Aktualisiert: 27. August 2023

Konjunkturerklärungen: Die 5 Ursachen für Konjunkturschwankungen

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Konjunkturerklärungen zeigen, wie es zu Konjunkturschwankungen kommen kann. Die Ursachen für Konjunkturschwankungen erläutern wir euch in diesem Artikel. 

Hintergrund Konjunkturerklärungen

Die Konjunkturtheorie beschäftigt sich mit der Frage, wie es zu Konjunkturschwankungen kommen kann. Die Theorieansätze lassen sich in der Regel nach verschiedenen Kriterien gruppieren. Am bekanntesten ist die Unterscheidung in exogene und endogene Ansätze. Die exogenen Ansätze erklären, ob die Konjunktur durch Faktoren außerhalb des ökonomischen Modells erklärt werden kann. In der Regel haben konjunkturelle Schwankungen mehrere Erklärungen.

Allerdings sind Konjunkturschwankungen nur dann möglich, wenn mindestens eine Determinante des Bruttoinlandproduktes erheblichen Schwankungen unterworfen ist. Betrachtet man das BIP nachfrageseitig, haben wir die Faktoren Konsum (Haushalte), Investitionen (Unternehmen), Staatsausgaben (Staat) und Außenbeitrag (Exporte – Importe). 

Mit diesen vier Konjunkturerklärungen können wir bereits die wesentlichen Ursachen für Konjunkturschwankungen systematisieren.

Außerdem spielen noch die Erwartungen der Wirtschaftsteilnehmer eine große Rolle.

1. Die Ausgabenentscheidungen der Haushalte (Privater Konsum)

Die Haushalte besitzen für die Konjunkturentwicklung eine doppelte Funktion. Zum einen sind sie Konsumenten. Über ihre Konsumentscheidungen tragen sie direkt und maßgeblich zur Konjunkturentwicklung bei. Nicht umsonst fordern manche Politiker als konjunkturpolitische Maßnahme immer wieder, die Nachfrage zu fördern. Hierbei sind in der Regel Maßnahmen gemeint, wodurch die Wirtschaftsteilnehmer mehr Geld zum Konsum haben.

Aber die Haushalte sind auch Arbeitskräfte. Sie bieten den Unternehmen ihre Arbeitskraft gegen Lohn an. Wie viel Arbeitszeit sie anbieten, hängt zum großen Teil von der Höhe des Reallohnes ab (nicht vom Nominallohn!). Denn er bestimmt ihre Kaufkraft. Für Arbeitnehmer ist daher wichtig, dass die Nominallöhne schneller bzw. stärker steigen als die Preise. Denn nur dann haben sie höhere Reallöhne. Und hiermit sind wir wieder bei ihrer Funktion als Konsumenten: Je höher ihr Reallohn ist, desto eher werden sie mehr Geld für den Konsum aufwenden. Denn sie entscheiden nicht nur über den Erwerb alltäglicher Konsumgütern, sondern auch über langlebige Güter und Haushaltsinvestitionen, wie Autos, Waschmaschinen oder den Erwerb einer Wohnung oder eines Hauses.

Es hat sich gezeigt, dass solche Kaufentscheidungen in der Regel zyklisch getroffen werden. D. h., wenn z. B. ein Paar seine gemeinsame Wohnung bezieht, muss es diese erst einrichten. Im Zeitablauf erfolgen dann immer weitere (und kleinere) Ausgaben, wie Möbel und dann kleinere Einrichtungsgegenstände wie die Vollständigkeit des Geschirrs. Nach einigen Jahren sind diese Gegenstände dann kaputt oder abgenutzt und müssen durch neue ersetzt werden. Insofern spricht man bei der Anschaffung größerer Konsumgüter von einem zyklischen Verhalten.

2. Die Entscheidungen der Unternehmen (Investitionen)

Ein Unternehmen trifft seine Produktionsentscheidungen von der erwarteten Absatzmenge. Befindet sich die Wirtschaft im Aufschwung, erwartet das Unternehmen einen höheren Absatz. Es wird deshalb seine Produktionskapazitäten ausbauen. Es stellt neue Arbeitskräfte ein und investiert in neue bzw. mehr Maschinen. Und je nach Betriebsart erwirbt es mehr Rohstoffe und/oder mehr Zwischenprodukte. Durch die höhere Produktion kann es dann die gestiegene Nachfrage bedienen. Allerdings muss das Unternehmen auch immer die Kostenseite im Auge behalten. Als Faustformel gilt: Je höher die Produktivität, desto höhere Kosten kann sich das Unternehmen leisten. So orientiert es sich z. B. bei der Einstellung von neuen Arbeitskräften an ihrer Produktivität. Der zu zahlende Reallohn sollte nicht höher sein, da es sonst Verluste macht.

Sinkt dagegen die Nachfrage und die Lagerbestände in den Unternehmen steigen, deutet dies auf einen rückläufigen Absatz hin. Die Unternehmen reagieren dann gegenläufig und bauen Produktionskapazitäten ab. Über die damit einhergehende Effekte (Arbeitskräfte, Investitionen etc.) beeinflussen Unternehmensentscheidungen maßgeblich die Konjunkturentwicklung. Und können sie verstärken.

3. Einflüsse aus dem Ausland (Exporte und Importe)

In einer globalisierten Welt sind vor allem auch Einflüsse aus dem Ausland als wichtige Ursachen der Konjunkturentwicklung zu bezeichnen. Je offener eine Volkswirtschaft ist, desto großer ist der Einfluss. Wie offen eine Volkswirtschaft ist bzw. wie sie mit dem Ausland verbunden ist, kann man in der Zahlungsbilanz (und hier in den Teilbilanzen, der Leistungs- und Kapitalbilanz) erkennen.

Der Wechselkurs beeinflusst in einer offenen Volkswirtschaft die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Denn er beeinflusst die Import- und Exportpreise. Die Importpreise sind ja immer die „inländischen“ Preise des Auslandes. Ändert sich nun im Ausland das Konsum- und Investitionsverhalten, führt dies zu Preisänderungen, wodurch sich auch der Importpreis ändert. Der Wechselkurs bildet diese Relationen zwischen Inland und Ausland ab. Das Beispiel mit dem Importpreis zeigt, dass Inland und Ausland einander konjunkturell beeinflussen können. Sinkt jetzt z.B. der Importpreis, steigt die Nachfrage nach Importen. Die Leistungsbilanz verschlechtert sich.

In Deutschland wird dagegen die konjunkturelle Entwicklung schon fast traditionell durch den großen Leistungsbilanzüberschuss getragen. D. h. es wird mehr exportiert als importiert.

4. Entscheidungen der Regierung (Staatskonsum)

Der Staat kontrolliert einen großen Teil der Wirtschaftstätigkeit. Im Rahmen seiner fiskalpolitischen Möglichkeiten besitzt er zahlreiche Ansatzpunkte. Zum einen legt er die Steuersätze fest und berücksichtigt dabei Anreizwirkungen von Steuerhöhe und Steueränderungen für die übrigen Wirtschaftsteilnehmer. Über die Steuerhöhe wird maßgeblich die Konsumhöhe der Wirtschaftsteilnehmer mit beeinflusst. Zum anderen besitzt der Staat über seine Rolle als Nachfrager Einfluss auf die Konjunkturentwicklung.

Der Staat trifft regelmäßig Entscheidungen über Infrastrukturinvestitionen. Sie haben merkliche Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft. Aber auch kurzfristige Anreizwirkungen im Rahmen der Konjunkturpolitik sind hier zu nennen. Ein bekanntes Beispiel ist hierfür die „Abwrackprämie“ während der Wirtschaftskrise 2008/2009. Als Beispiel für Infrastrukturinvestitionen kann immer wieder die geforderte Digitalisierungsoffensive angeführt werden.

Aber auch „weiche“ bzw. nicht direkt greifbare Faktoren bewirken, dass die Regierung die Konjunkturentwicklung mit beeinflusst. Denn ohne Rechtsstaatlichkeit und die Sicherung von Eigentumsrechten kann sich die Wirtschaftstätigkeit in einer Volkswirtschaft nur begrenzt entfalten. Als Beispiele könnten hierfür die Situation in der Türkei oder Russland genannt werden. Oder zumindest Länder, in denen die politische Situation (ausländische) Investoren davon abhält, sich in diesem Land zu engagieren.

5. Vertrauen und Erwartungen

Die Erwartungen der Wirtschaftsteilnehmer als Ursache von Konjunkturschwankungen sind zwar erkannt, aber schwierig in den traditionellen Konjunkturtheorien abzubilden.

Sie sind nicht zu unterschätzende Konjunkturerklärungen. Denn unsere Erwartungen über die Zukunft formen unsere Entscheidungen. Immer und auch in der Wirtschaft.

So ist es schwer vorstellbar, dass jemand einen hohen Kredit aufnimmt, um sein neues Eigenheim zu finanzieren, wenn er Angst um seinen Arbeitsplatz hat.

Wie in unserem Artikel zu den Konjunkturindikatoren berichtet, liefern die Medien fast täglich Informationen über die konjunkturelle Entwicklung. Und die Wirtschaftsinstitute veröffentlichen zweimal im Jahr in einer Gemeinschaftsprognose Informationen dazu. Alle diese Informationen beeinflussen natürlich auch die Erwartungen der Wirtschaftsteilnehmer. Vor allem für Unternehmen sind sie hinsichtlich ihrer Investitionsplanung wichtig. Aber nicht nur hierfür. Mit der Entwicklung der Inflationsrate sind sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Konsumenten besondere Erwartungen verbunden. Denn sie ist die Grundlage für mögliche zukünftige Preissteigerungen von Gütern und Dienstleistungen.

Es ist zwar klar, dass Erwartungen und Vertrauen in die Entwicklung bestimmter Wirtschaftsfaktoren einen Einfluss auf die Konjunktur haben. Allerdings ist das Ausmaß schwierig zu messen. Denn wie kann man „Vertrauen“ messen? Und aufgrund welcher Faktoren nimmt Vertrauen zu oder ab? All diese Fragen sind kaum zuverlässig zu beantworten.

Dennoch spielen Vertrauen und Erwartungen eine wichtige Rolle bei den Konjunkturerklärungen. Und dürfen nicht vernachlässigt werden.

Angebots- vs. Nachfrageseitige Ursachen

Die bisher erläuterten BIP-Faktoren sind wesentliche Ursachen der Konjunkturentwicklung. Allerdings kann man diese Ursachen noch erweitern (wie z.B. die Erwartungen) und so anders gruppieren. In unserem Artikel zu den Konjunkturtheorien haben wir zwischen exogenen und endogenen Ansätzen unterschieden. D.h. es macht einen Unterschied, ob der Einflussfaktor exogen oder endogen ist.

Eine andere und bekannte Möglichkeit besteht darin, zwischen Angebots- und nachfrageseitigen Ursachen zu entscheiden. Und ob sie expansiv (fördernd) oder kontraktiv (dämpfend) wirken. So ist eine Erhöhung der Staatsausgaben z.B. expansiv und ein nachfrageseitiger Einflussfaktor. Technischer Fortschritt wirkt ebenfalls expansiv, gehört aber zu Angebotsseite.

Die folgende Tabelle nennt abschließend ein paar Beispiele von Einflussfaktoren auf die Konjunkturentwicklung und ordnet sie nach ihrer Wirkung und ob sie angebotsseitig oder nachfrageseitig wirken.

konjunkturerklärungen

Für weitere Informationen dazu, mit welchen Instrumenten und mit welcher (politischen) Strategie die Konjunktur beeinflusst werden kann, empfehlen wir unseren Artikel zur Konjunkturpolitik.

Zusammenfassung

  • Man unterscheidet zwischen 5 Ursachen für die Konjunkturentwicklung. Konjunkturerklärungen sind: Haushalte, Unternehmen, Staat, das Ausland und Vertrauen bzw. Erwartungen. Erstere sind vor allem nachfrageseitig.
  • Konjunkturerklärungen können angebotsseitig oder nachfrageseitig sein und sowohl expansiv als auch kontraktiv wirken.

Literatur


  • Blanchard, Olivier und Gerhard Illing. Makroökonomie, Pearson Education Deutschland GmbH, 2017.
  • Mankiw, N. Gregory. Makroökonomik: Mit vielen Fallstudien, Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft Steuern Recht GmbH, 2017.
  • Sperber, H.: Wirtschaft verstehen. 112 Lernmodule zur VWL, 5. Auflage, Schäffer-Poeschel, 2016.
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Mankiw, G. und M. Taylor (Autor)

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Über die Autorin: 

Nadine Behncke

Promovierte Volkswirtin und überzeugte Europäerin. Ihre Schwerpunkte sind die Entwicklung und Herausforderungen der EU mit ihren Auswirkungen und Folgen auf Deutschland und seine Bevölkerung. Sie schreibt auf Think About zu Politik, Wirtschaft & Geschichte in Europa, um Wissen zu vermehren und zur Diskussion beizutragen.


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