mit zunehmender Weltbevölkerung wird der Lebensraum statistisch betrachtet für jeden einzelnen kleiner.
Der Boden ist damit ein „äußerst knappes“ Gut. Andere wirtschaftliche Güter sind dagegen „nur“ knapp, da sie innerhalb bestimmter Grenzen vermehrbar sind. In der (klassischen) volkswirtschaftlichen Modelltheorie sieht man den Faktor Boden deshalb immer als konstant an. Man betrachtet dann immer nur noch die Faktoren Arbeit und Kapital, die man gegeneinander austauschen („substituieren“) kann. Im Fachgebiet Umweltökonomie berücksichtigt man dagegen die Besonderheit des Faktors Boden. In der Diskussion um die geeignete Lehre der Volkswirtschaftslehre der letzten Jahre wird zudem ein ‚ganzheitlicher und umweltbezogener Ansatz‘ gefordert, wodurch auch die Bedeutung des Faktors Boden in der Lehre wieder zunehmen könnte.
2. Kapital
Kapital: Alle produzierten und (noch) nicht in den Bereich der Haushalte übergegangenen Güter.
Was bedeutet diese Definition?
Es gibt drei verschiedene Arten von Kapital:
1. Geldkapital: Definiert als finanzielle Mittel, die der Wirtschaft zum Erwerb von Realkapital zur Verfügung stehen. Geldkapital besitzt die Eigenschaft, dass es durch eine Investition schnell in eine andere Kapitalform umgewandelt werden kann. Man sieht es generell als Vorstufe des Sachkapitals an.
2. Sozialkapital: Definiert als Einrichtungen, die der Gemeinschaft oder Gesellschaft dienen. Beispiele umfassen z. B. Bildungseinrichtungen, das Gesundheitswesen oder die Infrastruktur
3. Real- oder Sachkapital: Hierbei handelt es sich um alle materiellen Güter, die als Gebrauchsgüter bzw. als Verbrauchsgüter zur Produktion benötigt werden. Weiter zählen hierzu alle Lagervorräte bei Herstellern und Händlern sowie alle immateriellen Güter.
Zusammengefasst: Real- oder Sachkapital = Produktionsmittel zum Zweck der Gütererzeugung.
Wichtig: Zum Produktionsfaktor Kapital gehört jedoch nur das Real- bzw. Sachkapital!
Diese Anmerkung kann nicht oft genug wiederholt werden. Denn man denkt bei dem Begriff Kapital oft einfach an Geld. Im Sinne der volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren handelt es sich aber um produktiv verwendbare Mittel. Wir haben in der obigen Grafik Geldkapital mit beim Kapital aufgeführt, um den Unterschied zwischen den beiden Arten zu verdeutlichen. Wir gehen im folgenden Abschnitt noch einmal darauf ein.
Im Gegensatz zu den anderen Faktoren ist das Besondere am Faktor Kapital, dass er nicht von Beginn an vorhanden ist. Er entsteht erst aus dem Zusammenwirken von Boden und Arbeit. Deshalb bezeichnet man ihn als abgeleiteten bzw. derivaten Produktionsfaktor.
Eigenschaft des Faktors Kapital
Beim Faktor Kapital sprich man auch oft vom „produktiven Kapital“:
Diese Eigenschaft resultiert aus dem Zusammenhang zwischen Ersparnis und Investition im Wirtschaftskreislauf einer (geschlossenen) Volkswirtschaft:
Verzichteten die Wirtschaftssubjekte vorübergehend auf Konsum, können sie die nicht verwendeten Mittel sparen. Hierdurch kommt es zur Kapitalbildung. Der monetäre Wert der Ersparnis ist dann das Geldkapital. Verwendet man dann diese Ersparnisse über Investitionen für Produktionszwecke, vermehrt man damit die Kapitalmenge. So handelt es sich dann um Sachkapital.
Sachkapital = produktives Kapital
Neben den verschiedenen Kapitalarten besteht der Faktor Kapital selber aus zwei Komponenten: seiner Quantität und seiner Qualität.
Die Bedeutung des Faktors Kapital für die Wirtschaft besteht darin, dass die Produktion von Gütern mit geeignetem Kapital einen höheren Ertrag bringt als ohne Kapital.
Wie geeignet es dafür ist, hängt dann vor allem von seiner Qualität ab, die maßgeblich vom technologischen Fortschritt beeinflusst wird. Diese Art des Fortschritts wirkt sich z.B. auf die Haltbarkeit oder Effizienz von Maschinen aus.
Er ist nicht zu verwechseln mit dem allgemeinen technisch-organisatorischen Fortschritt, der inzwischen als eigenständiger Produktionsfaktor angesehen wird.
3. Arbeit
Arbeit: Die – geistige und körperliche – menschliche Leistung, die in die Produktion fließt.
Arbeit ist jede Art manueller und geistiger Beschäftigung, die darauf abzielt, ein Einkommen zu erwirtschaften. Sie ist in der Güterproduktion ein Faktor, der in Kombination mit anderen Faktoren eingesetzt wird. Der Faktor Arbeit verbindet die Produktionsfaktoren miteinander.
Die Quantität (Menge) der Arbeitsleistung wird in der Volkswirtschaft bestimmt durch die Erwerbstätigen und die Arbeitszeit. Die Qualität der Arbeit (auch als Humankapital bezeichnet) ist vor allem von Begabung, Erziehung und Berufsausbildung der Beschäftigten abhängig. In diesem Sinne ist der Begriff „Humankapital“ auch wertschätzend zu verstehen, da er in der Theorie den Qualitätsaspekt des Faktors Arbeit bezeichnet. Allerdings ist dieser Begriff mittlerweile in öffentlichen und politischen Diskussionen negativ besetzt, da man den individuellen Menschen und seine Arbeitsleistung hiermit herabgewürdigt sieht.
Von dieser Diskussion um den Begriff Humankapital abgesehen, ist „Arbeit“ die wesentliche Voraussetzung für den Lebensunterhalt der Menschen. In der Volkswirtschaft werden daher die Staaten und Regierungen danach beurteilt, ob sie in der Lage sind, ihre Menschen ausreichend mit Arbeitsstellen zu versorgen. Wenn in einer Volkswirtschaft der Faktor Arbeit insgesamt optimal genutzt ist, spricht man von Vollbeschäftigung. Vollbeschäftigung bedeutet aber nicht, dass keinerlei Arbeitslosigkeit existiert. So wird es in der Realität immer zumindest eine gewisse Sucharbeitslosigkeit geben. Denn teilweise werden die von der Wirtschaft nachgefragten Bedingungen, wie benötigte Ausbildung, Arbeitsort, Mobilität usw. von den Arbeitslosen nicht erfüllt. In Zeiten des demografischen Wandels und (zumindest in einigen Branchen) bereits spürbaren Fachkräftemangels finden die Unternehmen auch bisweilen unabhängig von den Qualifikationen keine Mitarbeiter oder Auszubildenden, um ihre offenen Stellen zu besetzen.
4. (Technisches) Wissen / Fortschritt
Seit der Industrialisierung wurde das technische Wissen immer entscheidender für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen. Das technische Wissen bezeichnet aber nicht nur die Funktionsweise eines Gutes oder Dienstleistung, sondern auch den Prozess der Erstellung des Gutes oder der Dienstleistung.
Neben den drei Faktoren Boden, Kapital und Arbeit, gilt das technische Wissen als weiterer Produktionsfaktor. Dieser Faktor ist äußerst schwierig zu messen. Empirische Schätzungen gehen aber davon aus, dass er den größten Anteil am Wirtschaftswachstum aufweist. Denn während ein verbesserter Einsatz der Faktoren Arbeit und Kapital (und Boden) „nur“ zu einer effizienteren Produktion bei gegebenen Möglichkeiten führt, bewirkt technischer Fortschritt zudem eine Erweiterung der Produktionsmöglichkeiten bzw. Menge („der Kuchen wird insgesamt größer“.).
Abgrenzung BWL-Produktionsfaktoren
Die Betriebswirtschaftslehre definiert Produktionsfaktoren etwas anders als die Volkswirtschaftslehre. Die BWL-Definition geht auf Erich Gutenberg zurück. Er bezeichnete 1951 die betriebswirtschaftlichen Produktionsfaktoren als Leistungsfaktoren. Aber auch diese Leistungsfaktoren basieren auf dem Einsatz von Arbeit und Kapital.
Gutenberg gliederte den Faktor Arbeit in zwei Teile:
- Dispositive Arbeit: Sie umfasst Tätigkeiten wie die Planung, Organisation und Kontrolle.
- Objektbezogene Arbeit: Sie umfasst alle Tätigkeiten, die am Objekt bzw. Produkt verrichtet werden.
Der volkswirtschaftliche Produktionsfaktor Kapital wird hier als Betriebsmittel bezeichnet. Außerdem definiert Gutenberg noch den für den Produktionsprozess wichtigen Faktor Werkstoffe. Sie findet man in der VWL in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, aufgeführt als Rohstoffe oder Vorleistungsprodukte.
Das Äquivalent zum technologischen Fortschritt ist in der BWL der dispositive Faktor. Er darf nicht mit dem Faktor dispositive Arbeit verwechselt werden!
Dieser dispositive Faktor besteht aus dem planerischen und strategisch-operativen Einsatz der Produktionsfaktoren. Er ist schwierig zu messen und daher auch nicht einfach zu ersetzen.