Aktualisiert: 24. Juli 2023

Wohlfahrtsverlust: Definition & Berechnung

Lesezeit:  Minuten

Der Wohlfahrtsverlust bzw. Nettowohlfahrtsverlust misst den vollständigen Wohlfahrtsverlust insbesondere durch Staatseingriffe. In diesem Artikel stellen wir euch seine Berechnung und Anwendungsgebiete vor. Wir stellen euch die grafische Darstellung für die wichtigsten Anwendungsgebiete, wie Preisregulierungen, Monopole und Steuern vor.

Definition Wohlfahrtsverlust einfach erklärt

Wohlfahrtsverlust (auch Nettowohlfahrtsverlust oder vollständiger bzw. absoluter Wohlfahrtsverlust): Verlust an Konsumenten- und Produzentenrente, der durch einen Politikeingriff o.ä. hervorgerufen wird, wodurch die auf dem Markt gehandelte Menge geringer ausfällt als die effiziente Menge des Marktgleichgewichts.

Der Begriff bezieht sich auf eine Situation, in der das Gesamtwohl der Gesellschaft oder einer Gruppe von Individuen im Vergleich zu einer hypothetischen optimalen Situation verringert wird. Es handelt sich um den Verlust an wirtschaftlichem oder sozialem Wohlstand, der durch eine bestimmte Entscheidung, Maßnahme oder Veränderung verursacht wird.

Wohlfahrtsverluste treten häufig in wirtschaftlichen Kontexten auf. Ein Beispiel dafür ist der Verlust an Konsumenten- oder Produzentenrente durch eine Marktintervention wie eine Preiskontrolle oder eine Steuer. Wenn beispielsweise ein Preis für ein Produkt festgesetzt wird, der über dem Gleichgewichtspreis liegt, kann dies zu einem Rückgang der Nachfrage und des Konsums führen, was zu einem Wohlfahrtsverlust führt.

Ein weiteres Beispiel ist der Verlust, der durch Handelsbeschränkungen wie Zölle oder Importquoten verursacht wird. Diese Maßnahmen können den freien Handel einschränken, den Wettbewerb reduzieren und höhere Preise für Verbraucher sowie ineffiziente Produktionsmethoden zur Folge haben.

Es ist wichtig anzumerken, dass Wohlfahrtsverluste subjektiv sind und von verschiedenen Faktoren abhängen können, wie zum Beispiel den Präferenzen der Individuen oder der Bewertung von sozialen Kosten und Nutzen. Ökonomen verwenden verschiedene Methoden, wie z.B. das Konzept des Konsumentenüberschusses und des Produzentenüberschusses, um sie zu messen und zu quantifizieren.

Hintergrund: Der effiziente Markt und Marktineffizienz

effizienz marktgleichgewicht

Ein effizienter Markt ist ein Markt, in dem Ressourcen optimal alloziert werden, sodass das Wohlergehen der Marktteilnehmer maximiert wird. In einem effizienten Markt werden die verfügbaren Güter und Dienstleistungen zu Preisen gehandelt, die dem tatsächlichen Wert entsprechen und das Angebot und die Nachfrage im Einklang sind.

Es gibt verschiedene Arten von Effizienz in einem Markt:

  1. Allokative Effizienz: Allokative Effizienz liegt vor, wenn die Ressourcen so verteilt sind, dass der Nutzen maximiert wird und es nicht möglich ist, die Gesamtnutzen durch eine andere Verteilung zu erhöhen. In einem allokativ effizienten Markt spiegeln die Preise die tatsächlichen Kosten und den Nutzen wider.
  2. Produktive Effizienz: Produktive Effizienz besteht, wenn Güter und Dienstleistungen mit minimalen Produktionskosten hergestellt werden. Dies bedeutet, dass die Ressourcen effizient genutzt werden, um die Produktion zu optimieren und Verschwendung zu minimieren.
  3. Zeitliche Effizienz: Zeitliche Effizienz bezieht sich auf die zeitliche Abstimmung von Angebot und Nachfrage. In einem zeitlich effizienten Markt werden die gewünschten Güter und Dienstleistungen zum richtigen Zeitpunkt bereitgestellt.

Wenn ein Markt ineffizient ist, bedeutet dies, dass nicht alle Ressourcen optimal genutzt werden und es Raum für Verbesserungen gibt. Marktineffizienzen können verschiedene Ursachen haben, wie z.B. Marktversagen, externe Effekte, Informationsasymmetrie oder Monopolsituationen.

Marktineffizienzen können zu Wohlfahrtsverlusten führen, da sie zu einer Verringerung des Gesamtwohlergehens führen. Ineffiziente Märkte können beispielsweise zu überhöhten Preisen, einer geringeren Produktvielfalt, unzureichender Versorgung oder ungleicher Verteilung führen.

Die Identifizierung und Behebung von Marktineffizienzen ist eine wichtige Aufgabe der Wirtschaftspolitik. Durch geeignete Maßnahmen wie Regulierungen, Anreizsysteme oder Marktinterventionen kann versucht werden, ineffiziente Märkte zu korrigieren und die Wohlfahrt der Gesellschaft zu verbessern.

Wiederholung: Ökonomische Wohlfahrt = Produzentenrente + Konsumentenrente

Ökonomische Wohlfahrt = Produzentenrente + Konsumentenrente

Die vereinfachte Formel zeigt, dass die Gesamtwohlfahrt einer Gesellschaft aus der Summe der Produzentenrente und der Konsumentenrente besteht.

Die ökonomische Wohlfahrt ist ein Maß für den gesamten Nutzen oder Wert, der in einem Markt geschaffen wird. Eine höhere ökonomische Wohlfahrt deutet darauf hin, dass sowohl Produzenten als auch Konsumenten von der Marktaktivität profitieren und ein höheres Gesamtwohlstandsniveau erreicht wird.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Formel eine vereinfachte Darstellung ist und nicht alle Aspekte der Wohlfahrt oder externe Effekte berücksichtigt. Dennoch bietet sie eine nützliche Möglichkeit, die Verteilung des Wohlfahrtsnutzens zwischen Produzenten und Konsumenten zu analysieren und zu vergleichen.

  • Die Produzentenrente bezieht sich auf den Nutzen oder Gewinn, den Produzenten aus dem Verkauf von Gütern oder Dienstleistungen erzielen. Sie wird berechnet, indem die tatsächlich erzielten Preise mit den Produktionskosten verglichen werden. Die Produzentenrente stellt den finanziellen Anreiz für Produzenten dar, auf einem Markt tätig zu sein. Je höher die Produzentenrente, desto größer ist der Anreiz für Unternehmen, Güter zu produzieren und anzubieten.
  • Die Konsumentenrente hingegen bezieht sich auf den Nutzen oder Wert, den Konsumenten aus dem Kauf von Gütern oder Dienstleistungen ziehen. Sie wird berechnet, indem der maximale Betrag, den Konsumenten bereit sind zu zahlen (basierend auf ihrer individuellen Nutzenfunktion), von den tatsächlich gezahlten Preisen abgezogen wird. Die Konsumentenrente misst den Überschussnutzen, den Konsumenten aus dem Konsum erhalten. Je höher die Konsumentenrente, desto größer ist der Nutzen, den die Konsumenten aus dem Konsum ziehen.

Wie berechnet man den Wohlfahrtsverlust?

  1. Ermittlung der Ausgangssituation: Bestimme den Ausgangszustand des Marktes oder der Situation, für die der Wohlfahrtsverlust berechnet werden soll. Dies beinhaltet die Kenntnis des Gleichgewichtspreises und der Gleichgewichtsmenge, bei dem Angebot und Nachfrage übereinstimmen.
  2. Ermittlung des neuen Preises oder der neuen Politik: Identifiziere den neuen Preis oder die neue Politik, die zu Veränderungen auf dem Markt führen. Dies kann beispielsweise eine Preisregulierung, eine Steuer, eine Subvention oder eine andere Form der Marktintervention sein.
  3. Berechnung der Konsumentenrente: Die Konsumentenrente ist der Unterschied zwischen dem maximalen Betrag, den Konsumenten bereit sind zu zahlen, und dem tatsächlich gezahlten Preis. Sie repräsentiert den Nutzen oder den finanziellen Wert, den die Konsumenten aus dem Kauf eines Gutes oder einer Dienstleistung ziehen. Um die Konsumentenrente zu berechnen, kann man die Fläche unterhalb der Nachfragekurve und über dem Preis bis zur neuen Gleichgewichtsmenge messen.
  4. Berechnung der Produzentenrente: Die Produzentenrente ist der Unterschied zwischen den Kosten der Produzenten und dem tatsächlich erzielten Preis. Sie stellt den Nutzen oder den finanziellen Gewinn dar, den Produzenten aus dem Verkauf eines Gutes oder einer Dienstleistung erzielen. Die Produzentenrente kann berechnet werden, indem man die Fläche oberhalb der Angebotskurve und unter dem Preis bis zur neuen Gleichgewichtsmenge misst.
  5. Vergleich der Wohlfahrtsverluste: Für die Berechnung, subtrahiere die Summe der Konsumentenrente und der Produzentenrente in der neuen Situation von der Summe der Konsumentenrente und der Produzentenrente in der Ausgangssituation. Der resultierende Wert stellt den absoluten Wohlfahrtsverlust dar, der durch die Veränderung oder Intervention verursacht wurde.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Konsumenten- und Produzentenrente als Näherungswerte für den Wohlfahrtsverlust dienen und nicht alle möglichen Wohlfahrtseffekte erfassen. Dennoch bieten sie nützliche Maßstäbe, um die Verteilungswirkungen von Marktveränderungen oder politischen Entscheidungen zu analysieren. Ein konkretes Anwendungsbeispiel findest du in diesem Artikel weiter unten zur Berechnung des Wohlfahrtsverlustes infolge einer Mengensteuer.

Grafische Darstellung eines Wohlfahrtsverlustes

wohlfahrtsverlust

Für die grafische Darstellung verwendet man ein Angebot-Nachfrage-Diagramm.

Anbei die Schritte zur Darstellung des Wohlfahrtsverlusts in einer Grafik. Je nach Fragestellung und Übung kann du einzelne Schritte auch zusammenfassen.

  • Zeichne das Angebots-Nachfrage-Diagramm: Zeichne eine horizontale Achse für die Menge und eine vertikale Achse für den Preis. Trage die Angebotskurve (nach oben fallend) und die Nachfragekurve (nach unten fallend) entsprechend der gegebenen Informationen ein.
  • Markiere das ursprüngliche Gleichgewicht: Finde den Punkt, an dem sich die Angebots- und Nachfragekurven schneiden. Dieser Punkt repräsentiert das ursprüngliche Gleichgewicht, bei dem Angebot und Nachfrage übereinstimmen.
  • Zeichne das neue Gleichgewicht: Identifiziere den neuen Preis oder die neue Politik, die zu Veränderungen auf dem Markt führen. Ändere entsprechend den Preis oder je nach Fragestellung die Angebots- oder Nachfragekurve, um das neue Gleichgewicht zu bestimmen.
  • Markiere die Wohlfahrtsverlustfläche: Sie ist der Bereich zwischen der ursprünglichen Nachfragekurve und der „neuen“ Nachfragekurve, begrenzt durch die ursprüngliche Menge und die neue Menge. Dieser Bereich repräsentiert den Verlust an Konsumenten- und Produzentenrente aufgrund der Marktveränderung.
  • Berechne die Fläche des Wohlfahrtsverlusts: Messe die Fläche des Verlusts in der Grafik. Für die genaue Berechnung sind die Formeln zur Berechnung von Dreiecken und Quadraten sehr hilfreich.

Durch die grafische Darstellung wird verdeutlicht, wie sich eine Veränderung auf dem Markt auf das Wohlergehen der Konsumenten auswirkt. Die Fläche des Wohlfahrtsverlusts repräsentiert den Rückgang der Konsumentenrente, der aufgrund der Marktveränderung entsteht.

Was ist der Unterschied zwischen den Begriffen Wohlfahrtsverlust und Nettowohlfahrtsverlust?

Der Wohlfahrtsverlust bezieht sich auf die allgemeine Verringerung des gesellschaftlichen Wohlergehens infolge einer Entscheidung, Maßnahme oder Veränderung. Er misst den absoluten Rückgang des Wohlfahrtsniveaus im Vergleich zu einer hypothetischen optimalen Situation, ohne jedoch mögliche Kompensationen zu berücksichtigen. Beispielsweise können einzelne Konsumenten infolge eines Staatseingriffs einen Verlust, andere Konsumenten einen Wohlfahrtsgewinn erfahren.

Der Nettowohlfahrtsverlust hingegen berücksichtigt die Kompensationen, die als Reaktion auf die Veränderung oder Maßnahme stattfinden können. Es handelt sich um den Verlust abzüglich aller Kompensationen, die den von der Veränderung betroffenen Individuen gewährt werden. Beispielsweise ergibt sich ein Nettowohlfahrtsverlust für die Konsumenten, wenn insgesamt der Wohlfahrtsverlust höher ausfällt als der Wohlfahrtsgewinn.

Um den Nettowohlfahrtsverlust zu bestimmen, müssen die erlittenen Verluste mit den erhaltenen Kompensationen abgewogen werden. Diese Kompensationen können in Form von finanziellen Entschädigungen, sozialen Leistungen oder anderen Ausgleichsmaßnahmen erfolgen. Durch die Berücksichtigung der Kompensationen ermöglicht der Verlust eine umfassendere Bewertung der Gesamtauswirkungen einer Entscheidung oder Maßnahme auf das Wohlergehen der Gesellschaft.

In der Regel wird zwischen den beiden Begriffen nicht wirklich unterschieden. Wenn es doch notwendig ist, hilft als Eselsbrücke zwischen dem (einzelnen) Wohlfahrtsverlust und dem absoluten Wohlfahrtsverlust zu unterscheiden.

Bestimmungsgrößen der Höhe vom absoluten Wohlfahrtsverlust

Die Höhe des Wohlfahrtsverlusts kann von verschiedenen Faktoren und Bestimmungsgrößen beeinflusst werden. Hier sind die wichtigsten Faktoren:

  • Größe der Marktveränderung: Je größer die Marktveränderung ist, desto größer kann der Wohlfahrtsverlust sein. Eine größere Veränderung, wie beispielsweise eine deutliche Preissteigerung oder -senkung, kann zu einem größeren Rückgang der Konsumentenrente oder Produzentenrente führen.
  • Elastizität von Angebot und Nachfrage: Die Elastizität von Angebot und Nachfrage spielt eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des Wohlfahrtsverlusts. Wenn die Nachfrage oder das Angebot unelastisch ist (wenig reagiert), kann eine Marktveränderung zu einem größeren Verlust führen. Wenn sie hingegen elastisch sind (stark reagieren), kann der Verlust geringer sein. Diese Bestimmungsgröße findet vor allem im Steuerbereich Beachtung.
  • Ausgangsniveau der Rente: Das Ausgangsniveau der Konsumenten- und Produzentenrente vor der Marktveränderung beeinflusst die Höhe des Wohlfahrtsverlusts. Wenn die ursprüngliche Rente bereits hoch ist, kann der Verlust größer sein, da ein großer Teil des Nutzens oder Gewinns verloren geht.
  • Marktmacht: Wenn ein Markt von wenigen Anbietern oder Nachfragern dominiert wird und Marktmacht besteht, kann dies den Wohlfahrtsverlust erhöhen. Marktmacht kann zu höheren Preisen oder geringeren Mengen führen, was zu einem größeren Verlust an Konsumentenrente oder Produzentenrente führt. Vgl. hierzu den Abschnitt zu Wohlfahrtsverlusten und Monopol.
  • Externe Effekte: Das Vorhandensein von externen Effekten, wie beispielsweise Umweltverschmutzung oder sozialen Kosten, kann den Wohlfahrtsverlust erhöhen. Externe Effekte führen zu zusätzlichen Kosten oder Nutzen, die nicht im Marktmechanismus berücksichtigt werden und daher zu einem größeren Verlust führen können. Externe Effekte sind sowohl eine Bestimmungsgröße als auch ein Anwendungsfall, um Wohlfahrtsverluste infolge von Marktineffizienzen zu analysieren.

Beispiele aus der VWL zum Wohlfahrtsverlust

Im Folgenden stellen wir auch Beispiele zur grafischen Analyse von Wohlfahrtsverlusten vor. Ihr werdet sehen, dass die Fälle im Prinzip alle recht ähnlich sind. Wir haben Beispiele zu Preisvorschriften (Höchstpreis), Mengenvorschriften (Angebotsbeschränkung), Steuern (Mengensteuer) und zum Monopol ausgesucht.

Natürlich gibt es noch viele weitere Anwendungsbereiche, wie den Außenhandel (Zölle) oder auch externe Effekte.

Wir empfehlen euch hierzu und für weitere Informationen die zukünftig bei uns erscheinenden ausführlicheren Erklärungen, da wir uns aufgrund der Länge des Artikels auf die wichtigsten Merkmale der verschiedenen Fälle beschränken.

1. Preisvorschriften und Wohlfahrtsverlust

Wohlfahrtsverlust und Preisregulierungen-Höchstpreis

Preisvorschriften: Gesetzliche Beschränkungen, wie hoch ein Marktpreis steigen bzw. wie tief er sinken darf. Man unterscheidet zwischen Höchstpreisen und Mindestpreisen. Ein Höchstpreis bildet die Obergrenzen für den Preis, den ein Anbieter verlangen darf. Ein Mindestpreis bildet die Untergrenze für den Preis, den ein Konsument zahlen muss.

Je nach Ausgestaltung der Preisvorschriften haben sie unterschiedliche Wohlfahrtswirkungen. In einigen Fällen werden eher die Konsumenten belastet, in anderen Fällen eher die Produzenten.

In der Grafik haben wir als Beispiel für die Auswirkungen einer Preisregulierung den Höchstpreis dargestellt.

Der Preis des analysierten Gutes wurde so reguliert, dass er nicht höher steigen darf als Pmax. Dieser Höchstpreis liegt allerdings unter dem markträumenden Gleichgewichtspreis P*.

Der Eingriff des Staates führt zu Anpassungen der Konsumenten und Produzenten, die im Ergebnis zu einem Nettowohlfahrtsverlust in Höhe der Fläche B + C führen.

Der Nettoverlust kommt durch Verluste der Konsumenten- und Produzentenrente infolge der Preis- und Mengeneffekte zustande.

Die Fläche A stellt für die Nachfrager einen Gewinn dar, da der Höchstpreis im Prinzip eine Preissenkung für sie darstellt. Entsprechend stellt die Fläche für die Anbieter einen Verlust an Produzentenrente dar.

Allerdings führt die implizite Preissenkung dazu, dass die Produzenten ihre Produktion und damit das Angebot verringern. Zu dem Höchstpreis haben die Konsumenten eine Nachfrage in Höhe von X2. Die Unternehmen bieten zu diesem Preis aber nur die Menge X1 an.

Aus dieser Knappheit resultieren für beide Marktseiten Verluste in Form von Ineffizienten. Den Verlust für die Konsumenten, die das Gut aufgrund des Produktionsrückgangs nicht mehr erwerben können, stellt die Fläche B dar. Den Verlust für die Produzenten stellt die Fläche C dar.

Hieraus ergibt sich der Nettowohlfahrtsverlust in Höhe der Fläche B + C. Er ergibt sich unter Einbeziehung der verschiedenen Gewinne und Verluste der Konsumenten und Produzenten:

Konsumentenrente (A - B) + Produzentenrente (-A – C) = -B -C = B +C = Nettowohlfahrtsverlust

Anwendungsbeispiele für Staatseingriffe in Form von Preisregulierungen sind z.B. die Diskussion um Höchstpreise für Mietpreise oder die Diskussion um den Mindestlohn.

Weitere Informationen findet ihr in unseren Erklärungen zu Mindestpreisen und Höchstpreisen (in Vorbereitung).

2. Produktionsquoten und Wohlfahrtsverlust

Wohlfahrtsverlust und Angebotsbeschränkungen

Im vorherigen Abschnitt haben wir anhand des Höchstpreises gezeigt, wie der Staat über eine direkte Beeinflussung des Preises in den Markt eingreift.

Der Staat hat aber auch andere Möglichkeiten in den Markt einzugreifen und hierüber den Marktpreis zu beeinflussen. Hierzu zählen Preisstützungen und Produktionsquoten. Bei Preisstützungen setzt der Staat zwar den Preis fest, kauft aber die ggf. zu hoher Produktion auf. Beispiele hierfür wären z.B. die lange Zeit praktizierte Agrarpolitik (in der EU). Eine andere Möglichkeit sind Produktionsquoten. Hier beeinflusst der Staat den Marktpreis über eine direkte Beschränkung der Produktion mittels Verordnungen oder über (staatlich finanzierte) Anreizprogramme.

In der Grafik zeigen wir euch die Auswirkungen einer direkten Produktionsquote bzw. einer Angebotsbeschränkung.

Es gilt das „normale“ Angebots-Nachfrage-Diagramm, mit einem Gleichgewichtspreis P* bei einer Menge X*.

Jetzt beschränkt der Staat über eine Verordnung das Angebot, indem er z.B. die Anzahl der Unternehmen, die das Gut produzieren begrenzt. Die neue Angebotskurve stellt die senkrechte Kurve „Beschränktes Angebot“ dar. Da das neue Angebot bei X1 unterhalb der bisherigen markträumenden Menge X* liegt, resultiert ein höherer Preis PA.

In Summe haben wir auch hier wieder einen Nettowohlfahrtsverlust in Höhe von B + C, der aus den Mengen- und Preiseffekten resultiert.

Die Konsumenten verzeichnen infolge des Preisanstiegs einen Verlust (Fläche A). Die Produzenten einen Gewinn (Fläche A). Allerdings führt die Reduzierung des Angebots sowohl bei Produzenten (Fläche C) als auch bei den Konsumenten (Fläche B) zu einem Verlust.

Konsumentenrente (- A – B) + Produzentenrente (A -C) = Nettowohlfahrtsverlust (B + C)

3. Monopole und Wohlfahrtsverlust

Wohlfahrtsverlust und Monopol

Ein weiteres Anwendungsgebiet der Konsumenten- und Produzentenrente zur Ermittlung von Wohlfahrtswirkungen sind Marktformen.

Der vollkommene Markt und das homogene Polypol stellen ja das Basismodell in der VWL dar. Man vergleicht dann dieses Modell mit anderen Marktformen und schaut, ob es hier einen Wohlfahrtsverlust gibt.

Einen eindeutigen Wohlfahrtsverlust stellt man bei dieser Analyse beim Monopol fest. Beim Oligopol kann, muss aber kein Wohlfahrtsverlust auftreten.

Wir haben euch in der Grafik deshalb dargestellt, wieso es in einem Monopol zu einem Wohlfahrtsverlust kommt. Da wir hier den Verlust aus Unternehmenssicht betrachten, sind die Kurven etwas anders beschriftet als in den vorherigen Abschnitten. Das Prinzip ist aber immer dasselbe.

Im Ergebnis führt das Monopol aufgrund von Ineffizienzen zu einem Verlust an Wohlfahrt. Ihr seht in der Grafik einmal die Nachfragekurve. Die Angebotskurve des Monopolisten wird durch seine Grenzkostenkurve dargestellt. Der Schnittpunkt der beiden Kurven bildet die markträumende und effiziente Menge X*.

Im Optimum entspricht damit der Preis den Grenzkosten.

Der Monopolist verlangt aber einen höheren Preis Pmon, um seinen Gewinn zu maximieren

Die jetzt entstehenden Wohlfahrtswirkungen sind denjenigen sehr ähnlich, wie in den vorherigen Abschnitten. Im Endeffekt liegt in einem Monopol die verkaufte Menge unter der effizienten Menge, wobei der Preis höher als der effiziente Preis ist.

Der in der Grafik dargestellte Nettowohlfahrtsverlust resultiert als aus der Ineffizienz, dass zu wenig Konsumenten das Gut erwerben wollen bzw. können (Verlust Konsumentenrente) und der Monopolist nicht optimal die Nachfrage befriedigen kann (Verlust Produzentenrente).

4. Steuern und Wohlfahrtsverlust

Harberger-Dreieck-Wohlfahrtsverlust und Besteuerung

Als letztes Beispiel zeigen wir euch die grafische Analyse der Wohlfahrtswirkungen durch Besteuerung. Als Ergebnis halten wir bereits an dieser Stelle fest, dass es auch hier zu einem Nettowohlfahrtsverlust kommt. Die Analyse der Wohlfahrtswirkungen infolge von Besteuerung in ein weites Forschungs- und Anwendungsgebiet in der VWL. Wir stellen euch hier nur einen sehr einfachen Fall vor. Den Nettoverlust aufgrund von Steuern bezeichnet man auch als Harberger-Dreieck.

Sicherlich fällt euch bei der Grafik sofort die Ähnlichkeit zum Monopol auf. Auch hier haben wir wieder eine Abweichung vom effizienten Marktgleichgewicht (X*), was durch die Besteuerung der Marktteilnehmer verursacht wird. Im Ergebnis haben wir den Wohlfahrtsverlust mit der Fläche C.

Im Unterschied zum vorhergegangenen Monopolbeispiel haben wir jetzt einen „Gewinn“ für den Staat aufgrund des Steueraufkommens. In der Grafik ist dies über das Quadrat, das sich durch Multiplikation der Steuereinnahmen mit der verkauften Menge Xt ergibt.

Das Harberger-Dreieck ergibt sich durch einen Verlust an Produzenten- und Konsumentenrente infolge der induzierten Mengenreduktion.

Der Preis wird über die Steuer im Prinzip erhöht, was die bekannten Folgen bei Konsumenten als auch Produzenten hat.

Weitere Beispiele für die entstehenden Wohlfahrtsverluste und insbesondere ihre Verteilung auf Anbieter und Nachfrager wären z.B. die Frage, ob die Anbieter die Steuer vollständig auf die Konsumenten in Form von Preiserhöhungen überwälzen, wie (steuer-)elastisch die Nachfrager hierauf reagieren. Oder auch, wie die Steuer genau ausgestaltet.

Rechenbeispiel zu Steuern und Nettowohlfahrtsverlust

Angenommen, wir haben eine Nachfragefunktion N (P) = 400 – 4 P und eine Angebotsfunktion A(P) = 100 + P.

Im Folgenden wird eine Mengensteuer in Höhe von 15 Geldeinheiten eingeführt. Wie hoch ist der Wohlfahrtsverlust?

Schritt 1: Berechnung Marktgleichgewicht

400 – 4 P = 100 + P

300 = 5 P

P = 60

Einsetzen GG-Preis in z.B. Angebotsunktion für X:

A (60) = 100 + 60 = 160 = X

Das Marktgleichgewicht ist gegeben durch P* = 60 und X* = 160

Schritt 2: Berechnung von Preis und Menge mit Steuer

Nachfragefunktion (mit Steuer) = Angebotsfunktion

400 – 4 (P + t) = 100 + P

400 – 4 (P +15) = 100 + P

400 – 4P – 60 = 100 + P

240 =  5P

P = 48

Einsetzen des neuen Preises in z.B. die Angebotsfunktion:

A (48) = 100 + 48 = 148 = X

Der neue Preis und die abgesetzte Menge aufgrund der Steuer sind Pt = 48 und xt=148

Schritt 3: Berechnung des Wohlfahrtsverlustes

Formel: Wohlfahrtsverlust = 0,5 * Steuer * Δ x

Die Formel bildet die Berechnung des Harberger-Dreiecks aus der vorherigen Grafik ab: Höhe (Die Steuer t ist gleich die Veränderung von P) * Breite (Veränderung von X) * 0,5

Berechnung:

Wohlfahrtsverlust    = 0,5 * 15 * (160 – 148)

                                = 0,5 * 15 *12

                                = 90

Ergebnis: Die eingeführte Mengensteuer in Höhe von 15 Geldeinheiten ergibt einen Nettowohlfahrtsverlust in Höhe von 90 Geldeinheiten.

Anwendungsgebiete der Analyse des Wohlfahrtsverlustes

Die Berechnung des Wohlfahrtsverlusts ist in verschiedenen Bereichen der Wirtschafts- und Sozialpolitik relevant. Hier sind einige Anwendungsgebiete, in denen die Berechnung des Wohlfahrtsverlusts wichtig ist:

  1. 1
    Politische Entscheidungen: Die Berechnung des Wohlfahrtsverlusts hilft bei der Bewertung der Auswirkungen von politischen Entscheidungen, Maßnahmen oder Gesetzen auf das Wohlergehen der Gesellschaft. Es ermöglicht, potenzielle Kosten und Nutzen abzuwägen und zu beurteilen, ob eine Maßnahme zu einem positiven oder negativen Wohlfahrtseffekt führt.
  2. 2
    Marktinterventionen: Bei der Analyse von Marktinterventionen wie Preisregulierungen, Steuern, Subventionen oder Handelsbeschränkungen ist die Berechnung des Wohlfahrtsverlusts von großer Bedeutung. Sie ermöglicht die Abschätzung der Auswirkungen auf Konsumenten, Produzenten und die gesamte Wohlfahrt und hilft dabei, die Effizienz und Verteilungswirkungen solcher Interventionen zu bewerten.
  3. 3
    Wettbewerbspolitik: In der Wettbewerbspolitik ist die Berechnung des Wohlfahrtsverlusts ein Instrument, um Kartelle, Monopole oder andere Formen von Marktbeherrschung zu analysieren. Durch die Quantifizierung des Wohlfahrtsverlusts, der durch Wettbewerbsbeschränkungen entsteht, können die negativen Auswirkungen auf den Markt und die Verbraucher besser verstanden werden.
  4. 4
    Kosten-Nutzen-Analysen: Bei der Bewertung von Investitionsprojekten, Infrastrukturmaßnahmen oder politischen Programmen können Kosten-Nutzen-Analysen durchgeführt werden, um den Wohlfahrtsverlust zu quantifizieren. Dies ermöglicht die Abwägung der Kosten einer Maßnahme gegenüber ihren erwarteten Vorteilen und trägt zur fundierten Entscheidungsfindung bei.
  5. 5
    Evaluierung von externen Effekten: Externe Effekte wie Umweltverschmutzung, Lärmbelästigung oder soziale Kosten können zu erheblichen Wohlfahrtsverlusten führen. Durch die Berechnung des Wohlfahrtsverlusts können diese Effekte quantifiziert und in die Entscheidungsfindung und Politikgestaltung einbezogen werden.

Zusammenfassung

  • Wohlfahrtsverlust: Verlust an Konsumenten und Produzentenrente, der durch einen Staatseingriff o.ä. hervorgerufen wird.
  • Ein Wohlfahrtsverlust ist dadurch gekennzeichnet, dass die auf dem Markt gehandelte Menge unter die markteffiziente Menge fällt. D.h., es liegt eine Marktineffizienz vor.
  • Der Wohlfahrtsverlust bzw. Nettowohlfahrtsverlust ist in einem Angebots-Nachfragediagramm über ein Dreieck dargestellt. Je nach Anwendungsgebiet erhält diese Fläche unterschiedliche Namen (z.B. Harberger-Dreieck bei Steuern).
  • Die gängigsten Anwendungsgebiete sind Staatseingriffe in Form von Preis- oder Mengenkontrollen, Subventionen, Zölle oder Steuern. Aber auch die Analyse von etwaigen Marktversagen, wie Ineffizienzen durch externe Effekte oder Monopole zählen dazu.
  • Die Höhe und Verteilung des absoluten Wohlfahrtsverlustes können sehr unterschiedlich ausfallen. Einflussfaktoren sind z.B. die Höhe des Eingriffs, die Markgröße (Höhe Mengeneffekt!), oder auch die Elastizität von Nachfrage und Angebot (Steigung Angebots- und Nachfragekurve).

fAQ: Häufige Fragen zum Wohlfahrtsverlust

Was ist der Unterschied zwischen Wohlfahrtsverlust und Nettowohlfahrtsverlust?

Der Wohlfahrtsverlust bezieht sich auf die absolute Verringerung des Wohlergehens einer Gesellschaft durch eine Entscheidung oder Marktveränderung. Der Nettowohlfahrtsverlust berücksichtigt zusätzlich Kompensationen, die den Betroffenen gewährt werden. Er ergibt sich aus dem Wohlfahrtsverlust abzüglich aller Kompensationen und bietet eine umfassendere Bewertung der Gesamtauswirkungen einer Maßnahme.

Welche Faktoren beeinflussen die Höhe des Wohlfahrtsverlusts in einem Markt?

Die Höhe des Wohlfahrtsverlusts wird durch die Größe der Marktveränderung, die Elastizität von Angebot und Nachfrage, das Ausgangsniveau der Rente, das Vorhandensein von Marktmacht und externen Effekten beeinflusst. Diese Faktoren bestimmen, wie stark die Konsumenten- und Produzentenrente durch die Marktveränderung beeinträchtigt werden.

Wie kann man den Wohlfahrtsverlust in einem Angebots-Nachfrage-Diagramm darstellen?

Im Angebots-Nachfrage-Diagramm wird der Wohlfahrtsverlust durch die Fläche zwischen der ursprünglichen Nachfragekurve und der neuen Nachfragekurve, begrenzt durch die ursprüngliche Menge und die neue Menge, repräsentiert. Die Fläche zeigt den Rückgang der Konsumentenrente aufgrund der Marktveränderung.

Welche Rolle spielen Konsumentenrente und Produzentenrente bei der Berechnung des Wohlfahrtsverlusts?

Die Konsumentenrente und die Produzentenrente werden verwendet, um den Wohlfahrtsverlust zu quantifizieren. Der Wohlfahrtsverlust ergibt sich aus dem Verlust an Konsumentenrente und Produzentenrente aufgrund einer Marktveränderung oder Maßnahme.

Wie können externe Effekte den Wohlfahrtsverlust beeinflussen?

Externe Effekte können den Wohlfahrtsverlust erhöhen, da sie zusätzliche Kosten oder Nutzen verursachen, die nicht im Marktmechanismus berücksichtigt werden. Negative externe Effekte wie Umweltverschmutzung können zu einem größeren Wohlfahrtsverlust führen, da sie die sozialen Kosten erhöhen.

Welche Anwendungsgebiete hat die Berechnung des Wohlfahrtsverlusts in der realen Wirtschafts- und Sozialpolitik?

Die Berechnung des Wohlfahrtsverlusts wird in der realen Wirtschafts- und Sozialpolitik verwendet, um politische Entscheidungen, Marktinterventionen, Kosten-Nutzen-Analysen, Wettbewerbspolitik und die Bewertung von externen Effekten zu unterstützen. Sie hilft, die Auswirkungen von Maßnahmen auf das Gesamtwohlergehen der Gesellschaft zu verstehen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Literatur


  • Krugman, P. und R. Wells: Volkswirtschaftslehre, Schäffer-Poeschel, 2017.
  • Mankiw, G. und M. Taylor: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Auflage, Schäffer-Poeschel, 2021.
  • Pindyck, Robert S., und Daniel L. Rubinfeld. Microeconomics, Pearson Education Deutschland GmbH, 2018.

Über die Autorin: 

Nadine Behncke

Promovierte Volkswirtin und überzeugte Europäerin. Ihre Schwerpunkte sind die Entwicklung und Herausforderungen der EU mit ihren Auswirkungen und Folgen auf Deutschland und seine Bevölkerung. Sie schreibt auf Think About zu Politik, Wirtschaft & Geschichte in Europa, um Wissen zu vermehren und zur Diskussion beizutragen.


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