Die Indifferenzkurve ist ein Konstrukt aus der Mikroökonomie und hier der Haushaltstheorie. Sie stellt die Kombination von mehreren Gütern dar, die einem Konsumenten denselben Nutzen bringen. Annahmegemäß ist es den Konsumenten dabei egal, wie ihr Bedarf gedeckt wird. Die Indifferenzkurve berücksichtigt nicht die Qualität von Gütern.
Definition / Erklärung
Ein Konsument besitzt Präferenzen. Hierdurch ist es ihm möglich, zwischen verschiedenen Güterbündeln („Alternativen“) zu wählen. Diese Präferenzen kann man auch grafisch darstellen. In diesem Fall spricht man dann von einer Indifferenzkurve.
In der Mikroökonomie geht man davon aus, dass Konsumenten immer rational handeln. Sie wählen das Güterbündel (eine Kombination aus Gut x1 und Gut x2), das ihnen den höchsten Nutzen stiftet. Und damit ihren Präferenzen am nächsten kommt.
Wenn ein Konsument ein bestimmtes Güterbündel einem anderen Bündel vorzieht, bietet ihm das gewählte Bündel einen höheren Nutzen als das andere. Stiften zwei Güterbündel denselben Nutzen, ist der Konsument in seiner Wahl gleichgültig bzw. indifferent.
Indifferenzkurve:
Kurve, die all jene Güterbündel angibt, die dem Konsumenten, den gleichen Grad an Bedürfnisbefriedigung stiften (auch bekannt als Iso-Nutzenfunktion, Iso-Nutzenkurve oder Nutzen-Isoquante).
Wichtig an dieser Definition ist, dass es vollkommen egal ist, auf welchem Punkt der Indifferenzkurve man sich befindet. Der Nutzen ist immer derselbe!
Hier kann man schnell durcheinander kommen, da Indifferenzkurven einen fallenden Verlauf haben (erklären wir weiter unten). Und man setzt mit einem fallenden Verlauf leicht einen schlechteren Wert in Verbindung.
Die Darstellung der Präferenzen mit der Indifferenzkurve basiert auf zwei Axiomen:
Das Vollständigkeitsaxiom
Das Transitivitätsaxiom
Grafische Darstellung der Indifferenzkurve
Eine Indifferenzkurve konstruiert man immer als einen Zwei-Güter-Fall in einem Koordinatensystem. Auf der horizontalen Achse (X-Achse) trägt man die Menge des Konsums von Gut 2 ab und auf der vertikalen Achse (Y-Achse) die Menge des Konsums von Gut 1.
Voraussetzung für die Darstellung ist, dass beide Güter unendlich teilbar sind. Hierdurch können unendlich viele Punkte (d.h. Güter-Kombinationen) festgelegt werden, zwischen denen der Konsument indifferent ist. Verbindet man alle diese Punkte gelangt man zur Indifferenzkurve.
Da es unendlich viele Punkte gibt, bedeutet dies, dass es auch unendlich viele Indifferenzkurven gibt. In einem Koordinatensystem wird es damit aber recht schnell unübersichtlich.
Die folgende Abbildung illustriert in einem einfachen Fall die grafische Darstellung von Indifferenzkurven.
Wir haben hier das Koordinatensystem mit dem Zwei-Güter Fall. Es sind drei Indifferenzkurven (I1, I2, I3) abgetragen. Jede dieser Indifferenzkurven besteht aus einer unendlichen Anzahl an Güter-Kombinationen, die einem Konsumenten immer denselben Nutzen stiften.
Allerdings ist eine höhere Indifferenzkurve für den Konsumenten insgesamt mit einer höheren Gütermenge verbunden und stiftet damit einen höheren Nutzen.
Punkt B auf Kurve I2 umfasst insgesamt eine größere Menge der Kombination x1 und x2 ab als Punkt A auf Kurve I1. Auf Kurve I2 erzielt der Konsument deshalb einen höheren Nutzen als auf Kurve I1.
Eigenschaften der Indifferenzkurve
Per Definition stellen Indifferenzkurven die Präferenzen der Konsumenten dar. Sie weisen damit bestimmte Eigenschaften auf, die diese Präferenzen widerspiegeln. Man unterscheidet zwischen vier Eigenschaften:
Eigenschaft 1: Bevorzugung höherer Indifferenzkurven
Diese Eigenschaft resultiert aus der Annahme, dass Konsumenten größere Mengen eines Gutes geringen Mengen vorziehen. Höhere Indifferenzkurven repräsentieren damit insgesamt eine größere Menge an Gütern, während niedrigere Indifferenzkurven insgesamt eine geringere Menge an Gütern darstellen. Der Hinweis „insgesamt“ ist hier wichtig, dass ein Punkt auf einer Indifferenzkurve immer die Menge eines Güterbündels (2 Güter) repräsentiert.
Der Konsument zieht höhere Indifferenzkurven niedrigeren Indifferenzkurven vor.
Eigenschaft 2: Nichtsättigungsannahme
Dass Indifferenzkurven eine negative Steigung aufweisen spiegelt die sogenannte Nichtsättigungsannahme wider. Die Steigung einer Indifferenzkurve gibt das Verhältnis an, zu dem ein Konsument ein Gut gegen ein anderes Gut tauschen mag. Ganz allgemein wollten Konsumenten immer beide Güter konsumieren. D.h. wenn der Konsument auf eine Einheit von Gut 1 verzichtet, muss sich die konsumierte Menge von Gut 2 erhöhen, damit der erreichte Nutzen konstant bleibt.
Deshalb ist die Steigung der Indifferenzkurve negativ. Die Steigung der Kurve bezeichnet man auch als Grenzrate der Substitution. Wir gehen in einem anderen Artikel ausführlich auf sie ein.
Die hier dargestellte Abbildung verdeutlicht die Nichtsättigungsannahme. Sie stellt die drei Möglichkeiten im Koordinatensystem welchen Nutzen Konsumenten erzielen können. Die Abbildung veranschaulicht zudem die Ausführungen aus dem Abschnitt „Definition“.
Eigenschaft 3: Transitivitätsannahme
Wir zeigen mit dieser Abbildung, dass die Transitivitätsannahme stimmt und sich Indifferenzkurven nicht schneiden können.
In der Grafik ist mit Punkt B der Fall dargestellt, dass sich zwei Indifferenzkurven schneiden. In wenigen Worten zusammengefasst sagt die Grafik aus, dass der Konsument denselben Nutzen aus Punkt A, Punkt B und Punkt C zieht. Denn die beiden Indifferenzkurven schneiden sich in Punkt B. Dies ist aber nicht möglich, da die Indifferenzkurve mit Punkt C höher liegt als die Kurve mit Punkt A.
Noch einmal zur Erinnerung:
Bewegung auf einer Kurve: Immer derselbe Nutzen
"Verschiebung" einer Kurve (nach außen/oben): Höherer Nutzen
Deshalb können sich Indifferenzkurven nicht schneiden!
Eigenschaft 4: Konvexer Verlauf
Konvex bedeutet „nach innen gekrümmt“. Wie bereits erwähnt, entspricht die Steigung der Indifferenzkurve der Grenzrate der Substitution und stellt das Tauschverhältnis zweier Güter dar.
In der Regel ist es so, dass ein Konsument eher bereit ist, den Konsum eines Gutes zu reduzieren, von dem er bereits viel besitzt. Auf ein Gut, von dem er dagegen wenig besitzt, will er eher nicht verzichten bzw. den Konsum reduzieren. Diese Eigenschaft wird durch den konvexen Verlauf der Indifferenzkurve abgebildet.
Extremfälle
1. Vollkommene Substitute
Vollkommene Substitute: Zwei Güter, deren Indifferenzkurven linear verlaufen.
Die obige Abbildung zeigt Indifferenzkurven für vollkommene bzw. perfekte Substitute. Substitut bedeutet, dass etwas (leicht) zu ersetzen ist. Das Extrembeispiel hierfür zeigt die Grafik.
Zur Veranschaulichung für die beiden Güter können 1-Euro und 2-Euro-Münzen dienen. Man kann annehmen, dass es vollkommen egal ist, ob wir einen Geldbetrag in 1-Euro oder 2-Euro-Münzen erhalten. Uns dürfte nur der Wert insgesamt wichtig sein, unabhängig davon, wie viele 1-Euro oder 2-Euro-Münzen wir haben.
Technisch gesprochen, ist in diesem Fall die Steigung der Indifferenzkurve (d.h. die Grenzrate der Substitution) eine feste Zahl. Hierdurch ergibt sich der lineare Verlauf der Indifferenzkurven. Da die Grenzrate der Substitution konstant ist, sind die Indifferenzkurven Geraden.
2. Vollkommene Komplemente
Vollkommene Komplemente: Zwei Güter, deren Indifferenzkurven rechtwinklig verlaufen.
Die Abbildung zeigt Indifferenzkurven für komplementäre Güter. Komplementär bedeutet „sich ergänzend“. D.h., wie in der Abbildung gezeigt, erhöht der Konsument seinen Nutzen nur dann, wenn er von beiden Gütern eine zusätzliche Einheit konsumiert.
Ein Beispiel für vollkommene Komplemente sind Schuhe. Der linke Schuh sei Gut 1 und der rechte Schuh Gut 2. Wir haben nur dann etwas von den Schuhen, wenn wir sie als Paar erwerben. Uns ist es egal, ob wir 5 linke und 13 rechte Schuhe haben. Insgesamt ergibt dies 5 Paare Schuhe. Ein zusätzlicher rechter Schuh hat keinen Wert, wenn es keinen dazu passenden linken Schuh gibt.
fAQ: Häufige Fragen zur Indifferenzkurve
Eine Indifferenzkurve ist ein grafisches Konzept in der Mikroökonomie, das verschiedene Kombinationen von Gütern darstellt, die einem Konsumenten den gleichen Nutzen bieten. Sie zeigt, dass ein Konsument bereit ist, zwischen Gütern zu tauschen, solange der Nutzen gleich bleibt.
Eine steilere Indifferenzkurve bedeutet, dass der Konsument bereit ist, mehr von einem Gut gegen weniger vom anderen zu tauschen. Eine konvexe Indifferenzkurve zeigt abnehmendes Grenznutzenverhältnis.
Jeder Punkt auf der Indifferenzkurve zeigt eine Kombination von Gütern, die den gleichen Nutzen für den Konsumenten erzeugt. Punkte über der Kurve sind für den Konsumenten vorteilhafter, da sie mehr Nutzen bieten.
Bei steigendem Einkommen verschiebt sich die Indifferenzkurve nach rechts. Der Konsument kann sich mehr von beiden Gütern leisten und erreicht somit höhere Nutzenniveaus.
Der Schnittpunkt zwischen der Indifferenzkurve und der Budgetbeschränkung zeigt die optimale Konsumwahl, bei der der Konsument sein Einkommen maximal nutzt und den größten Nutzen erzielt.
Die Indifferenzkurve basiert auf der Annahme, dass der Konsument konsistent in seinen Präferenzen ist (transitive Ordnung), zusätzliche Gütereinheiten positiven Nutzen bringen und die Güter unteilbar sind.