Geldmengeninflation entsteht, wenn die Geldmenge stärker ansteigt als der Gegenwert auf dem Gütermarkt. In diesem Artikel erklären wir euch, warum Inflation nach Milton Friedman langfristig immer ein monetäres Problem ist.
Definition
Geldmengeninflation: Sie entsteht, wenn die Geldmenge zu stark wächst. Ursache kann eine vermehrte Kreditvergabe der Banken sein, oder auch Interventionsverpflichtungen bei festen Wechselkursen. Langfristig betrachtet ist Inflation immer ein monetäres Problem.
Erklärt wird die Geldmengeninflation grundsätzlich über die Quantitätsgleichung des Geldes, die einen Zusammenhang zwischen dem Geldmarkt und dem Gütermarkt darstellt. Ausführlich erklärt wird die Geldmengeninflation über die sogenannte klassische Inflationstheorie. Die Theorie erklärt, welche Auswirkungen eine Veränderung der Geldmenge auf die wichtigen makroökonomischen Größen hat. Das Preisniveau und folglich die Inflation stellt hier nur eine Größe dar. Die Quantitätsgleichung ist damit ein „Ergebnis“ dieser Theorie, die auch andere Größen erklärt.
Generell gilt bei der Geldmengeninflation: die Geldmenge muss im gleichen Ausmaß wie die Gütermenge bzw. das Bruttoinlandsprodukt wachsen; steigt die Geldmenge stärker als der entsprechende Gegenwert, kommt es zur Inflation, wenn das angebotene Geld durch die Wirtschaftssubjekte nachgefragt wird. Die Zentralbank kann eine Geldmengeninflation durch eine restriktive Geldpolitik verringern, indem sie das Geldangebot senkt.
Hintergrund: Geldmengenwachstum und Inflation
1. Statistik: Geldmengenwachstum und Inflation
Einen ersten Eindruck zur Überprüfung, ob ein Zusammenhang zwischen Inflation und dem Geldmengenwachstum besteht, gibt dieses Streudiagramm.
In der Grafik stehen sich Geldmengenwachstum und Inflation gegenüber. Jeder Punkt ist ein Jahr. Wir betrachten den Zeitraum ab dem Jahr 2000 bis 2019. Die Daten stammen von der Deutschen Bundesbank. Auf der x-Achse ist die Wachstumsrate der Geldmenge abgetragen. Wir haben sie über die Geldmenge M2 gemessen. Auf der Y-Achse ist Inflationsrate abgetragen. Wir haben sie, wie üblich, über den Verbraucherpreisindex (VPI) dargestellt.
Die Daten zeigen einen sehr leichten positiven Zusammenhang zwischen den beiden Wachstumsraten.
Interessant ist, dass in der ersten Hälfte der 2000er Jahre in den meisten Jahren sowohl die Inflationsrate als auch das Geldmengenwachstum höher ausfiel als in der zweiten Hälfte. Ursächlich können hierfür die Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 angesehen werden und die anschließend langanhaltenden Konsolidierungsprozesse in den EURO-Staaten in Folge der „EURO-Krise.“
Die nur schwach ausgeprägte Geldmengeninflation zeigt aber auch, dass Geldmengeninflation eher einer langfristigen Betrachtung bedarf. Anders formuliert: Der betrachtete Zeitraum ist zu kurz, um einen deutlichen positiven Zusammenhang festzustellen. In den entsprechenden VWL-Lehrbücher wird zur Illustration der Geldmengeninflation diese Grafik deshalb oft mit Daten für Dekaden gezeigt.
2. Inflation, Geld- und Gütermarkt: Die Quantitätsgleichung und die klassische Inflationstheorie
In der Grafik erkennt man den vereinfacht ausgedrückten Zusammenhang zwischen dem Geld- und Güterkreislauf. Das reale Bruttoinlandsprodukt Y stellt den Güterbereich dar. Der Geldbereich, oder auch Geldmarkt, ist charakterisiert durch die Geldmenge M und deren Umlaufgeschwindigkeit v. Das Preisniveau P ist das Bindeglied zwischen den beiden Bereichen. Das Preisniveau beeinflusst den Güterbereich und den Geldbereich.
Letztlich sind diese vier Größen die Bestandteile der sogenannten Quantitätsgleichung.
Sie lautet wie folgt:
M*v = p*Y
Formt man die Gleichung nach p um, erhält man:
P = M*v/Y
Das Preisniveau ist abhängig von der Geldmenge (und Umlaufgeschwindigkeit) und dem Bruttoinlandsprodukt bzw. den vorhandenen Gütern.
Die Wachstumsrate des Preisniveaus ist damit abhängig von den entsprechenden Wachstumsraten der anderen Variablen. Ist das Wachstum des Preisniveaus größer, kommt es hiernach zu Geldmengeninflation, was der eingangs formulierten Definition entspricht.
Der hier formulierte Zusammenhang ist eine der frühesten und einflussreichsten Thesen in der VWL. Diese einfache und erste Quantitätsgleichung wurde als verbaler Zusammenhang von David Hume 1752 in seinem Aufsatz „Of Money“ hergeleitet. Er analysierte in dem Aufsatz die Verbindung zwischen dem Anstieg der Geldmenge und dem anschließenden Preisanstieg. Seit der ersten Entdeckung von Hume wurde dieser Zusammenhang immer wieder von verschiedenen Ökonomen festgestellt: Ein Anstieg der Geldmenge führt zu einem anhaltenden Anstieg der Preise.
Die theoretische Fundierung der Quantitätstheorie wurde weitergeführt und die Quantitätsgleichung weiterentwickelt. Insgesamt spricht man aufgrund des Entdeckungszeitraumes im 18. Jahrhundert von der klassischen Inflationstheorie, da die Denkrichtung der damals vertretenen Ökonomen (z.B. Hume, Ricardo, Smith,…) als Klassik bezeichnet wird.
Im makroökonomischen Methodenstreit wurde die Quantitätsgleichung immer weiter und differenzierter entwickelt. Bis im 20. Jahrhundert mit Milton Friedman der Monetarismus als „Neuformulierung“ der klassischen Ideen zur Blüte gelangt. Und Friedman in seinen Arbeiten zur klassischen Inflationstheorie feststellte, dass „Inflation langfristig immer ein monetäres Problem ist“.
Geldmengeninflation: Die klassische Inflationstheorie
Nachfolgend konzentrieren wir uns in diesem Artikel zur Erklärung der Geldmengeninflation auf den Zusammenhang zwischen Geldmarkt und Preisniveau. Die Quantitätsgleichung behandeln wir in einem anderen Artikel:
Hier weiterlesen: Artikel zur Quantitätsgleichung des Geldes
1. Preisniveau, Geldwert und Inflation
Wie nimmt man Inflation im Alltag wahr?
In der Regel über einen Anstieg der Preise von Gütern, die man oft und gerne bzw. notwendigerweise konsumiert (z.B. Miete, Lebensmittel etc.).
Gemessen wird das gesamtwirtschaftliche Preisniveau über den Verbraucherpreisindex (VPI), der aus vielen verschiedenen Einzelpreisen berechnet wird. Ein Anstieg der Wachstumsrate über die Zeit misst dann die Inflation.
Hieraus zeigt sich zweierlei:
- Inflation ist ein gesamtwirtschaftliches Phänomen. Sie bezieht sich nicht auf einzelne Preisveränderungen, sondern auf einen (gesamtwirtschaftlichen) Durchschnittswert.
- Das Thema Inflation begegnet uns in der Regel auf dem Gütermarkt und hat dort Auswirkungen auf die Funktion des Geldes als Tauschmittel. Durch die Inflation nimmt der Wert des Geldes ab.
Dies zeigt wiederum, dass man das gesamtwirtschaftliche Preisniveau aus zwei Blickwinkeln betrachten kann:
Gütermarkt: Das Preisniveau stellt den Preis eines Warenkorbes dar (der VPI). Steigt das Preisniveau, müssen die Konsumenten einen höheren Preis für die Güter bezahlen. Mathematisch ausgedrückt: P = Geldmenge, die für den Güterkauf benötigt wird (= Preis).
Geldmarkt: Das Preisniveau kann als Maßstab für den Geldwert interpretiert werden. Ein Anstieg des Preisniveaus führt zu einem geringeren Geldwert. Für einen Euro kann man nun eine geringere Menge eines Gutes kaufen. Mathematisch ausgedrückt: 1/P = Wert des Geldes in Gütern gemessen.
Mit diesen beiden Größen bestimmen wir im Folgenden das Gleichgewicht zwischen Preisniveau und dem Geldmarkt.
2. Geldmarkt und Gleichgewichtspreisniveau
Mit Hilfe des Modells in der Grafik können wir das Preisniveau, definiert als Wert des Geldes bestimmen.
Wie immer in der VWL ergibt sich der Wert auch hier über den Preis, der sich durch das Aufeinandertreffen von Angebot und Nachfrage einstellt. In unserem Fall auf dem Geldmarkt.
Das Modell enthält die folgenden Kurven:
Das Geldangebot Ms: Es handelt sich um eine senkrechte Kurve, da angenommen wird, dass die Geldmenge exogen bestimmt ist. Sie wird als gegeben angesehen, da die Geldmenge von der EZB gesteuert wird.
Die Geldnachfrage Md: Die nachgefragte Geldmenge wird von zahlreichen Größen beeinflusst. Eine Größe ist z.B. das Vertrauen der Wirtschaftssubjekte in die Kapitalmärkte. Hieraus resultiert wieviel Bargeld Konsumenten bei sich tragen. In der kurzen Frist wird die Geldnachfrage ferner vom Zinssatz beeinflusst. Ganz allgemein beeinflusst das durchschnittliche Preisniveau die Geldnachfrage. Die Kurve ist fallend.
Wie bereits dargestellt halten die Konsumenten Geld, da es ein Tauschmittel ist. Wie viel Geld sie nun halten möchten, hängt von den Preisen der Güter ab, die sie kaufen wollen.
Je höher die Preise sind, desto mehr Geld erfordern die Transaktionen und desto mehr Geld werden die Konsumenten kurzfristig verfügbar haben. Ein höheres Preisniveau impliziert damit einen niedrigeren Geldwert und erhöht somit die Geldnachfrage.
Deshalb ist Die Kurve der Geldnachfrage ist fallend. Sie zeigt, dass bei einem niedrigeren Geldwert eine größere Geldnachfrage vorliegt.
Auf lange Sicht (wichtig!) passt sich das Preisniveau an den Punkt an, an dem Geldangebot und Geldnachfrage im Gleichgewicht sind.
Dieser Anpassungsprozess wird durch die Achsenbeschriftungen dargestellt:
Die senkrechte Achse links zeigt den Geldwert 1/P, die rechte Achse das Preisniveau P. Die Skalierung der beiden Achsen verläuft entgegengesetzt. Dies impliziert, dass ein hoher Geldwert (links, 1/P) mit einem niedrigen Preisniveau (rechts, P) einhergeht.
Der Gleichgewichtspunkt ist in der Grafik der Punkt A. Der Geldmarkt ist im Gleichgewicht, wenn der Gleichgewichtsgeldwert ½ beträgt und das gelichgewichtige Preisniveau bei 2 liegt.
Ungleichgewichte in der Grafik:
Preisniveau P höher als A: Geldnachfrage > Geldangebot
P muss sinken, damit wieder ein Gleichgewicht entsteht.
Preisniveau P kleiner als A: Geldangebot > Geldnachfrage
P muss steigen, damit wieder ein Gleichgewicht vorliegt.
3. Geldmengeninflation erklärt: Erhöhung der Geldmenge
Um nun das Entstehen von Geldmengeninflation zu erklären, betrachten wir in dem Modell, wie sich eine exogene Erhöhung der Geldmenge auswirkt:
Ausgangspunkt ist der Gleichgewichtspunkt A. Hier entspricht das Geldangebot Ms der Geldnachfrage Md. Der Geldwert liegt bei ½, das Preisniveau bei 2.
Die EZB verdoppelt nun das Geldangebot.
In der Grafik bedeutet dies einen Anstieg des Geldangebots. Die Angebotskurve verschiebt sich nach rechts (Ms2).
Es liegt nun ein Ungleichgewicht vor. Im Rahmen der einsetzenden Anpassungsprozesse sinkt der Geldwert von ½ auf ¼. Entsprechend steigt das Preisniveau von 2 auf 4.
Ein Anstieg des Geldangebots erhöht die Geldmenge. Hierdurch kommt es zu einem Anstieg des Preisniveaus, der den Wert jedes Euros verringert. Dies entspricht im Zeitablauf einer Geldmengeninflation.
Dies hier modellhaft vorgestellte Erklärung, wie das Preisniveau bestimmt wird und wieso es im Zeitablauf zu Inflation kommen kann, bezeichnet man als Quantitätstheorie des Geldes.
Nach dieser Theorie bestimmt die in der Volkswirtschaft vorhandene Geldmenge den Geldwert. Das Wachstum der Geldmenge stellt damit die primäre Inflationsursache dar:
Inflation ist damit langfristig immer ein monetäres Phänomen.