Die Planwirtschaft (oder auch Zentralverwaltungswirtschaft) ist eine Wirtschaftsordnung, in der die ökonomischen Prozesse einer Volkswirtschaft zentral und zeitlich nach einem Plan gesteuert werden. Die Steuerung betrifft die Produktion und die Verteilung der Produktion.
Definition Planwirtschaft einfach erklärt
Planwirtschaft (oder auch Zentralverwaltungswirtschaft): Wirtschaftsordnung, in der die ökonomischen Prozesse einer Volkswirtschaft zentral und zeitlich nach einem Plan gesteuert werden. Ihre Steuerung betrifft die Produktion und die Verteilung der Produktion.
Die Planwirtschaft konnte sich letztlich nicht durchsetzen. Ihre Nachteile überwogen im Vergleich mit anderen Wirtschaftsformen die Vorteile. Sie bildet ein theoretisches bzw. utopisches Konstrukt, wie ihr Gegenpart der reinen Marktwirtschaft.
Der deutsche Ökonom Walter Eucken prägte für die Planwirtschaft den Begriff Zentralverwaltungswirtschaft. Er verdeutlichte hiermit den Unterschied zur Marktwirtschaft, in der alle Unternehmen und alle Haushalte ebenfalls planen. Der Begriff Zentralverwaltungswirtschaft trifft deshalb den Charakter dieser durch den Staat zentral geleiteten und verwalteten Wirtschaft genauer. Es sind aber beide Ausdrücke – Planwirtschaft und Zentralverwaltungswirtschaft – korrekt und im Gebrauch.
Merkmale der Planwirtschaft
Eine Wirtschaftsordnung besitzt drei Merkmale: die Eigentumsordnung, der Koordinationsmechanismus und die Ordnungsfunktion des Staates. Die Planwirtschaft ist hinsichtlich dieser drei konstituierenden Merkmale folgendermaßen gekennzeichnet:
1. Eigentumsordnung: In der Planwirtschaft befindet sich das Eigentum an den Produktionsfaktoren (und Produktionstechnologien) in den Händen der Gesellschaft. Es handelt sich um Kollektiveigentum. Die Gesellschaft wird hier prinzipiell durch den Staat verkörpert. Oder je nach Ausgestaltung des politischen Systems durch eine Partei.
2. Koordinationsmechanismus: Die Güter- und Dienstleistungsproduktion wird in der Planwirtschaft mittels einjährigen oder fünfjährigen Plänen koordiniert.
Angebot: Eine Kommission führt diese Planungstätigkeit durch. Nach einer Bedarfsanalyse werden diese Bedarfe mittels eines Produktionsplanes auf die einzelnen Betriebe umgelegt.
Dies bedeutet, dass die Unternehmen keine selbstständigen Entscheidungen mehr treffen können. Der Staat legt ihnen Art und Umfang ihrer Produktion vor.
Nachfrage: Der Güterkonsum wird dagegen über quasi-marktliche Strukturen geregelt. Es gibt in der Planwirtschaft zwar Preise. Aber diese Preise resultieren nicht aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Der Staat legt sie stattdessen zentral fest.
Andererseits herrscht auch in der Planwirtschaft Konsumentensouveränität. Die Konsumenten können selber entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben. Diese Konsumentensouveränität ist allerdings durch das vorgegebene Angebot begrenzt. D.h. die Konsumenten können evtl. nicht die Güter erwerben, die sie nachfragen oder nicht in der ausreichenden Menge und zum angestrebten Zeitpunkt.
3. Ordnungsfunktion des Staates: Die Planwirtschaft ist durch die Unterordnung des wirtschaftlichen Geschehens unter die Vorgaben des Staates bzw. dessen Planungsbehörde gekennzeichnet. Nicht die einzelnen Wirtschaftsakteure (die Anbieter und Konsumenten) treffen die Entscheidungen. Stattdessen entscheidet der Staat zentral über die Wirtschaftsstruktur, die angewandten Produktionstechnologien, die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital und die Einkommens- und Vermögensverteilung.
Funktionen der Planwirtschaft
Auswirkungen der Planwirtschaft auf...
Unternehmen: Die Unternehmen dürfen keine perspektivischen bzw. eigenständigen Betriebsentscheidungen tätigen. Die Unternehmen erhalten in ihren Jahresplänen detaillierte Einzelvorschriften. Die darin enthaltenen Kennzahlen umfassen die Produktion, den Absatz, die Finanzen bis zum Einsatz der Arbeitskräfte. Erfüllt ein Unternehmen seine Soll-Vorgaben nicht muss es sich seiner Planungsstelle gegenüber dafür rechtfertigen.
Konsumenten: Die Auswirkungen auf die Konsumenten unterscheiden sich nach dem Entwicklungsstand der Planwirtschaft. In der einfachsten Variante stehen sie einem eingeschränkten Angebot zu festgelegten Preisen gegenüber. Es ist aber auch möglich, dass sie wie die Betriebe Anweisungen zum Konsum erhalten. In weniger entwickelten Planwirtschaften erfolgt dies über Bezugsscheine. In fortgeschrittenen Planwirtschaften über die Preis- und Einkommenspolitik. Soll z.B. der Konsum für ein Gut erhöht werden, senkt der Staat den Preis für das entsprechende Gut.
Arbeitsplätze: Es gibt höchstens eine begrenzte freie Arbeitsplatzwahl. In weniger entwickelten Planwirtschaften steuert der Staat direkt die Entwicklung und den Einsatz der Arbeitskräfte. In entwickelten Planwirtschaften gibt es eine begrenzte Bildungs- und Berufs- und Arbeitsplatzwahl. Sie wird aber letztlich auch vom Staat bestimmt.
Staat: Der Staat und seine Planungskommission bilden die zentrale Schaltstelle in der Planwirtschaft. Sie planen über mehrjährige Pläne die Produktion, den Konsum bis zur Verwendung der Arbeitskräfte. Diese detaillierten Ausarbeitungen bieten Planungssicherheit, entmündigen aber de facto die Gesellschaft. Zudem kann es auch zu übermäßiger Bürokratie, Korruption und Vetternwirtschaft führen.
Vorteile der Planwirtschaft
- Keine Konjunkturschwankungen (stabileres Wachstum)
- Eine bessere Vorhersage von Ergebnissen
- Vermeidung von Fehlentwicklungen zwischen öffentlichen und privaten Investitionen und im Wachstum
- „Zielgerichtete“ Wachstumspolitik
- Versorgungssicherheit mit Gütern des Grundbedarfs zu günstigen Preisen
- Keine offene Arbeitslosigkeit
- Eine gerechte Ressourcen-Verteilung
- Für jedermann zugängliche Sozialeinrichtungen
- Der Staat verhindert die Ausbeutung der wirtschaftlich Schwachen
Nachteile der Planwirtschaft
- Die Produktion entspricht oft nicht der Nachfrage
- Planungsfehler führen zu Versorgungslücken
- Geringe Produktivität
- Verschwendung
- Zu viel Bürokratie
- Keine freie Wahl von Beruf und Arbeitsplatz
- Kein Privateigentum an Produktionsmitteln
- Kaum Leistungsanreize
Der zentrale Vorteil einer Planwirtschaft liegt damit einerseits in der sozialen Komponente und andererseits in der stabilen Wirtschaftsentwicklung (durch die Planung).
Die aufgezählten Nachteile führen zu sechs Problemfeldern, die letztlich zum Scheitern dieses Wirtschaftssystems in der Realität geführt haben.
Grundsätzliche Kritik an der Planwirtschaft
Mangel an Flexibilität
Einer der wichtigsten Kritikpunkte an der Zentralverwaltungswirtschaft besteht in ihrer geringen Flexibilität. Denn in dieser Wirtschaftsform sind die Anweisungen und Planvorgaben der staatlichen Planungsbehörden verbindlich. Die Unternehmen haben hierdurch so gut wie keine Entscheidungsspielräume. Dies wirkt sich negativ auf die Dynamik und Innovationsfähigkeit der Unternehmen aus. Technologische Rückständigkeit und ein geringeres Wirtschaftswachstum sind die Folge. Dies führt letztlich zu einem geringeren Lebensstandard in der Volkswirtschaft.
Mangel an Informationen
Die Planungskommission in der Planwirtschaft kann niemals über alle relevanten Informationen über die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Wirtschaftsteilnehmer verfügen. Dies ist aber für eine vernünftige und effiziente Planung notwendig. Die Planenden können aber nicht über alle Faktoren informiert sein. Sie müssen deshalb zwangsläufig langfristig falsche bzw. ineffiziente Entscheidungen treffen. Zum Beispiel kann eine Fehleinschätzung des Bedarfs für ein Gut zu einem zu hohen oder zu niedrigem Angebot führen. Überschuss oder Mangel des Gutes sind die Folge. Dieses Marktversagen tritt zwar auch in einer Marktwirtschaft auf. Dort geschieht es aber seltener als in einer Planwirtschaft.
Mangel an Steuerungssignalen
In der Planwirtschaft gibt es keine Marktpreise, die sich aufgrund von Angebot und Nachfrage orientieren. Das Angebot ist durch die zentrale Planung vorgegeben. Hierdurch kann man nicht erkennen, ob die vorhandenen Ressourcen (Arbeit, Kapital) tatsächlich zur Befriedigung der Bedürfnisse der Wirtschaftsteilnehmer eingesetzt werden. Es ist dadurch möglich, dass dringende Bedürfnisse der Nachfrager unberücksichtigt bleiben, weil die vorhandenen Ressourcen für weniger wichtige Güter verwendet werden.
Mangel an technologischem Fortschritt
Die zentrale Planung führt dazu, dass es in der Planwirtschaft keinen Wettbewerb. Unternehmen haben damit keinen Anreiz nach Innovationen oder Verbesserungen ihrer Produkte etc. zu suchen. Zentralverwaltungswirtschaften erzeugen damit im Vergleich zur Marktwirtschaft keinen technologischen oder organisatorischen Fortschritt. Und technologischer Fortschritt ist der wichtigste Treiber der Produktivität und des Wirtschaftswachstums.
Mangel an Demokratie
Die zentrale Planungsaufgabe des Staates verlangt gewisse Voraussetzungen, damit sie erfüllt werden kann. Es besteht die These, dass die Zentralverwaltungswirtschaft in der Gesellschaft den Kollektivismus verlangt. Und von der Staatsform her einen Totalitarismus in Form eines Einparteiensystems benötigt, um durchgeführt werden zu können. Die Entscheidungs- und Wahlfreiheit der Wirtschaftsteilnehmer bildet in diesem Wirtschaftssystem einen Störfaktor. Denn subjektive Wahlfreiheit ist sehr schwer mit staatlichen Planungen vereinbar.
Tatsächlich ist es so, dass Zentralverwaltungswirtschaften bisher so gut wie immer mit politisch, mit einem totalitären System verbunden waren.
Mangel an Selbstbestimmung
Dieser Kritikpunkt stellt einen Teilaspekt des vorhergegangenen Kritikpunktes dar. In einer Zentralverwaltungswirtschaft haben die Wirtschaftssubjekte so gut wie keine Wahlmöglichkeiten. Sie sind in Umfang, Art und Zeit begrenzt. Eine Planwirtschaft widerspricht damit dem Ideal selbstbestimmter und frei verantwortlicher Menschen. Wie es bereits seit der Aufklärung mit dem Kant'schen Imperativ gefordert wird.
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Beispiele für Länder mit einer Planwirtschaft
1. Realsozialismus
Die bekanntesten Beispiele für eine Zentralverwaltungswirtschaft sind die Länder des ehemaligen Ostblocks, wie die damalige Sowjetunion oder die DDR. Die wesentlichen Wirtschaftsmerkmale dieser Staaten beinhalteten die Merkmale einer Planwirtschaft: die Verstaatlichung der Produktionsmittel, die staatliche Steuerung des Wirtschaftsprozesses, die Festlegung von Preisen und Löhnen und das staatliche Außenhandelsmonopol.
In der Sowjetunion und in der DDR erarbeitete die zentrale Planungsbehörde bzw. die staatliche Planungskommission aufgrund von Prognosen die gesellschaftlichen Bedarfe und band sie in Jahres- oder Mehrjahresplänen ein.
2. Kriegswirtschaft
Eine Kriegswirtschaft kann als Sonderfall der Planwirtschaft definiert werden. Man versteht unter einer Kriegswirtschaft eine auf die Notwendigkeiten der Kriegsführung ausgerichtete Volkswirtschaft. Die Kriegswirtschaft orientiert sich entweder an einer interventionistischen Marktwirtschaft. Hier werden die Marktkräfte nicht vollständig aufgehoben. Oder sie orientiert sich an der Planwirtschaft. Das oberste Ziel der staatlichen Planung besteht dann darin, die Produktion und die Arbeitskräfte auf die Kriegsproduktion auszurichten. Als Beispiel kann die Wirtschaftspolitik während des Zweiten Weltkrieges angeführt werden. Die beteiligten Kriegsparteien übernahmen in dieser Zeit mehrheitlich eine planwirtschaftlich orientierte Wirtschaftspolitik.
3. Nationalsozialismus
Man kann das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus als Zentralverwaltungswirtschaft mit privatem Eigentum bezeichnen. Dieses Wirtschaftssystem ist ein Beispiel für die Entwicklung der Kriegswirtschaft. Die Wirtschaftsordnung des Nationalsozialismus entfernte sich im Zeitablauf immer stärker von einer Marktwirtschaft und entsprach ab Kriegsbeginn weitestgehend einer Planwirtschaft. Anfang gab es „nur“ staatliche Eingriffe in Form von Mehrjahresplänen für die Mobilmachung. Ab 1942 wurden dann auch die Unternehmen im Prinzip verstaatlicht, da sie ihre Produktion vollständig auf die Erfordernisse der Kriegswirtschaft umstellen mussten.
Hat die Planwirtschaft heute noch Bestand?
Von wenigen Ausnahmen abgesehen gilt die Planwirtschaft heute als Auslaufmodell. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind die meisten Länder des Ostblocks zur Marktwirtschaft gewechselt. Der Wechsel zur Marktgesellschaft gestaltet sich für die Volkswirtschaften dabei als langwierig und schwierig. Kennzeichen dieses Transformationsprozesses sind die Privatisierung von Staatseigentum und der Abbau der Sozialsysteme, da sich der Staat zurückzieht. Dies hatte in der Regel einen Anstieg der Arbeitslosigkeit und der sozialen Ungleichheit zur Folge. Den Ablauf und auch die Schwierigkeiten des Transformationsprozesses kann man beispielhaft an der ehemaligen DDR und den 2004 bzw. 2007 zur EU beigetretenen EU-Ostländern (MOEL) beobachten.
Andere Länder, insbesondere die asiatischen oder lateinamerikanischen Länder betreiben noch bestimmte Aspekte der Planwirtschaft. Sie haben allerdings auch bereits marktwirtschaftliche Elemente in ihre Wirtschaftsordnung übernommen. Selbst China, Nordkorea, Kuba oder Venezuela.
fAQ: Häufige Fragen zur Planwirtschaft
Eine Planwirtschaft ist ein Wirtschaftssystem, in dem die Produktionsmittel und Ressourcen von der Regierung kontrolliert und geplant werden. Die staatliche Zentralbehörde trifft Entscheidungen über Produktion, Preise und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen.
Hauptziele sind soziale Gleichheit, stabile Preise und eine gerechte Verteilung der Güter. Der Fokus liegt auf der Bedürfnisbefriedigung der Bevölkerung statt auf Profitmaximierung.
Vorteile können gerechte Verteilung und Planungssicherheit sein. Nachteile sind oft ineffiziente Produktion, Mangel an Innovation und Einschränkung der individuellen Freiheit.
Historisch hatten Länder wie die ehemalige Sowjetunion, China während der Mao-Ära und Nordkorea Planwirtschaften.
Heutzutage haben die meisten Länder Elemente von Marktwirtschaft und staatlicher Intervention. Reine Planwirtschaften sind selten, aber einige Länder praktizieren immer noch eine stark zentralisierte Wirtschaftslenkung.
Planwirtschaften stehen in der Kritik, da sie oft ineffizient sind, Ressourcen verschwenden und Innovationen behindern können. Zudem können Zensur, Mangel an individuellen Freiheiten und politische Kontrolle negative Auswirkungen auf die Gesellschaft haben.
Zusammenfassung
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