Inflationsursachen haben Einfluss darauf, in welcher Form Inflation auftritt und mit welchen Maßnahmen man sie zurückfahren kann. In diesem Artikel geben wir euch einen Überblick über die drei wichtigsten Inflationsursachen.
(Keine) Definition
Inflation: Anhaltender Anstieg des Preisniveaus bzw. Verringerung der Kaufkraft des Geldes
Inflation hat niemals nur eine Ursache. Bei jeder Inflation existieren verschiedene Faktoren, die sich gegenseitig verstärken.
Hintergrund Inflationsursachen
Die Abbildung verdeutlicht, wie komplex die Ursachen einer Inflation sind. Als Beispiel ist ein Anstieg des Ölpreises dargestellt.
Dieses oft genutzte Beispiel hat einen realwirtschaftlichen Hintergrund, als in den 1970er Jahren die Ölpreise zweimal stark anstiegen. Man spricht hierbei von der 1. Und 2. Ölkrise.
Das Beispiel eignet sich gut, um die Ursachen der Inflation darzustellen. Denn es zeigt, den Einfluss von drei gleichzeitig ablaufenden Ursachen.
Bis es in hier zu Inflation, gemessen über den Anstieg der Verbraucherpreise kommt, sind bereits auf der Erzeuger- und Handelsebene die Preise gestiegen. In einem ersten Schritt führen die jeweiligen Preisänderungen zu einem Anstieg der Erzeugerpreise. Der Erzeuger reagiert dementsprechend. Es kommt zu einem Anstieg der Handelspreise. Hierüber gelangen die Preissteigerungen schließlich zum Verbraucher.
Es wirken drei Faktoren dahingehend, dass die Inflation über einen Anstieg der Erzeuger- und Handelspreise entsteht:
- Nachfragefaktoren: Sie wirken, wenn die Nachfrage nach Gütern das vorhandene Angebot übersteigt. Die Ursache kann hierfür ein zu starkes Wachstum der privaten oder staatlichen Konsumgüternachfrage sein. Aber auch der Investitionsgüter- oder der Exportnachfrage. (Hinweis: vgl. Verwendungsseite des BIPs).
- Angebotsfaktoren: Sie wirken, wenn die Kosten der Produktion für Unternehmen steigen. z.B. höhere Lohnkosten oder gestiegene Ölpreise. Diese Kosten werden dann in Form höherer Preise schließlich an die Verbraucher weitergegeben. Auch marktmachtbedingte Gewinnsteigerungen der Unternehmen können zu einer Erhöhung der Angebotspreise führen.
- Internationale Verflechtungen: Sie wirken durch die immer stärker zugenommene Verzahnung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen und den Außenhandel. Im Prinzip beeinflussen Konjunkturänderungen im Ausland (Angebots- und Nachfragefaktoren), über die Wechselkurse und Weltmarktpreise die inländische Preisentwicklung.
In der Realität können sich Angebots- und Nachfragefaktoren überlagern. Es ist oftmals nicht unmittelbar zu erkennen, welche Seite den auslösenden und welche Seite den reagierenden Teil im Inflationsprozess ausmacht. Erschwert wird dies zudem durch die Einbeziehung der importierten Inflation.
Inflationsursachen
Ausgehend von dem obigen Beispiel fasst die folgende Übersicht die drei wichtigsten ökonomischen Inflationsursachen zusammen:
Die Angebots- und Nachfrageinflation wurden in dem Beispiel dargestellt. Beide Inflationsursachen können danach unterschieden werden, ob sie im Inland entstanden sind („hausgemacht“) oder importiert werden. Oftmals wird importierte Inflation auch als eigenständige Ursache angesehen.
Abschließend gibt es noch die sogenannte Geldmengeninflation. Sie ist eine klar erkennbare Ursache für eine auftretende Inflation. Allerdings tritt sie in der Regel nicht eigenständig auf, sondern ist häufig eine Reaktion auf Fehlentwicklungen. Insbesondere in der Europäischen Union, in der die EZB unabhängig ist und als oberstes Ziel die Preisniveaustabilität hat, ist die Gefahr einer Geldmengeninflation begrenzt.
Zusammengefasst unterscheidet man zwischen diesen drei Inflationsursachen:
1. Geldmengeninflation
Sie entsteht, wenn die Geldmenge zu stark wächst. Ursache können z.B. eine vermehrte Kreditvergabe von Banken oder auch Interventionsverpflichtungen der Notenbanken bei festen Wechselkursen sein. Eine vermehrte Kreditvergabe führt allerdings nur dann zu einer Geldmengeninflation, wenn die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes konstant bleibt.
Eine dauerhaft anhaltende Inflation ist nur dann möglich, wenn die Zentralbank in entsprechendem Ausmaß die Geldmenge erhöht. Dies erklärt, warum das zentrale Ziel ihrer Geldpolitik die Preisniveaustabilität und die Steuerung der Geldmenge ist. Ausgangspunkt der Geldmengensteuerung der Zentralbank ist die sogenannte Quantitätsgleichung. Sie stellt den Zusammenhang zwischen der nominalen Geldmenge und der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und realen BIP (nominales BIP * Preisniveau) dar. Sie sagt aus, dass eine Erhöhung der Geldmenge bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit zu Inflation führt.
Ausführliche Informationen findet ihr in unserem Artikel zur Geldmengeninflation.
2. Nachfrageinflation
Sie entsteht, wenn auf dem Gütermarkt ein Ungleichgewicht auf der Nachfrageseite vorliegt. Die Nachfrage fällt höher aus als das Angebot. Ursachen können hierfür ein starkes Wachstum in mindestens einer der Nachfragekomponenten des BIP sein: privater oder staatlicher Konsum, Investitions- oder Güternachfrage.
Der Ansatz der Nachfrageinflation gilt als der älteste Ansatz für die Inflationsursachen. Ausgangspunkt für die nichtmonetäre Nachfragetheorie ist die Erhöhung der Gesamtausgaben. Nach der Verwendungsseite des BIP können damit der Staat, die Haushalte, die Unternehmen und das Ausland für Inflationstendenzen verantwortlich sein. Hierbei handelt es sich im Prinzip um die rechte Seite der bei der Geldmengeninflation beschriebenen Quantitätsgleichung.
Weitere Informationen findet ihr hier: Artikel zur Nachfrageinflation
3. Angebotsinflation
Sie entsteht aus hauptsächlich aus zwei Gründen: Erstens in Form einer „Kosteninflation“, wie in dem Ölpreisbeispiel beschrieben. Gestiegene Kosten werden an die Verbraucher weitergegeben. Zweitens kann es zu einer „Marktmachtinflation“ kommen: Marktbedingte Gewinnsteigerungen der Unternehmen können zu einer Erhöhung der Angebotspreise führen.
Während die Nachfrageinflation nur in bestimmten Konjunkturphasen, wie einem Boom, auftritt, können Inflationsimpulse auf der Angebotsseite in jeder Phase des Konjunkturzyklus auftreten. Die einzelnen Inflationsarten ergeben sich aus den Komponenten der Angebotspreise. Ein Angebotspreis setzt sich unter Berücksichtigung der Produktionskosten, der zu zahlenden Steuern und des erwarteten Gewinns zusammen. Erhöht sich eine dieser Komponenten, liegt eine Kosten-, Steuer- oder Gewinninflation vor. Gewinninflation bezeichnet man auch als Marktmachtinflation.
Mehr Informationen: Artikel zur Angebotsinflation
Andere Inflationsursachen: Staatsverschuldung
Aufmerksame Leser/innen könnten einwenden, dass diese Inflationsursache der Nachfrageinflation zuzuordnen ist. Denn Staatsausgaben sind staatlicher Konsum, also eine Nachfragekomponente des BIP. Allerdings geht es bei den beiden folgenden Beispielen nicht per se um eine einfache Erhöhung der Staatsnachfrage. Es handelt sich vielmehr um die Folgen von Staatsverschuldung infolge von zu hohen Staatsausgaben in Krisensituationen.
Kriegsfinanzierung und Inflation
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Inflation häufig in Ländern auftritt, die sich in kriegerischen Auseinandersetzungen befinden oder diese gerade beendet haben. In Kriegszeiten erhöht sich seine Nachfrage nach Rüstungsgütern sehr stark. Dieser Nachfrageanstieg des Staates fällt gegenüber Friedenszeiten so stark aus, dass er sich gesamtwirtschaftlich bemerkbar macht. Um seine gesteigerten Ausgaben bezahlen können, muss der Staat mehr oder neue Steuern erheben und einnehmen. Können die gestiegenen Ausgaben nicht ausreichend über diese zusätzlichen Einnahmen gedeckt werden, ist der Staat gezwungen, Kredite aufzunehmen.
Dieser Vorgang führt zu einer Ausweitung der Geldmenge. Die Notenbank druckt somit das benötigte Geld. Somit ist eine Geldinflation Ursache der (Nachkriegs)Inflation. Allerdings tritt noch ein zweiter Faktor hinzu. Die Wirtschaft stellt ihre Produktion zunehmend auf Rüstungsgüter um. Es werden weniger allgemeine Waren produziert. (Stichwort: Kriegswirtschaft). D.h. das Angebot sinkt bei gleichbleibender Nachfrage. Diese Knappheit lässt die Preise steigen, was zu Inflation führt.
Beispiele für eine Nachkriegsinflation sind Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg, aber auch andere Länder wie die USA.
Staatsverschuldung und Hyperinflation
Aufbauend auf dem Beispiel der Nachkriegsinflation kann erklärt werden, wie es zu einer Hyperinflation kommt. Die Hyperinflation nimmt darin ihren Anfang, dass ein Staat nicht genügend Steuereinnahmen erzielt, um seine Ausgaben zu finanzieren. Selbst wenn er eine Zeitlang über eine Erhöhung der Verschuldung seine Ausgaben finanziert, verliert er irgendwann seine Kreditwürdigkeit.
In dieser Situation bleibt dem Staat nur noch ein Instrument, um sein Defizit decken zu können: eine Ausweitung der Geldmenge. Dies ist der beschriebene Fall der Nachkriegsinflation.
Umgangssprachlich formuliert setzt dann die Zentralbank die Notenpresse in Gang und druckt das benötigte Geld, wodurch das Preisniveau steigt. Das Ergebnis dieses Vorgangs kann dann aber in einem sehr schnellen Geldmengenwachstum und schließlich Hyperinflation münden. Denn der Kreislauf verselbstständigt sich ab einem bestimmten Punkt. Die fiskalischen Probleme des Staates werden durch die Hyperinflation nicht gelöst, sondern verstärken sich.
Ursache hierfür sind die Verzögerungen bei der Eintreibung der Steuer. Mit steigender Inflation sinkt das reale Steueraufkommen. Der Staat ist dadurch davon abhängig, dass die Notenbank immer mehr und immer schneller neues Geld druckt. In Deutschland mündete die Nachkriegsinflation in einer Hyperinflation. Die damit einhergehenden Inflationskosten fielen gigantisch aus. Eine Nachkriegsinflation kann, muss aber nicht in einer Hyperinflation enden.